Ingrid Rathje-Kohn

Lyrischer Regenbogen


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      und wir schauen weit hinaus

      über Eiszeitendmoräne

      unser Wikinger-Zuhaus.

      5.8.2018

       Zwischen den Meeren

      Ich liebe den Sturm, wenn er braust durch das Land,

      wenn die Wellen des Meeres peitschen den Strand.

      Wenn es heult und pfeift in sich wiegenden Bäumen,

      und die Kronen der Wellen beginnen zu schäumen.

      Die Möwen, sie kämpfen sich gegen den Wind -,

      der Hut fliegt vom Kopfe, eh´ man sich besinnt.

      Vorm Fenster gibt´s plötzlich ´nen furchtbaren Krach,

      es fliegen vom Sturmwind die Pfannen vom Dach.

      Dann endlich erreicht er das freiere Feld,

      wo kaum etwas noch in den Weg sich ihm stellt.

      Dort kann er sich steigern in tosender Wut,

      wenn hinter ihm schäumt noch die westliche Flut.

      Und weiter der Sturm braust hinüber zum Wald,

      dort knickt er die Bäume, daß krachend es schallt.

      Er pflügt eine Schneise von Westen herauf

      und bahnt sich den Weg für den rasenden Lauf.

      Jetzt langsam gebrochen wird ihm seine Kraft,

      und Windstärke zwölf er jetzt auch nicht mehr schafft.

      Er treibt noch das Wasser der Ostsee hinaus,

      dann legt er sich schlafen - hier ist er zu Haus.

       Plattdütschland

      In Plattdütschland,

      in Plattdütschland,

      dor sünd wi an de Waterkant,

      dor flegen Möwen op und daal,

      dor pust de Wind de Straaten kahl,

      weil jeder een nah See henlöpt,

      to sehn, wie dor dat Water röppt.

      De Waterkant, de Waterkant,

      de kröppt so mennigmal an Land,

      und ritt sick dor een Stück vun af,

      denn mußt du rönn in Farkendraff,

      dat di de blanke Hans nich kricht,

      und du hest denn keen Land in Sicht.

      Doch bist in Plattdütschland to Hus,

      und di gefallt dat Stormgesuss,

      denn willst du annerswo nich sien

      und kümmst dor immer wedder hin.

      Denn dor versteihst du Land und Lüüd,

      ob ost ob west ob nord ob süd,

      uns Moderspraak, dat willst du hörn,

      nur de kann uns dat Hart beröhrn. 14.9.2018

       Die Dorfeiche

      Nach 50 Jahren sah ich dich mal wieder,

      wir beide sind gealtert, seh ich heut,

      es gibt uns beide noch, wir waren Freunde,

      sei mir gegrüßt, dein Anblick mich so freut.

      In meiner Kinderzeit erschienst du mir viel größer,

      so stark und unverletzbar standst du da,

      so viele Bäume sind seitdem verschwunden,

      daß DU noch immer stehst, das ging mir nah.

      Ich fasste noch einmal die rauhe Rinde

      und legte meine Stirn an deinen Stamm,

      stand in Gedanken zählend da als Kinde,

      wenn beim Verstecken spielen

      ich die Freunde fand.

      Einmal noch schau ich rauf in deine Krone,

      nimm Abschied noch ein allerletztes mal,

      die Blätter rauschten mir

      noch einmal sacht zum Lohne,

      schön war die Zeit mit uns,

      es war - es war einmal.

      2019

       Dorfleben

      Und im Kuhdorf wurde Vieh getrieben,

      zum Grasen an der frischen Luft,

      am Morgen raus in Feld und Wiesen,

      von Milch und Staub entsrömte Duft.

      abends dann, so um halb sieben,

      laut klang ein Blöken überall,

      da wurden sie zurückgetrieben

      zum Melken in den sich´ren Stall.

      Im Straßenstaub, da welkten Fladen

      von zehn mal zehn Küh´n jeden Tag,

      und Pferdeäpfel für die Spatzen,

      als Deko noch dazwischen lag.

      Oh heilig Kuhdorf, Nostalgie,

      so war es nur, das freie Treiben,

      nichts störte Kinderspielkultur,

      doch Fortschritt ließ es nicht so bleiben.

      8.6.2020

      So lang schon her wat löppt de tied

      doch in Gedanken gaar nicht wiet

      as bleev för uns de tied maal staan

      und wi nochmaal as Kinner gaan.

      5.10.2019

       Nochmaal Missunde

      Dat güng mal barfoot dörch de Wischen,

      ton baaden rünner nah de Schlie,

      nu staaht dor all de Sommerhüser,

      kuum is noch Platz ton speelen fri.

      De Dörpskrog is nu en Hotel,

      de Fäär föhrt hüt mit Motorkraft,

      nich mehr umsünst dörf man dor röber,

      wenn man dat Mittotrecken schafft.

      So lang, so lang is dat nu her,

      uns Kinnertied bi Schlie und Wald,

      Missunn, wat hest du di verännert,

      so anners is nu dien Gestalt.

      Ik heff di nülich mal besöcht

      to kieken, ob ik di noch finn.

      De oolen Frünn sind lang schon wegg,

      doch Kinnertied is door noch bin,

      dörch föffdich Jahr wi luhrt torüch

      ik heff mien Söster neben mi

      dat oole Dörp steiht noch mal op

      uns Kinnertied, hier an de Schlie.

      5.10.2019

       Een Dack ut Iis

      De Oostenwind bruust öbert Land,

      he jagd dat Water hoch den Strand,

      de Schlie löppt vull, Iis deckt se to,

      so kold de Wind, de Schlie hett Ro.

      Denn hett de Wind