Priska Rast

Wunder-Magnet


Скачать книгу

Schritt kannst du nicht auslassen. Es funktioniert nicht – glaub mir, ich habe es versucht. Auch das Pseudo-Annehmen, nur weil ich etwas verändern will, funktioniert nicht. Ich muss das, was ist, schon ernsthaft anschauen und – genauso wie es ist – annehmen.

      Aber es wird einfacher, wenn du etwas Abstand gewinnst. Du siehst dich ja immer aus der Nähe und bist sehr kritisch mit dir. Es gibt hier einen Trick, etwas Abstand zu gewinnen: Stell dir vor, du siehst dich selbst – mit 80 oder 90 Jahren geballter Lebenserfahrung – vor dir stehen. Dieses ältere Ich sieht dich zärtlich an und steht dir zur Seite, berät dich in allen Lebenslagen.

      Bitte dein älteres Ich, dir zu zeigen, wie es dich sieht. Heute, in deiner aktuellen Lebenssituation, mit all deinen Zweifeln und Herausforderungen. Ich bin überzeugt, dass es sehr viel liebevoller auf dich blickt, als du das bisher getan hast. Es sieht die Kämpfe, die du ausgefochten hast, die Wunden die du davongetragen hast und es honoriert die Zwischenziele, die du bereits erreicht hast. Es kann dir helfen, Frieden zu schliessen mit dem, was heute ist.

      Nimm dich so an, wie du bist.

      Nimm dein Leben so an, wie es ist.

      Wenn es nicht auf Anhieb klappt, versuch es nochmals. Und nochmals. Jeden Tag ein bisschen mehr.

      Wie beim halbvollen Glas kannst du dich ärgern, grämen oder wehren gegen den aktuellen Zustand. Das ändert aber nichts daran und du verlierst wertvolle Energie.

      Annehmen bedeutet nicht, alles gut finden zu müssen. Annehmen heisst nur akzeptieren, dass die Lage ist, wie sie ist. Annehmen heisst, dich an dem Punkt, wo du bist oder du «hingeworfen wurdest» zu orientieren. Und genau darin liegt die Kraft, wieder handlungsfähig zu werden. Viele bleiben nach einem Schicksalsschlag, einem Burnout oder in einem Tief stecken, weil sie diesen Zustand nicht annehmen wollen. Jegliche Versuche, den alten Zustand wiederherzustellen scheitern aber leider. Nichts kann einfach ungeschehen gemacht werden. Aber wir können lernen, mit dem Geschehenen neu umzugehen und uns so wieder vorwärts zu bewegen.

      Dieses Annehmen tut manchmal sehr weh. Aber: Es beinhaltet eine grosse Kraft. Das Eingestehen von Fehlern, das Loslassen (die Kontrolle oder Menschen) oder das Annehmen von Hilfe können dir helfen, dein Leben wieder in Fahrt zu bringen. Im Grunde geht es beim Annehmen einer Situation darum, wieder die Verantwortung in meinem Leben zu übernehmen. Wenn ich dem Schicksal oder sonst jemandem die Macht über mein Leben übertrage, bin ich raus.

      Genau hier ist nochmals eine Entscheidung deinerseits nötig: Eine angemessene Zeit der Trauer oder Wut ist gut. Aber danach nehme ich mein Leben in die Hand und schaue, dass ich aus dem Tal der Tränen oder der Wut-Spirale wieder herausfinde.

      Hier entscheidet sich, ob ein Mensch nach einem Schicksalsschlag stärker wieder aufsteht oder ein geknicktes Leben führt – ein Schatten seines Selbst. Es ist wirklich deine Entscheidung und niemand anders ist für dein Leben verantwortlich.

      Also: was gibt es in deinem Leben anzunehmen? Nimm es an – nur so kannst du es neugestalten.

      Wie Einstein so schön sagte: «Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.» Wenn ich beispielsweise gedacht habe, ich sei unersetzbar und durch meine längere Krankheits-Absenz erfahren musste, dass meine Kollegen auch ohne mich können, nützt es nichts, wenn ich weiterhin daran glaube, unersetzbar zu sein. Mein Problem löst sich nicht. Im Gegenteil. Sehr wahrscheinlich ist es sogar der Grund, dass die Situation überhaupt so ist, wie sie ist. Hätte ich mich nicht für unersetzbar gehalten, hätte ich mich nicht so übermässig reingehängt, dass mir das Leben zeigen musste, dass es zu viel ist. Also:

      – Nimm die Situation an – hör auf, dagegen zu kämpfen

      – Gib dir Zeit und Raum, deinen Körper, deine Seele und deinen Geist erholen zu lassen

      – Nimm dazu Hilfe an bzw. bitte um Hilfe – Formuliere deine Bedürfnisse

      «Aufhören zu kämpfen» heisst nicht, dass du aufgeben würdest. Es hat damit zu tun, dass du erkennst, dass du stecken geblieben bist und nicht weiterkommst. Orientiere dich neu.

       Wer sich mit der Realität aniegt, hat schon verloren.

       Byron Katie

      Das Leben hat dir vielleicht sogar durch ein Burnout oder einen Unfall einen Zustand des «nicht-mehrfunktionierens» beschert – und damit Raum und Zeit – damit du überprüfen kannst, wo du stehst und was du mit dem Rest deines Lebens machen willst. Das ist ein Geschenk! Auch wenn du dir eine andere Verpackung gewünscht hättest.

      «Aufhören zu kämpfen» hat also nur damit zu tun, zur Ruhe zu kommen und diesen Moment – dieses Geschenk – auch zu nutzen. Tust du es nicht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du in kurzer Zeit mit der nächsten – vom Leben verordneten – Auszeit rechnen musst. Das ist keine Drohung, sondern dein Leben, das dir eine Wachstums-Chance bietet.

      Ein Beispiel: Wenn ein Patient nicht weiss, was er hat, ist das zum Verzweifeln. Nicht zu wissen, warum es einem schlecht geht, ist übel. Wenn er erstmal weiss, was los ist, kann man sich Strategien überlegen, wie das zu überwinden ist. Dasselbe passiert beim Annehmen: Erst wenn ich eine Situation annehme (bzw. (an-)erkenne und zugebe, dass sie da ist), kann ich Strategien zur Überwindung finden. Wenn ich beim Ganzen aber nur ans Überwinden denke und nicht an die Botschaft dieser Situation, bleibt womöglich der Lernschritt aus und das Leben muss mir schon bald wieder etwas schicken, damit ich lerne, was zu lernen ist.

      Sichtweisen auf das Leben

      Angenommen dein Leben ist mittelprächtig. Deine Beziehung hatte schon bessere Zeiten, du bist unglücklich in deinem Job, traust dich aber nicht auszubrechen und bist darüber sogar krankheitsanfällig geworden und hast immer wieder Migräne oder Grippe. Gesamtzustand: unzufrieden.

      Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese Situation anzusehen. Und wie du dir schon denken kannst, ist es deine Entscheidung, welche du wählst.

       Sichtweise: Mangel

      Du kippst zwischen Selbstmitleid und Jammern hin und her, fühlst dich klein und machtlos und hälst es kaum für möglich, deine Situation ändern zu können. Also behältst du lieber das Altbekannte, bevor du alles aufs Spiel setzt. Entsprechend siehst du dich in Zukunft in den gleichen Fahrwassern weiter paddeln und hast wenig Aussicht auf Besserung.

       Sichtweise: Zweifel

      Du findest zwar, dass du Besseres verdient hast und suchst nach Wegen, dorthin zu kommen, aber gleichzeitig zweifelst du daran, dein Ziel zu erreichen. Du schämst dich dafür, dass du nicht dankbarer bist für das, was du hast und fragst dich, ob du mehr überhaupt verdient hast. So sabotierst du dich selbst und kommst nicht vom Fleck.

       Sichtweise: Fülle

      Du gehst in die Verantwortung für deine Situation und entscheidest dich, ab jetzt für dich einzustehen und dein Leben neu auszurichten. Du traust dich und gehst neue Wege, probierst dich aus und verabschiedest nicht mehr Passendes. Du bist dankbar dafür, dass du erste Schritte tun konntest und bist stolz auf dich, dass du dein Glück selbst in die Hand nimmst. Du gehst in die Verantwortung und kommst vorwärts – Schritt für Schritt.

      Die von dir ausgewählte Sichtweise auf dein Leben bereitet den Boden für deinen weiteren Weg. Anfangs sind die alten Muster womöglich noch so stark, dass du dich täglich neu für die Fülle entscheiden musst. Das wird aber bald so zur Gewohnheit, dass die Fülle zu deinem neuen Muster wird. Und schon bist du auf dem besten Weg zum Wunder-Magneten.

      Den Kopf austricksen

      Viele von uns stecken lange Zeit in der beschriebenen Sichtweise «Zweifel» fest. Sie haben zwar das Prinzip der Fülle verstanden und wünschen sich, das auch leben zu können. Aber der Kopf säht Zweifel: Hast du das verdient? Darfst du das? Darfst du mehr haben / sein als andere? Er kennt dazu alle Tricks…

      Es gibt aber Möglichkeiten, die Zweifel in ihre Schranken zu verweisen und damit Entscheidungen zugunsten der Fülle zu erleichtern.

       Schlimmstmöglicher Fall

      Wenn