ein bisschen wie Magie. Trotzdem ist es kein Hokuspokus. Neben anschaulichen, anwendbaren und greifbaren Werkzeugen bekommt man für das, was nicht angefasst werden kann, ein Bewusstsein. Erlangtes Bewusstsein, echtes Selbstbewusstsein, behält man ein Leben lang.
Wer denkt, dies mit ein paar Gesangsstunden erreichen zu können, irrt. Auch wer denkt, im Gesangsunterricht sollte es nur darum gehen, bei den Übungen möglichst schön zu klingen, Lieder und Tonleitern möglichst schön singen zu lernen, irrt.
Es geht um bedeutend mehr.
Gute Sänger/-innen beherrschen diese Magie, die Kunst des Singens, und geben sie an ihr Publikum weiter.
Nicht jeder muss und möchte ein Profistudium oder eine Gesangskarriere anstreben. Doch auch für Hobbysänger und Hobbysängerinnen führt nur der Weg zum Ziel.
Gesang ist ein wunderbares Hobby und kann bis zuletzt betrieben und ausgeübt werden. Zu den positiven körperlichen Aspekten, kommen natürlich auch der Spaß und die Freude hinzu, welche das singen – sofern wir gut gestimmt sind, auslöst.
Beim Singen sind wir selbst das Instrument. Und wir müssen es, also uns selbst, zum Tönen und Klingen bringen.
Mein eigener Weg zur Gesangsstimme begann mit zwei Fragen:
● Wie ist ein Mensch, in der Lage, so wunderschöne Töne zu erzeugen?
● Warum kann ich trotz großer Musikalität nicht singen?
Heute weiß ich, dass die zweite Frage eigentlich anders hätte lauten müssen:
● Warum kann meine Stimme beim Singen (noch) nicht klingen?
Es ist nämlich ein ganz entscheidender Unterschied, ob jemand nicht singen kann oder ob jemand nur (noch) nicht klingen kann!
Ganz gleich, was wir erlebt haben und wie tief wir gefallen sind, egal, welche Glaubenssätze wir uns selbst auferlegt haben oder uns auferlegen lassen mussten: Jeder von uns kann durch eigene Kraft, durch Eigenverantwortung sein Leben just in diesem Moment in die Hände nehmen und zum Besseren wenden.
Auf der rastlosen Suche nach Antworten und weit mehr als ein ganzes Jahrzehnt später möchte ich meine Erkenntnisse und mein Wissen gerne mit Ihnen teilen. Das Buch schließt mit den Hintergründen und Auflösungen zu meiner eigenen Geschichte.
Nur über den echten Klang gelangen wir zu wohligem Klang.
Der ganzheitliche Ansatz in der Stimmbildung
Diese jedem Menschen zuteil gewordenen Merkmale oder Ebenen, wie ich sie nenne, also die ganze Persönlichkeit, sind das Wesen, welche uns als Menschen auszeichnen bzw. uns zum Menschen machen. Unstimmigkeit oder Imbalance auf einer oder mehreren Ebenen sind in der Stimme, selbst in der Atmung wahrnehmbar. Zudem gibt die gesamte Stimmung eines Menschen Aufschluss über dessen Gesamtzustand.
Beseelter Gesang kann alle Ebenen des Zuhörers berühren und erfordert den Einsatz aller gut gestimmten Ebenen eines Sängers. Dabei ist nicht der Perfektion, sondern der Echtheit die größte Wichtigkeit beizumessen. Gesang kann noch viel mehr sein. Er gibt uns die Chance, zu erkennen, wo wir selbst im Lebensprozess stehen. Er vermag unsere Lebensqualität zu verbessern, weil wir uns dieser durch ihn bewusst werden und Veränderungen vornehmen können.
Denken Sie, während Sie dieses Buch lesen, an sich, Ihre Stimmung und Ihren eigenen Klang. Denken Sie an den Klang Ihres Lebens und sein sie sich bewusst, dass Sie zu jeder Zeit so klingen, wie Sie sind.
Herzlichst, Ihre
Wundervolle Welt des Gesangs
Die schönsten Töne sind die ehrlichen, auch – und manchmal besonders – solche die flippen, kieksen, quieken, brechen. Sie sind der Wegweiser zu unserer Quelle.
Sassy Bernert
Singen! Gute Gesangsstimmen lösen in vielen Menschen jeder Altersklasse eine große Faszination aus. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Stimme geschult oder ungeschult ist. Wenn Sie berührt, berührt sie. Berührend sind die Stimme und der Gesang immer dann, wenn der Mensch berührt von dem ist, was er oder sie mit dem Gesang ausdrückt. Echte Emotionen im Hier und Jetzt, wie beim Sprechen auch. Gibt der Mensch sein ehrlichstes Inneres Preis und erzählt uns etwas, bewegt von dem, was er erzählt, berührt uns das, sofern wir dafür empfänglich sind oder es sein möchten.
Der Traum von der eigenen Gesangsstimme wird häufig geträumt. Eine ganze Reihe von Voraussetzungen und Gegebenheiten müssen vorliegen, damit unsere Stimme klar, dynamisch, frei schwingend und unangestrengt zum Singen eingesetzt werden kann. Genauso liegt eine ganze Reihe an Gegebenheiten vor, wenn dies nicht, nicht mehr oder noch nicht der Fall ist.
Gesang kann von Jung und Alt auf allen Stufen betrieben und bewertet werden. Qualitativ gibt es dabei nach oben hin keine Grenzen. Besser geht immer, feiner geht immer, detaillierter geht immer, gekonnter geht immer. Arbeit gibt es immer.
Gesang ist ein ehrlicher Prozess. Hier zählen nur wir und unser Instrument. Unser Instrument ist all das, was uns ausmacht.
Es gibt viele gute und wichtige Gründe, sich selbst um die eigene Persönlichkeitsentwicklung, also um die Basis, die uns als Mensch ausmacht, zu kümmern. Dass hier ein enormer Bedarf besteht, zeigen beispielsweise die überfüllten Praxen von Psychotherapeuten, vor allem aber die Tatsache, wie wenig wir uns selbst eigentlich kennen. Kein Wunder, denn das haben die wenigsten von uns gelernt. Gelernt und angenommen haben viele jedoch ein Wettbewerbsdenken. Dieses Gebiet birgt viele Möglichkeiten für Ungleichgewicht, Krankheit, Depressionen, Ängste, Burn-out und Extreme. Vernachlässigen oder übergehen wir, was angeschaut werden sollte, entsteht ein Graben, über den nur wir selbst wieder eine Brücke bilden können. So entsteht Raum für Neues, unser Bild kann neu gemalt, unser Lied neu gesungen werden. Geben wir eine neue Richtung vor, die zu uns hin führt, gibt uns das Stabilität, die Basis für Balance.
Wie viele Menschen den Bezug zu sich und ihrem Körper verloren haben, erlebe ich bei meiner Arbeit mit Stimmen immer wieder. Der Gesangsunterricht deckt auf, was sich an Ungleichgewicht und Imbalance in einem Menschen gebildet hat.
Wenn wir auf die körperliche Ebene blicken, ist beispielsweise selbst die Körperhaltung häufig instabil und haltlos. Für viele fühlt es sich aber normal an, weil sie es gewöhnt sind. Was sich wie Kraft anfühlt, ist meist Steifheit. Genauso viele Menschen stehen, laufen und sitzen überwiegend schief, doch es fühlt sich für sie, weil gewohnt, normal an. Singen erfordert Stabilität. Singen erfordert Stand. Singen erfordert Kraft. Singen erfordert Balance. Singen erfordert Gefühl. Auf allen Ebenen. – Das kann man lernen. An erster Stelle steht jedoch noch etwas anderes: die natürliche Singlust, die Freude und der Spaß am Umgang mit der eigenen Stimme!
Halten Sie Ihr inneres Feuer für den Gesang entfacht.
Beim Erlernen von Gesang blicken wir auf uns selbst. Wo soll die Kraft herkommen, wenn nicht aus uns? Wie sollen uns andere verstehen, wenn wir es nicht tun? Wie können wir andere berühren, wenn wir uns nicht berühren können und möchten? Wie können wir uns den Blicken anderer aussetzen, wenn wir uns selbst nicht anschauen möchten?
Für Stimmbegeisterte und Singende ergibt sich die großartige Chance, durch die Arbeit mit der Stimme die Selbstwahrnehmung und das echte Selbstbewusstsein enorm zu vertiefen und zu stärken – oder aufzubauen. Nur ein gut gestimmtes Gesamtinstrument kann in vollem Umfang klingen und schwingen. Den liebevollen und ehrlichen Blick auf uns zu richten ist es, was uns letztendlich Flügel verleiht. Unsere Eigenverantwortung wird angesprochen. Trauen Sie sich hinzuschauen, hinzuhören und hinzuspüren!
Werden ungünstige Muster entlarvt und abgelegt, werden neue Kräfte in uns freigesetzt und echte Entwicklung kann stattfinden.
Passiert das nicht, wird das, was bereinigt werden müsste, häufig ganz einfach durch andere, meist ungünstigere Komponenten ersetzt. Dadurch können Ungleichgewicht und ein Verhaltensmuster entstehen, das sich meist auch in unserem Leben so fortführt.
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