temporär innerhalb des sozialistischen Zyklus funktionieren kann: Wie um alles in der Welt soll ein derartig aufgeblähter, bürokratischer Apparat auch noch über den Bedarf dezentralisierter sozialistischer Einheiten abstimmen, wenn es bereits ein Krampf ist, die Produktion an sich am Laufen zu halten, Information halbwegs zu transportieren, Kommunikation irgendwie zu gewährleisten, Ressourcen mit Müh und Not zu verteilen usw.? Einer der wichtigsten Vertreter der österreichischen Schule der Nationalökonomie, Friedrich A. Hayek1, schreibt in Der Weg zur Knechtschaft dazu:
»Erst in dem Maße, wie die Faktoren, die zu berücksichtigen sind, so zahlreich werden, dass man die Übersicht verliert, wird die Dezentralisierung notwendig. Aber ist einmal die Dezentralisierung geboten, so taucht das Problem der Koordinierung auf, […] welche es den einzelnen Wirtschaftspartnern erlaubt, ihre Tätigkeit den Gegebenheiten, die nur sie selber kennen können, anzupassen, und welche doch nach allen Seiten zu einer Abstimmung der individuellen Wirtschaftspläne führt. Da die Dezentralisierung notwendig geworden ist, weil niemand verstandesmäßig alle Faktoren abwägen kann, die auf die Entscheidungen so vieler Individuen einwirken, liegt es auf der Hand, dass die Koordinierung nicht durch ›bewusste Überwachung‹ verwirklicht werden kann, sondern nur durch eine Einrichtung, die jedem Glied des Produktionsprozesses die Daten bekannt gibt, die es kennen muss, um seine Entscheidungen auf die anderer abstimmen zu können. Und da niemals alle Einzelumstände, die fortwährend auf die Bedingungen von Angebot und Nachfrage der verschiedenen Waren einwirken, einer einzigen Zentrale bis ins letzte bekannt sein und die Daten von ihr nicht schnell genug gesammelt und verbreitet werden können, braucht man einen Registrierapparat, der automatisch alle bedeutungsvollen Wirkungen der individuellen Handlungen aufzeichnet, deren Angabe zugleich Wirkungen und Ursache aller individuellen Entscheidungen ist. Das ist genau die Aufgabe, die der Preismechanismus unter dem Wettbewerbssystem löst, welche kein anderer Mechanismus auch nur entfernt bewältigen könnte.«
Und zum demokratischen Sozialismus schreibt Hayek erhellend:
»Die Schuld liegt weder bei den einzelnen Volksvertretern noch bei den parlamentarischen Einrichtungen als solchen, sondern in der widerspruchsvollen Aufgabe, die man ihnen aufgebürdet hat. Man verlangt von ihnen, nicht, dass sie in Fällen handeln in denen sie sich einigen können, sondern dass sie eine Übereinstimmung in schlechthin alles erzielen – nämlich über die gesamte Lenkung der volkswirtschaftlichen Produktivkräfte. Für eine solche Aufgabe ist das System des Mehrheitsentscheides jedoch nicht geeignet. […] Man kann auch nicht einen zusammenhängenden Plan durchführen, indem man ihn in einzelne Teile zerlegt und über Sonderprobleme abstimmt. Eine demokratische Versammlung, die einen umfassenden Wirtschaftsplan wie eine gewöhnliche Gesetzesvorlage paragraphenweise mit Zusatzanträgen zur Abstimmung bringt, ist ein Unding. Ein Wirtschaftsplan, der diesen Namen verdient, muss aus einem Guss sein.«
Das ist auch der Grund, warum der Sozialismus rasch undemokratisch wird – schlichtweg weil er nur auf antidemokratischer Basis überhaupt erst zum »Funktionieren« gebracht wird.2 Die Tücken zentraler Planwirtschaft nehmen weniger bornierte Sozialisten durchaus zur Kenntnis und so feilen sie bereits seit dem Scheitern der UdSSR, aber auch schon zuvor, an theoretischen Verbesserungen. Doch all diese Pflaster und Feinschliffe in der Theorie lösen die Grundprobleme der sozialistischen Idee an sich nicht oder sind sogar schlichtweg falsch gedacht, wie etwa die Versuche, eine Art Kapitalismus light innerhalb des sozialistischen Systems zu installieren, um dem Informationsproblem Rechnung zu tragen. Sie funktionieren nicht, weil Ursprung und Wesen von Geld und Markt nicht verstanden werden. Will ich die zentrale Macht dezentralisieren, so leiden damit am anderen Ende wieder der Informationsfluss und die Kommunikation, ebenso wie der Bedarf an Bürokratie wächst und das System durch Anwachsen der Komplexität und Hierarchiestufen zu noch mehr Instabilität neigt.
Die Utopien von linken Träumern sind immer lieblich anzuhören und zu einem Großteil sind diese Menschen tatsächlich am Wohl der Menschheit interessiert, doch am Ende scheitert der Sozialismus in der Realität immer. Je früher, desto besser, denn am Ende können nur die grausamsten Machthaber den Zyklus mit direkter Gewalt verlängern. Und so beenden wir dieses Zwischenkapitel mit einem Zitat, das man John Kenneth Galbraith zuschreibt:
»Im Kapitalismus beutet der Mensch den Menschen aus. Im Kommunismus ist es genau umgekehrt.«
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