Zeit hinaus keinen Durchbruch erzielen. Oder ist Cartani zu geizig, die dafür anfallenden Gebühren aufzubringen?"
Samabi war eine kleine, stämmige Frau mit glattrasiertem Kopf, auf dem es nur zwei zentimeterdicke Haarstreifen von der Form ihrer Initialen gab und die zu einer heftigen, fast beschwörend wirkenden Gestik neigte. Larus nickte ihr zu und lehnte sich hinter seinem Terminal zurück.
"Sie wissen so gut wie ich, daß das unmöglich ist, weil dieses Projekt geheim bleiben muß. Mit den Gebühren hat das nichts zu tun!"
"Dann sorgen sie bitte dafür, daß ein Großcomputer nach Morrow geschafft wird!"
"Malejew befindet sich zur Stunde auf der Erde. Vielleicht kann er die Konzernoberen für den von ihnen schon so lange geforderten Großrechner erweichen."
Samabis Züge wurden finster.
"Ich möchte es hoffen!" brummte sie.
Larus sah in ihren Zügen ehrlichen Zorn, aber da war noch etwas anderes, etwas, das schwer zu bestimmen war. Besorgnis vielleicht.
"Ich weiß, daß sie vollkommen Recht haben, aber ich bin nicht der Mann, der hier etwas ändern könnte", sagte Larus hilflos.
Sora Samabi beugte sich daraufhin über den Tisch und meinte fast flüsternd: "Könnte es sein, daß man auf den oberen Etagen von Cartani dieses Projekt bereits mehr oder weniger abgeschrieben hat?"
Larus erstarrte.
"Es ist nur ein ganz vager Verdacht. aber..." Sie zog die Augenbrauen in die Höhe. "Vielleicht wird man das Camp in nächster Zeit schließen..."
"Das ist Unsinn!" rief Larus. "Ich weiß nicht, wer ihnen das eingeredet hat, aber mir ist jedenfalls von solchen Dingen nichts bekannt!"
***
Dr. Connet Larus betrachtete stumm Greenes matte Augen, die auf die an der Wand hängenden Musikinstrumente gerichtet waren. Der Patient war vollkommen reglos. Nicht ein Muskel zuckte in seinem zur Maske erstarrten Gesicht. Fast wie eine Puppe saß er da und Larus konnte sich vom Anblick dieses Seelenlosen einfach nicht lösen.
Er ist kein Mensch mehr! dachte er. Nicht im eigentlichen Sinne jedenfalls... Vielleicht hat Dr. Samabi mit ihrer Ansicht Recht, daß es das Beste wäre, ihn einzuschläfern... Larus erschrak über seine eigenen Gedanken. Ja, für dich wäre das die einfachste Lösung! entlarvte er sich selbst und das Gefühl, das ihn dabei überkam, war sehr bitter. Greene führt dir ständig dein Versagen vor: als Mensch und als Wissenschaftler gleichermaßen! Aber was, wenn nun doch etwas von Greenes Bewußtsein übriggeblieben ist? Was, wenn er seine gegenwärtige Existenz als angenehm empfindet und sich auf seine Weise am Leben freut? Man müßte wissen, was hinter dieser verdammten Stirn abläuft! überlegte Larus. Ist es nicht eine Ironie? Unsere Raumschiffe sind tief in den Weltraum gedrungen, haben fremde Galaxien erforscht - aber die paar Zentimeter, die unser Gehirn ausmachen, bieten uns immer noch mehr Rätsel als die Millionen Parseks da draußen...
Ein Stöhnen entrang sich unvermittelt Greenes Mund und Larus erschrak. Seit der Operation war nichts über die Lippen des Patienten gekommen. Kein Laut. Was konnte das zu bedeuten haben? Larus suchte sofort nach den möglichen Ursachen für diese Lautäußerung, aber er fand nichts. Vielleicht hatte Greene Schmerzen. Vielleicht hatte er auch einfach nur ungeschickt geatmet, sodaß es sich wie ein Stöhnen anhörte. Larus postierte sich so, daß er dem Patienten ins Gesicht sehen konnte. Aber dieser einmaligen Lautäußerung, von der man nicht sagen konnte, was sie bedeutete oder wodurch sie bewirkt worden war, folgte keine Zweite. Greenes Lippen waren geschlossen. Seine Züge blieben starr und unbeweglich. Für Larus war es jedesmal schmerzhaft in dieses Gesicht zu schauen, das ihm jedesmal aufs Neue wie ein Vorwurf schien. Aber er zwang sich dazu, hinzusehen, so als würde durch die Qual, die er fühlte, etwas von der Schuld abgetragen werden können, die er auf sich geladen zu haben meinte. Warum mußte er auch so empfindsam und dünnhäutig sein und sich diese Sache so sehr zu Herzen nehmen? Warum war er nicht wie Lemieux oder Malejew, die für solche Situationen deutlich besser gerüstet zu sein schienen. Manchmal wünschte er es sich wirklich.
***
Es war finsterste Nacht um ihn herum und er hatte das Gefühl, zu schweben, zu schwimmen, zu taumeln, sich zu drehen. Und zu fallen. Es herrschte eine abgrundtiefe Furcht in ihm, die alles regierte. Diese Furcht schien das Hauptelement seines verschwommenen Ichs zu sein. Eine Furcht, die nicht durch die alles umgebende Finsternis verursacht war, sondern durch ihr Gegenteil, der brennenden Flut greller Bilder. Es war dunkel um ihn. Und stille.
(c) Alfred Bekker
In den Höhlen
von Alfred Bekker
Chronik der Sternenkrieger
Ein CassiopeiaPress E-Book
Die abweichende Original-Printausgabe erschien in der Romanreihe „STERNENFAUST“ unter dem Titel „In den Höhlen der Ganador“.
© 2005,2008,2013 by Alfred Bekker
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)
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Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.
In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...
Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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Samtran VIII, Nalhsara der Fulirr, Residenz des Flottenkommandanten…
Marrashtuorr ließ seine Riechzunge kurz aus dem reptiloiden Maul hervorschnellen. Ein Zeichen der Nervosität. Aber der gegenwärtige Befehlshaber jener Flotte aus Einheiten der sauroiden Fulirr und der Methan atmenden Naarash, die sich im Samtran-System gesammelt hatte, um sich für den Angriff auf das Territorium der Humanen Welten vorzubereiten, wusste, dass eigentlich von ihm erwartet wurde, sich beherrscht und stark zu geben.
Narashtirr, der zweite Fulirr im Raum starrte derweil auf den großen Bildschirm, wo gerade die eingehenden Abstimmungsergebnisse erschienen. Die Allgemeinheit des Nalhsara entschied über Krieg oder Frieden. Lange hatte die große Mehrheit der Fulirr auf Grund der zu erwartenden hohen Verluste davor zurückgeschreckt, den Großangriff auf den Picus-Sektor und das von Menschen kontrollierte Wurmloch tatsächlich zu beginnen, nachdem man bei ersten Vorstößen gescheitert war.
Doch nun standen die Zeichen auf Krieg. Immer deutlicher zeichnete sich eine Mehrheit für einen sofortigen Angriff ab.
*
Etwas abseits standen mehrere Gestalten in Raumanzügen, deren Helmvisiere keinerlei Blick ins Innere gewährten. Die entfernt humanoiden Körper schienen über sehr kräftige Arme und Beine zu verfügen.
Außerdem hatten sie offenbar an der Vorderseite des Kopfes einen langen Fortsatz. Ob es sich dabei um ein Maul, einen Schnabel oder einfach nur um einen