G. S. Friebel

Hilflos den Erpressern ausgeliefert


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G. S. Friebel

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      Hilflos den Erpressern ausgeliefert

       Roman von G. S. Friebel

      Der Umfang dieses Buchs entspricht 117 Taschenbuchseiten.

       Meta Brumberg weiß, dass sie keine Schönheit ist, aber sie sehnt sich nach Liebe. Doch sie glaubt nicht daran, dass sie sie jemals erfahren wird. Still verrichtet sie ihre Arbeit im Kriminalamt als gewissenhafte Angestellte, wo vor kurzem Denis Morris, der neue Kriminalbeamte, seinen Dienst angetreten hat, in den sich Meta verliebt. Aber ihre Liebe bleibt unerwidert.

       Da tritt Victor Decelle in ihr Leben und geleitet sie auf einen Weg, der ins Verderben führt …

      Copyright

      Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

       © by Author

      © dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

      Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

      Alle Rechte vorbehalten.

       www.AlfredBekker.de

      [email protected]

      1

      Man wird einfach geboren. Niemand fragt, ob man das Licht der Welt erblicken will. Unter Anstrengung und Schmerzen kommt man auf diese Welt, und dann ist man da, zur Hässlichkeit verurteilt. Man darf leben, o ja, aber dem Leben nichts abverlangen. Nicht die kleinsten Zugeständnisse werden einem gemacht. Man hat klaglos zurückzustehen, immer im Schatten, darf nicht einmal neidisch sein, sondern muss ruhig zusehen, wie andere das Leben genießen und glücklich werden.

      Ist das nicht auch Sklaventum? Nur humaner? O nein, es ist viel schrecklicher. Damals, als es die wirklichen Sklaven gab, da hatten sie etwas, wogegen sie sich wehren, worum sie kämpfen, Ketten, die sie abstreifen konnten. Aber so? Nicht einmal das kann man! Was will man denn abstreifen? Das Gesicht? Die Figur? Man kann nicht hingehen und sie umtauschen wie ein Kleid, das nicht passt. Man muss es tragen, bis zum bitteren Ende. Immer weiter und weiter.

      Wenn man dann auch noch auf dem Namen Meta getauft wurde, ist dann nicht sowieso alles vergeben? Meta, das heißt Dienerin, Magd. Schöne, strahlende Mädchen und junge Frauen heißen anders. Sybille, Clarisse, Valentine, ach, es gibt so viele schöne, klangvolle Namen.

      Meta Brumberg! Sie stand am Fenster im vierten Stock und blickte auf die Straße. Draußen rieselte der Regen an der Scheibe entlang.

      Warum stehe ich hier und blicke hinaus und denke so etwas?

      Die Scheibe warf ihr Spiegelbild zurück. Sie sah sich selbst. Wie erschreckend nüchtern sie doch wirkte. Nein, da brauchte sie sich wirklich nicht zu wundern, dass man sie überhaupt nicht bemerkte. Meta war nicht einmal erstaunt darüber. Sie hielt das alles für ganz selbstverständlich.

      »Und da erlebt man nun vielleicht das Schönste, was einem im Leben widerfahren kann, und man steht hier und ist traurig, einsam und hasst sich selbst.« Sie bemerkte gar nicht, dass sie Selbstgespräche führte. »Warum lasse ich mich nicht treiben? Sehe den Dingen ins Gesicht? Ich will etwas erzwingen, und es ist doch so sinnlos. Ich weiß es doch. Niemand kann mir etwas vormachen. Niemand. Mit fünfundzwanzig ist man keine kleine Gans mehr. Denis Morris, das klingt nach Musik, Beschwingtheit, Heiterkeit. Da gibt es nichts Düsteres, alles ist so hell, leicht, man könnte fast fröhlich werden.« Sie verstummte, drehte sich um und ging zum Schreibtisch zurück. Das war ihre graue Wirklichkeit. Denis Morris war vor wenigen Minuten hier gewesen und hatte ihre Gedanken wieder einmal verwirrt. Er war nicht gekommen, weil er sie liebte oder verliebt war, weil er sie, Meta sehen wollte, nein, er war gekommen, weil er ein paar Akten brauchte. Meta war aufgestanden, zum Schrank gegangen, hatte das Rollo hoch schnappen lassen, gesucht und ihm dann den Vorgang gegeben. Dabei hatte sie die ganze Zeit gespürt, wie ihr das Rot ins Gesicht gestiegen war.

      Denis Morris!

      Er war Kriminalbeamter und tat im Präsidium seinen Dienst. Und sie war Angestellte und musste tun, was er sagte.

      Kriminalmeister Morris war vor einigen Monaten versetzt worden. Er schätzte sich glücklich, dass er jetzt Dienst in einer Großstadt tun durfte. Er war zuverlässig, intelligent, und seine Vorgesetzten mochten ihn gern. Denis war Junggeselle, und nicht nur das, er sah hervorragend aus, war ein salopper Typ und fuhr leidenschaftlich gern schnelle Wagen. Er liebte das Leben und die Mädchen, dachte aber nicht daran, so schnell in den Hafen der Ehe einzulaufen. Denis kostete das Leben aus, wie er so schön sagte. Seine Freunde sagten von ihm: »Er ist der Typ, mit dem man Pferde stehlen kann.« Immer hilfsbereit und nett, ja, das war er.

      Denis Morris! Was würde er sagen, wenn er erfuhr, dass sich die unscheinbare graue Maus Meta Brumberg in ihn verliebt hatte? Sie selbst lachte bitter auf. Seine Reaktion konnte sie sich gut vorstellen.

      »Meta?«, würde er erstaunt fragen und die Augenbrauen hochziehen. »Zum Teufel, wer ist denn Meta? Ach, die kleine Blonde mit dem strähnigen Haar, das sie immer mit einer Spange im Nacken gebunden hält.« Vielleicht würde er auch sagen: »Ach, die Brillenschlange.«

      Verbissen machte sie sich wieder an die Arbeit. Aber sie konnte nicht aufhören, an Denis zu denken. Es war ja nicht nur eine kleine dumme Verliebtheit, nein, sie liebte ihn grenzenlos. Für sie war es die ganz große Liebe. Seit er im Präsidium arbeitete, war für sie der Alltag licht und hell geworden. Sie brauchte nur irgendwo seine Stimme zu hören, dann schlug ihr Herz schon höher. Unter allen im Haus kannte sie sofort seinen Schritt und auch die Art, wie er die Tür öffnete. Sie wusste es schon immer vorher, wenn er ihr Zimmer noch gar nicht betreten hatte, dass er kommen würde, und das Rot schoss ihr dann jedes Mal in die Wangen. Und damit er es nicht bemerkte, senkte sie ihren Kopf noch tiefer über die Arbeit.

      Und Morris? Er kam sich dann immer wie ein Störenfried vor. Jetzt muss ich sie schon wieder belästigen, dachte er und biss sich auf die Lippen. Sie ist so mit ihrer Arbeit beschäftigt, und ich muss sie jetzt wieder ansprechen. Ich glaube, sie kann mich nicht ausstehen. Bei anderen Kollegen schaut sie gleich auf, steht sofort auf und weiß schon im Voraus, was sie von ihr wollen. Ich stehe hier wie ein Trottel und warte, bis sie den Kopf hebt, und dann starrt sie mich so eigenartig an, dass ich wirklich in den Boden versinken möchte.

      Zum Teufel, dachte der Mann, man kommt nicht gleich als Kommissar auf diese Welt. Jeder muss lernen, und auch ich muss noch viel lernen. Muss sie mich das ständig fühlen lassen? So dachte er, und nur ungern betrat er das Geschäftszimmer.

      Meta hatte sich jetzt wieder ein wenig gefangen. Aber die Kopfschmerzen waren noch nicht verschwunden. Im Gegenteil, sie waren noch heftiger geworden. Sie musste eine Tablette nehmen. Meta tat es ungern, sie hasste Tabletten. Während sie Wasser nachtrank, dachte sie: Vielleicht muss ich eine neue Brille haben. Die meisten Kopfschmerzen kommen von den Augen. Und ich habe schlechte Augen.

      Sie sah sich im Spiegel an. Hässlich bin ich, ja, ich weiß es. Aber unwillkürlich dachte sie auch: Vielleicht sollte ich den Arzt mal nach Kontaktlinsen fragen, dann brauche ich keine Brille mehr zu tragen und sehe vielleicht besser aus.

      In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Emilie trippelte über die Schwelle.

      »Herrje, hab ich es mir doch gedacht. Du arbeitest noch, und dabei kriegst du nicht eine Überstunde bezahlt. Du bist wirklich blöde, Meta.«

      Diese drehte sich um und sah Emilie verdutzt an.

      »Wie, ist denn schon Feierabend?«