Christian Mauck

Morning Glory


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bleibt stehen.

      In den Wohnungen oben hört man immer den Fön,

      den, der immer klingt,

      als würde er gerade ausgeschaltet,

      aber sein verhallender Ton fährt in keine Erde,

      kein Ende

      und wird nicht unhörbar leise

      Der Zucker im Tee ändert gleich immer den Tee,

      seine Farbe,

      seinen Geschmack

      Die Aushilfe in der Küche krieg beim Ansehen

      der Spülmaschine feuchtes Haar

      Sie trägt eine Brille weil sie zu oft

      die Vögel im Wald nicht gesehen hat;

      eine Käferschicht legt sich laut knuspernd auf

      einen Mantel

      Am Wasser lässt sich nicht spazieren, denn:

      der Dampf von geschnittenem Gemüse

      Ich setze mich in ein Hundemaul

      Die Zierfische trinken den Tee, den wir wollten

      Soviel Nacht, dass es allen reicht

      Ich gehe in den Nebel aus dem ich gekommen war

       10.Litanei der furchtsamen Toten

      13 Minuten Vermisstenmeldung an mir

      Man öffnet sein Herz so weit wie ein Kleiberschnabel

      Und später beobachte man dessen Weiten

      mit einer Grapefruit

      und kaltem Kognac

      Die Sentimentalitäten bleiben in Supermärkten

      oder an Friedhöfen, die man selbst nicht bestellt

      Im Ring von Mexiko sitze ich auf einer Gartengarnitur

      in einem drei Quadratmeter großem Schlafsaal

      Ich könnte den Hunger und Durst vor die Tür bringen,

      nochmal

      Ich habe Thoraeu auf Italienisch gelesen

      und auf Italienisch nicht verstanden

       11.Der Täufer sucht nach einer Zigarette

      Mein Knochen kniet vor dem König

      Gräbt sich in seinen flachen Hof

      Kopfüber grabe ich in der Erde

      Sie ist orange und wird schwarz werden

      Kommst du von dort drüben? Diesem Bahnhof

      mit den großen Aussteifungen darin?

      Entweder trägt sie Pusteln, Pickel, Narben und Flecken

      auf dem Rücken oder dem Bauch,

      das andere ist frisch

      Oder es regnet auf dem Saturn

      Der Mond steigt auf ins schwarze Drangsal

      und verschmälert zu jener Klinge

      Ein Strand voller Sabbat,

      gelbe Flocken dampfen heraus

      Im Schlafabteil, in sommerloser Kühle

      Der eingerissene Ausschnitt einer Verlobten

      Der Täufer sucht nach einer Zigarette

      Der tiefe Herbst im hohen Sommer

      Kopfüber grabe ich in der Erde

      Sie ist schwarz und wird schwarz werden

       12.Ins Leben gekommen

      Ich fasse dein Haar in den Pinsel

      - Sommermeter, nein, Sommernacht

      Ich strenge mich beim Tango so sehr an

      Die türkis leuchtenden Steppen

      Aus den zwei Fischen wachsen die Hände, mit denen

      sie selbst sich fangen

      Wassermücken: das verletzte Boot

      Geehelicht hinter einem Festival

      - Hier kommt das zweiteilige T-Shirt!

      - Für immer nach Mazedonien gegangen

      - Ein Tannenschal

      - Ein Gerichtsgebäude

      Mein Bruder zieht sich aus; es ist kalt

      Wenn der Zucker nichts mehr kostet

       13.Die Befeuerungen

      Fünf Sekunden: rotes Dasein

      Ein Schenkel gebrochen, drogenunsüchtig,

      schön überall, nur nicht in den Genitalien

      Fünf Sekunden: rote Anwesenheit

      Käfer, die in dieser Stadt nicht satt werden

      Hula-Reifen, halb durchquert

      Dann hören sie Dich

      Fünf Sekunden: rotes Opaque

      Fingernägel, die sich an der Luft verschmutzen,

      ein rauchendes Plagiat, unsüchtig

      Dann missen sie Dich

      Palmen, Bambus, Bambus

      Fünf Sekunden: rotes Auffallen

      Zwischen vier Steinen atmend, Lehm befreiend,

      fern durchwirkt, Lebenshilfe angenommen

      Dann wecken sie Dich

      Wut, Lautstärke, Lautstärke

      Plastische Mauern > flache Werke > eine Ton-Nadel

      Fünf Sekunden: rotes Anschwellen

      Abwurf, Geliebtwerden, Perlenboot

      Seine Dame ist bei ihm durch Dampf

      Großer Spieler am Strand

       14.Eissee

      Heute trage ich mein Herz aber in die eingeschnittenen Gletscher

      Mit meinem Wasserball, den Feuer umkreist

      Auch in der Tiefe

      mag man sich verbrühen

      Nun trage ich die gekuppelten Sterne

      an den Teich; kein Zwinger, keine Burg, kein Bunker

      In meiner Heimat gibt es nichts zu verteidigen

      (nur die Verteidigungsbauten)

      In der Schule beginnt abends ein Tanz

      Eine Katze betupft ihr Gesicht mit Taschentuch

      Eine Abfuhr in den Sternen stehend

      und ich suche, wessen Opfer ich bin

      Wir sind Küsten

      Das Eismeer atmet nicht ein

      Ich in deinem Garten, ungebogen, viergeteilt

       15.Gute Freunde und Affären

      Sie bringt ihre Sünde ein

      in meine, mit Satan vernebelten Unterfangen

      Und den ungewaschenen Kaffeekannen morgens

      Pfälzische Landschaften, Geraden, eingelernte Augenbraue und Schnecken,

      die um den Finger levitieren

      Arme aus Opal, aufgefaltet wie ein Notizbuch