Impressum:
© 2020 Oliver Witt
Umschlaggestaltung: Florian Kremers
Korrektorat & Satz:
Angelika Fleckenstein; Spotsrock
ISBN
978-3-347-12795-1 (Paperback)
978-3-347-12796-8 (Hardcover)
978-3-347-12797-5 (e-Book)
Verlag und Druck:
tredition GmbH
Halenreie 40–44
22359 Hamburg
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Oliver Witt
Pelle und die schöne Bertha
Wer schreibt hier?
Oliver Witt, Jahrgang 1967, lebt als freier Autor, ausgebildeter
Sprecher, Musiker und Komponist in Nordrhein-Westfalen.
„Für alle Tiere und Menschen,
die ihren Weg gemeinsam gehen“
Guten Tag,
bevor ich hier meine Geschichten erzähle, möchte ich mich kurz vorstellen und erklären, warum ich dieses Buch überhaupt schreibe. Es stört mich einfach. Ich meine, wo man hinsieht, gibt es Hunderte von Katzenbüchern: niedliche, witzige, ernste, Comics, Malbücher … – Ich fand, es war einfach mal an der Zeit, aus meiner Sicht zu schreiben – nämlich aus der eines stattlichen ausgewachsenen Katers. Wir kommen ja sowieso viel zu wenig zu Wort, und da dachte ich mir: „Pelle, das machst du jetzt, irgendjemand wird dir schon zuhören.“
So, jetzt habe ich schon mal meinen Namen verraten: Pelle. Aber das ist ja nicht alles. Ganz genau heiße ich Pelle von Stakendorf, denn da bin ich geboren. Jaja, ich weiß, Stakendorf kennt nicht jeder, deswegen helfe ich Ihnen kurz auf die Pfoten … äh, Sprünge, meine ich natürlich.
Stakendorf ist eine kleine feine Gemeinde in Schleswig-Holstein, genauer gesagt im Kreis Plön. Immerhin 477 Einwohner gibt es da, ach, es war ein ruhiges ländliches Aufwachsen dort. Dann wurde ich adoptiert von meinem Katzenpapa, und nach einigen Jahren hat es uns dann nach Köln verschlagen. „Alaaf“, dachte ich damals nur ganz entgeistert bei dem Umzug, denn wir Katzen lieben unsere gewohnte Umgebung und hassen Veränderungen. Aber daran sieht man mal wieder, dass sich auch in unserem Leben aufregende Dinge ereignen können. Gerechterweise muss ich aber sagen, dass mein Katzenpapa („Herrchen“ sagt keine Katze dieser Welt, so billig sind wir nicht unterzubuttern) immer darauf geachtet hat, dass es für mich einen schönen Garten und viel Auslauf gab. Ich war jetzt also ‚ne kölsche Jung‘.
Und wissen Sie, auch Katzen sprechen Dialekt. Am Anfang habe ich gar nicht verstanden, was die anderen so von sich gaben, aber nachdem ich Bertha kennengelernt hatte, wurde das besser. Bertha ist nämlich ‚e echt kölsch Mädche‘ und konnte übersetzen. Sie kann dabei ziemlich handfest werden. Allerdings hört sie das nicht so gern, sie möchte lieber etwas ganz Besonderes sein, eine echte Katzen-Grande Dame. Aber wenn Bertha sich aufregt, kann sie nicht an sich halten und meckert auf Kölsch los – ich muss dann immer sehr lachen, was die Gute nur noch mehr ärgert.
Aber zurück zu mir. Ich bin 13 Jahre alt, ein wie gesagt stattlicher graumelierter Kater und wiege genau 11 Kilo. Jetzt fangen Sie aber nicht auch noch an und sagen: „Das ist aber ein ganz schönes Gewicht“. Da reicht mir schon meine Tierärztin. Ich ernähre mich nur von Luft, Wasser und zwei Näpfen Futter am Tag – vielleicht noch ein paar Leckerlis. – Gut, bei Bertha nasche ich auch manchmal etwas. Aber ich würde mich eher als kompakt bezeichnen. Nur diese Tierärztin muss immer meckern.
Ich bin ja sehr brav, wenn ich in die Praxis muss. Ich maunze nicht, schreie nicht „Hilfe, Entführung, ruft den Tierschutz an“ – nein, ganz artig komme ich auf dem Behandlungstisch aus meinem herrlich bequemen Weidenkorb, richte mich zu voller Größe auf, damit auch alle sehen, was für ein wunderbarer Kater ich bin – und dann sagt die doch jedes Mal glatt: „Hui, ist der aber dick geworden!“, gefolgt von „Hat der etwa noch mehr zugenommen?!“
Mal ganz abgesehen davon, dass ich es ja schon mal gar nicht leiden kann, wenn man über mich redet, als wäre ich nicht anwesend, sollte sich diese Tierärztin mal selbst angucken. Dünn wie ein Bügelbrett, vorne nichts, hinten nichts. Kein Wunder, dass diese fuddeliche Person mir auch noch den Spaß am Essen verderben will – auch wenn ich ansonsten knackegesund bin.
Bertha sieht das übrigens ähnlich wie ich, denn sie ist auch … hoppla, jetzt muss ich vorsichtig sein, vielleicht liest sie das hier irgendwann mal und ist dann wieder beleidigt, denn ich sage Ihnen, das geht schnell bei Bertha … sie ist auch … ähem … eher vollschlank. Aber wir erwachsenen Kater mögen runde propere Katzen viel lieber als diese jungen dünnen Dinger, die den ganzen Tag lang nichts anderes im Katzenkopf haben als ihre Figur und kalorienbewusstes Essen im Napf.
Aber ich schweife ab.
Nachdem ich nun also in Köln gelandet war, lernte ich Bertha kennen. Sie war und ist die Katze vom Steinmetz Justus Hackenbroich, der sein Geschäft praktischerweise direkt neben dem Friedhof hat. Wunderschöne Grabsteine macht der, sage ich Ihnen, darauf kann man im Sommer in der Sonne ganz entspannt dösen, ach, einfach herrlich. Bertha hingegen bevorzugt die Friedhofsmauer und genau dort, also auf dieser Mauer, haben wir uns vor ein paar Jahren kennengelernt. Seitdem toben wir gemeinsam durch unser Katzendasein, auch wenn Bertha es mir nicht immer leichtmacht. Ich habe es ja schon angedeutet: Bertha spielt gerne die feine Dame, und das geht meistens in die Hose. Aber sagen Sie ihr nicht, dass ich Ihnen das verraten habe, sonst ist hier wieder Napf unter. Falsch, Land unter heißt das ja.
Jedenfalls fand ich es an der Zeit, dass mal jemand kundtut, wie wir Katzen und Kater denken und wie wir die Dinge sehen. Glauben Sie mir, wenn ich in meinen 13 Lebensjahren eins gelernt habe, dann das: Menschen und Katzen unterscheiden sich viel weniger voneinander, als Sie vielleicht glauben. Wir sind nur eleganter.
Schnurrige Grüße von Pelle
Pelle zieht um
Ich sag’s ja nicht gerne, aber irgendwann muss es mal raus: Die meisten Menschen machen einfach alles verkehrt. Immer sind sie in Hektik, immer wollen sie noch mehr verdienen, immer wollen sie sich verändern. Das ist doch anstrengend! Ich verstehe das überhaupt nicht – und ich gebe Ihnen mein großes Katerehrenwort, dass mindestens 90 Prozent aller Katzen das genauso sehen. Warum immer dieses Durcheinander? Würden die Menschen es mehr machen wie wir, würde in der Welt nicht so ein Chaos herrschen.
Das fängt schon mit den Ruhepausen an. Natürlich stehe ich morgens auf, wenn ich höre, dass mein Napf gefüllt wird. Das ist dann quasi meine Tasse Kaffee. Am liebsten übrigens mit Thunfisch. Also, nicht im Kaffee, sondern im Napf. Aber was machen die Menschen dann? Waschen sich schnell, ziehen sich an, stürzen aus dem Haus und hetzen zur Arbeit. So etwas würde ich niemals tun! Nach dem Frühstück springe ich ganz entspannt auf mein Lieblingssofa und wasche mich ebenfalls – aber in aller Ruhe und sehr gründlich. Erst die Pfoten, dann die Vorder-und Hinterbeine, dann wird alles hinter den Ohren gereinigt – und am Schluss kommt dann noch der Pö… nein, das würde jetzt zu weit führen.
Jedenfalls sind Menschen im Vergleich zu uns Katzen richtig kleine Ferkelchen, soviel muss ich schon sagen. Denn wir putzen und säubern uns mehrmals am Tag – bei einem Menschen habe ich das noch nie erlebt.
Und dann diese Hektik mit der Arbeit! Wenn ich gefrühstückt und mich gewaschen habe,