Sandra Goldoni

Kates Abenteuer in Portici


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ihm, nur wenig sehen. Kate und Will liefen als Schlusslicht hinter ihren Freunden her und waren fast ganz im Dunkeln.

      »Es ist so muffig hier«, konnte Kate Granny vor sich raunen hören.

      »Nicht nur muffig«, beschwerte sich Kate. »Mein Shirt klebt so eklig an meiner Haut und ich habe Durst, wie ein Kamel. Das halte ich nicht lange aus, bei dieser Hitze.«

      »Aber die Luft ist wirklich merkwürdig«, meinte Aurora, die neben Granny herlief. Mit erhobener Nase atmete sie die warmen Dämpfe ein. »Das riecht echt komisch hier.«

      »Wenn du meinen Schweiß meinst«, murmelte Kate, »dann kann ich das im Moment nicht ändern.«

      »Wenn, dann ist es der Schweiß von uns allen«, beruhigte sie Rooie, der ihr Gespräch mitbekommen hatte.

      »Bleibt doch mal ernst«, bat sie Aurora. »Riecht ihr das denn nicht? Es ist so, …, so, ich weiß auch nicht.«

      Auch Kate nahm nun einen leicht säuerlichen Geruch wahr.

      »Du hast recht«, sagte sie. »Was ist das?«

      »Hoffentlich kein giftiges Gas«, meinte Will, bei dem der Schweiß die Stirn hinab tropfte. »Riccardo!«, rief er. »Riccardo! Warte mal. Was ist, wenn hier giftige Gase aufsteigen?«

      »Am besten, wir drehen wieder um«, murrte Granny. »Wir räumen die Steine weg, die auf den Balken liegen und gehen da raus, wo wir hereingekommen sind.«

      Riccardo war stehen geblieben und hatte sich zu ihnen umgedreht.

      »Das geht nicht, Granny!«, erklärte er ihr. »Denk doch an die pyroklastischen Ströme, die mit enormer Hitze alles zerstören. Ich müsste erst einmal meine Leute anrufen, damit wir wissen, wie die Lage dort draußen ist. Hier haben wir keinen Empfang. Oben, am Ausgang hätten wir vielleicht eine Chance.«

      Granny sah ihn ungläubig an.

      »Aber wenn wir weiter oben hinausgehen, werden wir diese Ströme doch auch abbekommen. Was ändert sich da?«

      Riccardo schüttelte den Kopf.

      »Wir spazieren da nicht einfach hinaus«, sagte er. »Sollte ich dort oben immer noch keinen Empfang haben, werden wir erst einmal nachsehen, wie es draußen überhaupt aussieht. Wir haben den Berg dann noch als Schutz. Wir können uns ruckzuck hier herein zurückziehen. Wenn wir auf Auroras Grundstück die Steine über uns wegräumen, haben wir keinen Schutz mehr, versteht ihr das denn nicht?«

      »Doch«, murrte Rooie. »Aber was ist das für ein Geruch? Wir könnten giftige Gase einatmen.«

      »Das ist Kohlendioxid«, erklärte ihnen Riccardo. »Es hat einen scharfen sauren Geruch. Das ist, wie unser Treibhausgas. Gedanken müssen wir uns erst machen, wenn es nach faulen Eiern riecht oder der Geruch stechend wird und wir einen sauren Geschmack verspüren.«

      »Wieso?«, wollte Rooie wissen. »Was ist denn dann?«

      »Das sind die giftigen Gase Schwefeldioxid und Schwefelwasserstoff. Das sind normale Gase, die bei einem Vulkanausbruch freigesetzt werden. Aber jetzt kommt. Ich möchte nicht darauf warten und diese Gemische einatmen.«

      Sie kamen nur wenige Meter weiter, dann blieben sie erneut stehen.

      »Was ist denn jetzt los?«, wollte Granny wissen. Sie hielt sich ihren schmerzenden Arm und sah bekümmert an Rooie vorbei zu Jack.

      »Es geht nicht weiter«, rief Jack ihr zu. »Da liegen meterhoch Steine auf dem Weg, die wir erst wegräumen müssen.«

      »Nimm du die Taschenlampe, damit wir was sehen können«, bat Riccardo seine Mutter.

      Aurora nickte, nahm Riccardo die Lampe ab und ließ dann den Lichtkegel über die vielen Felsbrocken schweifen.

      »Hast du mal versucht mit einem der anderen Handys, die wir hier haben, Empfang zu kriegen?« Riccardo sah sie sprachlos an. »Na ja«, machte Aurora. »Vielleicht liegt es ja auch an deinem Handy, dass du keinen Empfang hast.«

      Jack schüttelte den Kopf.

      »Ich habe meins verloren, als wir hier heruntergefallen sind. Wir haben vorhin schon danach gesucht, es aber nicht gefunden.«

      »Und meins«, sagte Jon, der jetzt anfing die Steine wegzuräumen, »hat man mir zerschossen, als wir denen die Tasche mit den Jacken zurückgeben wollten.«

      Auch die anderen halfen jetzt die Steine zur Seite zu räumen.

      »Hat denn sonst niemand ein Handy einstecken?«, wunderte sich Aurora. »Die jungen Leute laufen heute doch ständig mit ihren Handys vor der Nase herum.«

      »Mich brauchst du auf so etwas gar nicht erst anzusprechen«, meinte Granny. Sie sah Kate und Sharon herausfordernd an. »Und was ist mit euch?«

      Sharon zuckte mit den Achseln.

      »Wir wollten eigentlich zum Pfarrer gehen«, erinnerte sie Sharon. »Hurley und ich haben unsere Handys extra zu Hause liegen lassen.«

      Granny wandte ihren Blick Kate zu.

      »Und du?«

      »Ich habe mein Smartphone in meiner Handtasche und die liegt in unserer Wohnung.«

      Etienne wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      »Isch ’abe es mit meinem Handy gerade versucht. ’ier ’at man keinen Empfang.«

      »Mist«, knurrte Aurora.

      Zehn Minuten später, hatten die Männer eine Stelle frei, durch die sie auf die andere Seite hindurchsehen konnten.

      »Gott sei Dank, da geht es weiter«, stellte Jack fest. »Es haben sich wohl nur an dieser Stelle ein paar Steine gelöst. Ich hatte schon die Befürchtung, dass der komplette Schacht eingestürzt ist.« Er wandte sich verschreckt um.

      »Was ist?«, murrte Aurora.

      »Da ist doch jemand?«, murmelte Jack. Er verstummte und lauschte. Es war ein leises, schleppendes Geräusch, das er gehört hatte. »Hallo?«, rief er.

      Stille.

      »Du wirst dich geirrt haben«, murmelte Riccardo. »Lasst uns weitermachen und die Steine wegräumen, damit wir weiter können.«

      »Macht das«, sagte Jack. »Ich bin gleich wieder da.« Er kehrte ihm den Rücken zu und schlich sich den dunklen Gang entlang zurück.

      Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Jack wieder zurückkam. Er lief schnurstracks auf Jon zu.

      »Da hinten kommt der Typ, dem wir die Juwelen und das Geld nicht zurückgegeben haben.«

      »Bist du sicher?«, wollte Jon wissen.

      »Den erkenne ich alleine an seinem Schritt und an seiner Größe. Selbst im Dunkeln«, versicherte ihm Jack.

      »Ausgerechnet der läuft uns hier unten in die Arme?«, brummte Jon.

      Will hatte das Gespräch mitbekommen.

      »Wir haben unsere Waffen«, murmelte er und zog seine Pistole hervor. »Der Kerl ist unbewaffnet, du hast ihm seine Pistole doch abgenommen.«

      »Sie?«, konnten sie plötzlich den Mann hinter sich poltern hören. Jack wandte sich rasch zu ihm um. Er stand zwischen den Frauen und kam jetzt langsam auf Jack zu. »Geben Sie mir mein Eigentum zurück!«

      »Ich habe das Zeug nicht bei mir. Es ist oben im Haus«, brummte Jack verärgert.

      »Dann gehen wir jetzt raus. Sie geben mir, was mir gehört, dann lasse ich Sie laufen. Wenn Ronaldo hört, dass Sie zwei seiner Männer erschossen haben, werden Sie sowieso keine ruhige Minute mehr haben.«

      »Mir ist Ihr Ronaldo schnuppe«, antwortete ihm Jack. »Merken Sie denn nicht, dass wir hier ein ganz anderes Problem haben?« Der Mann hörte ihm nicht länger zu. Stattdessen ging er auf die Steine zu, die ihnen im Weg lagen und fing an, sie wegzuräumen.

      »Wir sollten auch weitermachen«, murmelte Riccardo.