Ware, schöne Ware“, antwortete die Königin, „Schnürriemen von allen Farben!“
„Die ehrliche Frau kann ich herein lassen“, dachte Schneewittchen, riegelte die Tür auf und kaufte sich den hübschen Schnürriemen.
„Sehr gut!“ sprach die Alte, „wie du aussiehst! Komm, ich will dich einmal ordentlich schnüren“.
Schneewittchen hatte kein Arg, stellte sich vor sie und ließ sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren. Aber die Alte schnürte so fest, daß dem Schneewittchen der Atem verging[10], und es für tot hinfiel.
„Ha! Ha! Bist du jetzt die schönste?“ sprach die Alte und ging fort.
Bald kamen die sieben Zwerge nach Haus, aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Schneewittchen auf der Erde liegen sahen! Die Zwerge hoben es in die Höhe, und schnitten sie den Schnürriemen entzwei.
Als die Zwerge hörten, was geschehen war, sprachen sie:
„Die alte Krämerin war die gottlose Königin. Laß keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind!“
Das böse Weib aber, als es nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte:
„Spieglein, Spieglein
an der Wand,
wer ist die schönste
im ganzen Land?“
So antwortete der Spiegel wie sonst:
„Frau Königin,
Ihr seid die schönste hier,
aber Schneewittchen
über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal
schöner als Ihr“.
Als die Königin das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen.
„Nun aber“, sprach sie, „will ich etwas aussinnen!“
Und mit Hexenkünsten machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete sie sich und nahm die Gestalt eines ändern alten Weibes an[11]. So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Tür und rief:
„Gute Ware feil! feil!“
Schneewittchen schaute heraus und sprach:
„Geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen“.
„Schau mal! Nur schau mal!“ sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus und hielt ihn in die Höhe.
Da gefiel der Kamm dem Kinde so gut, daß Schneewittchen sich betören ließ und die Türe öffnete. Dann sprach die Alte:
„Nun will ich dich einmal ordentlich kämmen“.
Das arme Schneewittchen dachte an nichts. Kaum hatte sie den Kamm in die Haare, als das Gift darin wirkte. Das Mädchen ohne Besinnung niederfiel.
„Ha! Ha! Bist du jetzt die schönste?“ sprach das boshafte Weib und ging fort.
Zum Glück aber war es bald Abend, wo die sieben Zwerge nach Haus kamen. Als sie Schneewittchen auf der Erde sahen, suchten sie nach und fanden den giftigen Kamm. Die Zwerge haben ihn herausgezogen. Als die Zwerge hörten, was geschehen war, sprachen sie:
„Das boshafte Weib war die gottlose Königin. Laß keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind!“
Die Königin, als sie nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte:
„Spieglein, Spieglein
an der Wand,
wer ist die schönste
im ganzen Land?“
So antwortete der Spiegel wie sonst:
„Frau Königin,
Ihr seid die schönste hier,
aber Schneewittchen
über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal
schöner als Ihr“.
Als die Königin das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen.
„Schneewittchen soll sterben!“ rief sie.
Darauf machte sie einen giftigen Apfel. Als der giftige Apfel fertig war, färbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich in eine Bauersfrau. So ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen. Sie klopfte an, Schneewittchen streckte den Kopf zum Fenster heraus und sprach:
„Ich darf keinen Menschen einlassen. Die sieben Zwerge haben mir das verboten“.
„Sehr gut“, antwortete die Bäuerin, „aber meine Äpfel sind sehr schön. Einen will ich dir schenken!“
Schneewittchen streckte die Hand hinaus und nahm den Apfel. Es hatte einen Bissen im Mund. Dann fiel es tot zur Erde nieder. Die Königin lachte überlaut und sprach:
„Ha! Ha! Bist du jetzt die schönste?“ und ging sie fort.
Die Königin, als sie nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte:
„Spieglein, Spieglein
an der Wand,
wer ist die schönste
im ganzen Land?“
So antwortete der Spiegel:
„Frau Königin, Ihr seid die schönste im Land“.
Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe.
Die Zwerge, wie sie abends nach Haus kamen, fanden Schneewittchen auf der Erde liegen. Sie hoben es auf, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser, aber es half alles nichts. Schneewittchen war tot und blieb tot.
Sie legten es auf eine Bahre und beweinten es und weinten drei Tage lang. Da wollten sie es begraben, aber es sah sehr frisch. Sie sprachen:
„Das können wir nicht in die schwarze Erde versenken“, und machten einen Sarg von Glas. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg. Und die Tiere kamen auch und beweinten Schneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen. Nun lag Schneewittchen lange Zeit in dem Sarg.
Es geschah aber[12], daß ein Königssohn in den Wald geriet und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg und das schöne Schneewittchen darin. Da sprach er zu den Zwergen:
„Laßt mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür wollt! Ich kann nicht leben, ohne Schneewittchen zu sehen“.
Wie er so sprach, gaben ihm die Zwerge den Sarg. Der Königssohn küsste Schneewittchen. Und öffnete es die Augen.
“Ach, wo bin ich?“ rief es.
Der Königssohn sagte voll Freude:
„Du bist bei mir! Ich liebe dich; komm mit mir in meines Vaters Schloß, du sollst meine Gemahlin werden!“
Schneewittchen ging mit ihm, und ihre Hochzeit war mit Pracht und Herrlichkeit angeordnet.
1. Warum war das Mädchen Schneewittchen genannt?
1. Sie war aus Schnee.
2. Sie aß Schnee.
3. Sie war so weiß wie Schnee.
4. Sie sang Schneelieder.
ОТВЕТ: Sie war so weiß wie Schnee.
2. Und die Tiere