Nena Muck

For that Moment


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Worte strotzen vor Ironie.

      »Ich wette, es ist so ein blonder Surfertyp mit blauen Augen und Sommersprossen im Gesicht.«

      Er verstellt seine Stimme, als würde er über ein süßes kleines Kind reden, tut das aber voller Verachtung.

      »Wahrscheinlich der Kapitän irgendeiner Sportmannschaft.«

      Er verzieht das Gesicht.

      »Hat alles, kann alles.«

      Er sieht zu mir. »Na, bin ich nah dran?«

      Der Spott in seinem Gesicht verletzt mich. Unmöglich, dass er all das auf den Punkt erraten hat. Er weiß es ganz genau! Aber woher?

      Ich sehe ihn an, mein Blick ist wahrscheinlich völlig erstarrt und er fängt an, gehässig loszulachen. »Ich wusste es.«

      Dann zieht er eine belustigte Grimasse.

      »Eure Kinder werden sicher ganz entzückend.«

      Diese Worte treffen mich bis ins Mark, genau wie immer, wenn jemand das Wort Kinder in Bezug auf mich in den Mund nimmt.

      Es ist ein wunder Punkt und jedes Mal, wenn ihn jemand drückt, beschwört er damit die Schatten herauf, die mich in die Tiefe reißen und mir all das zeigen, was ich niemals haben werde und vor allem warum.

      »Ich sagte es bereits, es geht dich überhaupt nichts an. Wenn du also wirklich auf eine Freundschaft hoffst, hör auf mit dem Scheiß, ich meine es ernst.«, sage ich zwischen zusammengebissenen Zähnen und schaue aus dem Fenster.

      Nach einem zehnminütigen Schweigen habe ich mich wieder runtergefahren. Ich war wirklich erstaunt darüber, dass keine weiteren bissigen Bemerkungen von ihm kamen, um mich anzustacheln.

      Eigentlich wartet er doch nur auf so etwas? Aber es kam nichts.

      Ich werde einfach nicht schlau aus ihm.

      Mein Blick fällt vorsichtig zu seiner Seite, doch er starrt nur nach vorn. Seine Fingerknöchel treten weiß hervor und seine Kiefermuskulatur zuckt. Er ist sauer! War ja klar, wahrscheinlich kostet es ihn allerhand Überwindung mir keinen ätzenden Kommentar um die Ohren zu hauen. Dann sehe ich mich in seinem Auto um, es ist chaotisch, überall liegen Klamotten, Schuhe, Hefter und eine Kamera?

      »Wofür ist die Kamera?«, frage ich und hoffe, dass er einlenkt.

      Ich sehe, dass es ihm unendlich schwerfällt, seinen Stolz runterzuschlucken, doch er sagt: »Zum Fotografieren.«

      Und ein klitzekleines Lächeln spielt um seine Lippen, es scheint seine Laune wirklich zu heben, wenn er mich auf die Palme bringen kann.

      »Was du nicht sagst.«, spotte ich. »Und wofür hast du sie mitgebracht?«

      »Zum Fotografieren.« Seine Mundwinkel zucken.

      »Geht es dir jetzt besser?«, lache ich.

      »Sie sieht ziemlich professionell aus.« Ich hole dramatisch Luft.

      »Vincent King.« Mein Tonfall klingt euphorisch und gespielt überrascht. »Ist das etwa ein Hobby von dir?«

      Er versucht, sich ein Lachen zu verkneifen, schafft es aber nicht.

      »Nein.«

      Er tut, als wäre es ihm völlig gleichgültig, das glaube ich aber nicht.

      »Natürlich nicht, dann müsstest du ja zugeben, dass du dich noch für etwas anderes interessierst als nur für dich selbst.«

      Ich versuche mit einem neckenden Tonfall die Schärfe aus dieser Bemerkung zu nehmen und beuge mich lachend ein wenig nach vorn, um in sein Gesicht sehen zu können.

      »Und das wollen wir doch nicht.«

      Ich strahle ihn an und er versucht, emotionslos nach vorn zu sehen, wobei er wirklich kläglich versagt, denn das leichte Lächeln kann er nicht mehr verbergen. Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren.

      Ich greife nach der Kamera und er herrscht mich an.

      »Lass deine Finger von meinem Kram.«

      Ich atme unecht aus. »Wenn das so weitergeht, kannst du mich auch gleich hier rauslassen.«, herrsche ich ihn an und meine es ernst.

      Er sieht zu mir und eine Sekunde später durchbricht ein Klicken unser Schweigen.

      »Was war das?« Ich sehe zur Tür, ich weiß genau, was das war.

      »Das nennt sich Kindersicherung. Passenderweise.«

      Das scheint ihm wirklich Spaß zu machen.

      »Ich will ja nicht, dass du noch auf dumme Ideen kommst.«

      »Wäre heute wahrscheinlich nicht meine Dümmste.«

      Okay, das war schon wieder gemein und ich versuche es mit einem spielerischen Klaps auf seinen Oberarm abzuschwächen.

      Er sieht mich mit einem ›Hast du das gerade wirklich gemacht‹-Blick an und schüttelt dann lachend den Kopf.

      »Worauf hab ich mich hier nur eingelassen?«

       Witzig.

      Genau dasselbe frag ich mich auch.

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