man als Vorstellung im Wahrnehmungsprozess erzeugt und nicht zugleich auch um jene, die – so der Realist – unabhängig – unabhängig von einem Beobachter in der Welt vorliegen.
Obwohl der Begriff „Ontologie erst spät in die antike, griechische Philosophie eingeführt wurde, wird ihr Gegenstand – das Seiende als Seiendes – bereits ab dem 6. Jh. v. Chr. implizit behandelt (Heraklit, Parmenides, Aristoteles).
Auch in der Philosophie des Thomas von Aquin (1225/26-1274) steht die Ontologie – bereits expressis verbis – der Lehre vom göttlichen Sein gegenüber, die aber nach wie vor zusammen die „reine“ oder „allgemeine Metaphysik“ ausmachen und gemeinsam die Grundlage der übrigen genannten Disziplinen(Kosmologie, Psychologie usw.) darstellen.
Die endgültige Spaltung von Ontologie als übergreifender Metaphysik - (metaphysica generalis) und natürlicher Theologie (metaphysica specialis) - die ihren Beginn Anfang im 17. Jh. n. Chr. zeitigt14, wird schließlich von Christian Wolff (1679-1754) vollzogen. Bei ihm ist die Ontologie als Erste Philosophie“ die Wissenschaft vom Seienden im Allgemeinen. Sie hat die Aufgabe, durch begrifflich begründete Deduktion die Wissenschaft vom Seienden alle jenen Bestimmungen (Prädikate) zu explizieren, die den Seienden als solche zukommen können und die damit von höchster Allgemeinheit sind.15
Immanuel Kant (1724-1804) kritisiert die Ontologie als eine Disziplin, die ihren „stolzen Namen“ unrechtmäßig trägt und sich anmaßt, von Dingen überhaupt synthetische Erkenntnis a priori (= von vornherein) in einer systematischen Doktrin zu geben, während der Verstand doch a priori niemals mehr leisten könne, als die Formen einer möglichen Erfahrung überhaupt zu antizipieren.
Deshalb muss für den Königsberger Hausphilosophen der Anspruch der bisherigen Ontologie „der bescheidenen, einer bloßen Analytik des reinen Verstandes, Platz machen.“16
Diese Wissenschaft von den allgemeinsten Begriffen und Grundsätzen aller natürlichen und sittlichen Dinge überhaupt, ohne Objekte anzunehmen, die gegeben wären (…), berührt nicht das Übersinnliche.“ Sie wird Transzendentalphilosophie genannt, weil sie Bedingungen und ersten Elemente aller unserer Erkenntnis a priori enthält.17 In Bezug auf Gott heißt dies: Im Bereich der theoretischen Philosophie ist aufgrund der begrenzten Reichweite des menschlichen Erkenntnisapparats Gott nicht sicher beweisbar, weil: Für Menschen kann es nur im Zusammenspiel von Sinneserfahrung (Empirie) und Rationalität (Denken) zu verlässlichem Urteil über das Sein eines Seienden kommen, also Gegenstände wie die von der Welt. Mit sinnlichen Wahrnehmungen aber ist Gott nicht erkennbar, insofern kann kein sicheres synthetisches Urteil über seine Existenz gefällt werden. „Jedoch weist Immanuel Kant dem Gottesgedanken im Raum der praktischen Philosophie, hier dem der Ethik, einen gänzlich neuen Status zu: Er sichert als Postulat – als unumgängliche Annahme – die Vernünftigkeit moralischen Lebens. Kants Position, „Gott als Postulat der praktischen Vernunft“ zu betrachten, wird beispielsweise von Klaus Müller insgesamt so bewertet, dass sog. Gottesbeweise die Funktion haben, die Vernunftgemäßheit des Gottesglaubens zu belegen – „und mehr wollen die Gottesbeweise auch nicht…“18
12 Zur Herausbildung einer Unterscheidung in der Verwendung von „Metaphysik“ und „Ontologie „ vgl. Elisabeth Maria Rompe, Die Trennung von Ontologie und Metaphysik. Der Ablösungsprozess von Ontologie und Metaphysik. (…) Bonn 1968 (Diss. 1967).
13 Ch. Wolff„ Philosophia prima sive Ontologia. Metthodo scientifica perfecta, qua omnis cognitionis humanaeprincipia continentur, Frankfurt/Leipzig 1730, 1736, § 1.
14 Bei B. Pererius (1535-1610) beginnen Anfang des 17. Jh. „Seins“ und Gotteswissenschaft zu verselbständigen.
15 Ch. Wolff, Philosophia prima sive Ontologia. Methodo scientifica pertrakta… (Frankfurt/Leipzig 1730, 1736), § 1.(s.o. Anm. 1)
2. Neuinterpretationen der Sakramente in der Gegenwart
2.1 Vorbemerkung
Zunächst ist zu bemerken: Es gibt keinen zufriedenstellenden allgemeinen Begriff „Sakrament“, weil es kein Sakrament im allgemeinen, sondern nur konkrete Einzelsakramente gibt. Wohl aber gibt es Versuche, dass Gemeinsame aller Einzelsakramente auf einen Begriff zu bringen. Sakramente werden – durchaus zu Recht – den Symbolen zugerechnet, manche Christen jedoch werten jedoch Symbolhandlungen als ‚Alibi‘, als bequemen Ersatz für die schwerere christliche Praxis. „Nicht selten wird der Verdacht geäußert eine binnenkirchliche Sonderwelt entziehe sich mit ihrer Schwerpunktsetzung bei den Sakramenten einem Christentum der Tat und des glaubhaften Zeugnisses in der Welt. Hervorzuheben ist: Bei der an sich unverzichtbaren Hinwendung zum historischen Jesus wird bewusst, dass eine explizite „Stiftung“ oder Einsetzung von Sakramenten durch den Messias sehr unwahrscheinlich ist.19 Für Vorgrimler – und da wird ihm sicher niemand widersprechen – gehört der „Glaube allein schon von daher zu den unverzichtbaren Voraussetzungen einer Sakramententheologie.“20 So sind die Sakramente ein gewisser Teil der Beziehung von Gott und Mensch. Sie sind ebenso Zeichen dafür, dass „Gott in höchstem Interesse an seiner Schöpfung beteiligt war und ist, dass er mit den Menschen zu tun haben wollte und will.“21 Gleichwohl ist im Kontext der Sakramentenpraxis wie - theologie die Annahme und Einwilligung des Menschens auf dem Weg des Glaubens unabdingbar. Zu der Deutung, dass Gott selber „das innere Wort“22 im Menschen gesprochen habe, wird niemand genötigt. Annahme und Einwilligung des Menschen sollen auf dem Weg des Glaubens, nicht auf dem Weg der Evidenz (Beweis) vor sich gehen.
Und gleichwohl gilt: „Ein wie auch immer beschaffenes Ja zu Gottes Impulsen heißt: Gebet“23
„Die ‚allgemeine Sakramententheologie steht vor mehreren Aufgaben: Sie begibt sich, wie bereits gesagt, auf die Suche nach einem Begriff von Sakramentalität, der dem biblischen Zeugnis entspricht; sie denkt über den Sinn sakramentaler Feiern im Leben der christlichen Gemeinden nach; sie bestimmt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Zeichenhandlungen, die in der christlich-theologischen Tradition als „Sakramente“ bezeichnet werden; sie beschreibt die Wirkweise sakramentaler Vollzüge.
Die Sakramententheologie nimmt Teil am hermeneutischem Umbruch und Paradigmenwechsel zum Verständnis der biblischen, patristischen, liturgischen und anderen Quellen der gesamten theologischen Theologie im 20. Jh. Der naturphilosophisch orientierte Sakramentsbegriff tritt zurück zugunsten der Kategorie des personalen, dialogischen, der Intersubjektivität und Kommunikation verpflichteten Sichtweise. Die Versuche der anthropologischen und philosophischen Begründung einer Symboltheorie werden gestützt durch Hinweise auf die gesellschaftspolitische Dimension des christlichen Gottesdienstes und die Versuche einer ökumenischen Überbrückung des klassischen katholisch-protestantischen Dissonanz in Sachen „Sakrament.“24
2.2 Die Neudefinition des Verhältnisses von Wort und Sakrament.
Die zu oberflächliche Trennungslinie – die evangelischen Kirche ist die Kirche des Wortes und die katholische ekklesia Kirche der der Sakramente - kann theologisch nicht mehr aufrecht erhalten werden. Bedeutende evangelische Theologen (W. Elert, R. Prenter,P. Althaus, Paul Tillich, E. Ebeling, M. Thurian, J. Jüngel, W. Pannenberg haben versucht, die Bedeutung der Sakramente herauszustellen.
Vorab beinhaltet die evangelischen Sakramententheologie ein Problem dahingehend, „entweder durch ein rein symbolisches Verständnis die Sakramente zu entwerten und im Grunde überflüssig zu machen oder sie in einer Weise als notwendige Ergänzung zu dem bloßen Wortgeschehen zu verstehen, dass das reformatorische sola verbo – sola fide in Frage stellt. 25 Karl Barth etwa stuft die Sakramente auf eine pädagogische und kognitive Funktion herab; die Sakramenti symbolisieren das Wort der Predigt.26 Nach Paul Althaus dienen die Sakramente einer Verdeutlichung des Wortes, die von der leibhaften Verfassung des Menschen gleichsam gefordert wird.27 In der inhaltlichen Zuwendung zu Luthers Aussage, dass Christus in Wahrheit das einzige Sakrament der Kirche sei28, will Eberhard Jüngel die Sakramente neu verstehen lernen als Vermittlungsgeschehen. Nicht aber „ein Etwas“ wird vermittelt – etwa Jesu Leib und Blut – sondern in der sakramentalen Handlung offenbart, vermittelt