ähnlichen Verständigungsmöglichkeiten und das Dasein des Vierbeiners als Familienmitglied führen häufig zur Vermenschlichung des Hundes, die der Grund für vielerlei Missverständnisse zwischen Mensch und Hund ist (> ). Da der Vierbeiner auf uns oft so wirkt, als würde er jedes Wort verstehen, neigen viele Hundehalter dazu, unbewusst davon auszugehen, dass der Hund Sinn und Inhalt unserer Sprache tatsächlich begreift.
Hier sind wir bei einem ganz wesentlichen Punkt: Hunde verstehen die Bedeutung von Worten und Sätzen nicht. Daher versteht der Vierbeiner auch keine Erklärungen. Wer zu viel auf seinen Vierbeiner einredet, riskiert, dass der das für ihn bedeutungslose Kauderwelsch ausblendet. Ihre Stimme wird so für ihn uninteressant, und er stellt die Ohren verständlicherweise auf Durchzug. Der Hund kann gar nicht anders.
Genauso wenig kann er Hörzeichen wie etwa »Hier« oder »Sitz« befolgen, wenn er sie nicht Schritt für Schritt lernen konnte. Das sollten Sie sich gut einprägen. Denn dann lässt sich so mancher Frust für Zwei- und Vierbeiner vermeiden, wenn Letzterer vermeintlich mal wieder nicht hört und dafür »geschimpft« wird. Dabei haben Sie ihm das Hörzeichen noch gar nicht beigebracht oder ihn mit Erklärungen komplett überfordert.
KLANG DER STIMME
Was unser Vierbeiner dagegen sehr gut von Natur aus einordnen kann, sind Klang und Tonfall unserer Stimme. Idealerweise kombiniert mit der passenden Körpersprache. Die Bedeutung eines Hörzeichens lernt er dagegen nur durch gezielte Verknüpfung von Verhalten und Hörzeichen. Deshalb bräuchten Sie theoretisch beispielsweise für das Sitzen nicht unbedingt ein »Sitz«, sondern könnten auch jedes andere immer gleiche Wort – egal ob »Orange« oder »Sofa« oder welches Wort auch immer – verwenden. Mehr dazu finden Sie auf den folgenden Seiten.
KOMMUNIKATION MENSCH
Je bewusster Sie Körpersprache und Stimme einsetzen, umso besser läuft es mit der Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Hund. Welche Botschaften wirken aber wie auf Ihren Vierbeiner, und wie setzt man die Stimme richtig ein? Manches kommt nämlich beim Hund ganz anders an, als wir denken. Wie Ihr Hund Ihre Botschaften an ihn richtig versteht, das erfahren Sie im Folgenden.
DIE STIMME
Sie ist ein wichtiges, aber oft ausgesprochen überstrapaziertes Mittel zur Verständigung. Setzen Sie sie gezielt ein. So wie in den folgenden Beispielen:
Loben Sie den Hund – vor allem für ruhiges Verhalten – mit ruhiger, gelassener und freundlicher Stimme. So, als hätten Sie mit seinem Verhalten gerechnet, und nicht, als wären Sie total erleichtert.
Geben Sie ihm ein Kommando, sagen Sie das in einem festen, ruhigen Ton. Nicht säuselnd, nicht flüsternd und nicht im Kasernenhofton. Es sollte sich weder wie eine Bitte noch wie eine Frage anhören, also kein »Würdest du dich bitte setzen?« oder Ähnliches. Sondern nur »Sitz«.
Bleiben Sie mit der Stimme ruhig, wenn Sie ruhiges Verhalten vom Hund möchten, etwa beim »Platz« oder »Sitz«. Lassen Sie sich nicht anstecken, falls er hektisch oder nervös wird.
Möchten Sie »Action« von Ihrem Hund, etwa beim »Hier«, klingt Ihre Stimme überzeugend und motivierend. Jedoch nicht wie eine Spielaufforderung.
Texten Sie den Hund nicht zu. Erklären Sie ihm beispielsweise nicht, warum er nicht über die Straße laufen soll oder warum er jetzt bitte sofort kommen soll. Da blickt er nicht mehr durch und stellt seine Ohren bald auf Durchzug.
Ein knurriges Räuspern oder eine ruhige, aber »drohende« Stimmlage wirkt hemmend und tadelnd. In der richtigen Dosis ist das hilfreich, um ein unerwünschtes Verhalten, etwa wenn der Vierbeiner am Tischbein nagt, zu unterbrechen.
DIE KÖRPERSPRACHE
In die Hocke gehen: Wenn Sie das tun, wirken Sie vor allem auf kleine Hunde und Welpen einladend. Das hilft bei den ersten Rückruf-Übungen oder wenn man den Vierbeiner zu sich locken möchte.
Flotter laufen: Gehen oder laufen Sie flott vom Hund weg, animiert ihn das, Ihnen zu folgen. Das ist eine gute Unterstützung beim Rückruf-Training, denn Ihr Vierbeiner möchte Sie ja nicht verlieren. Es ist jedoch kontraproduktiv, wenn Sie das »Bleib« üben.
Entschlossen sein: Gehen oder laufen Sie entschlossen auf den Hund zu, hemmen Sie ihn. Im schlimmsten Fall weicht er aus oder flüchtet. In der richtigen Dosis bremsen Sie ihn zum Beispiel dann, wenn er gerade aus dem Bleib aufstehen möchte oder Anstalten macht, unerlaubt das Sofa zu entern. Kontraproduktiv ist es aber dann, wenn der Hund gerade Unrat ins Maul genommen hat. Denn dann wird er damit weglaufen und den Unrat noch rasch schlucken. Ebenso negativ wird sich eine solche Botschaft auf den Rückruf auswirken, falls der Hund mal zu spät kommt und Sie sich ärgern. Ihr Vierbeiner wird dann immer zögerlicher kommen.
Blockieren: Wenn Sie sich frontal vor ihn stellen, blockieren Sie ihn. Zum Beispiel dann, wenn er unerlaubt zur Haustür hinausstürmen möchte.
Einladen: Machen Sie dann einen Schritt zur Seite und drehen Ihren Körper seitlich, kombiniert mit einer einladenden Bewegung, geben Sie dem Hund wieder Raum.
Freundlicher Blickkontakt: Ein freundlicher, entspannter Blickkontakt verbindet. Er ergibt sich automatisch beim Streicheln und Kuscheln oder wenn Sie Ihren Vierbeiner zum Spiel auffordern.
Aufmerksamer Blickkontakt: Er ist nützlich, um die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich zu lenken, zum Beispiel beim Fuß-Gehen oder wenn Sie ihn auf etwas Interessantes aufmerksam machen möchten. Wenn Sie ihn aber beim »Bleib« aus der Entfernung aufmerksam anschauen, erwartet der Hund nicht selten gespannt, dass gleich etwas von Ihnen kommt. Das führt leicht dazu, dass er aufsteht, anstatt ganz entspannt sitzen oder liegen zu bleiben.
Grimmiger Blickkontakt: Er wirkt »bedrohlich«. In der richtigen Dosis kann er sich, je nach Persönlichkeit des Vierbeiners, hemmend auf unerwünschtes Verhalten auswirken – wenn der Hund etwa neben dem Tisch sitzt und bettelt. Ein Zuviel führt aber zur Verunsicherung des Hundes. Auf fremde Vierbeiner oder bei Aggressionsproblemen mit dem eigenen Hund wirkt ein solcher Blickkontakt provozierend und drohend und kann daher gefährliche Folgen haben.
Blick abwenden: Beim Abwenden des direkten Blickkontaktes kann sich der Hund entspannen bzw. wird ein Tadel beendet. Sensible oder unsichere Hunde beeindruckt auch ein normaler Blickkontakt in manchen Situationen, wie beispielweise beim Zurückkommen, derart, dass sie langsamer werden. Auch hier hilft ein Abwenden des Blicks. In kritischen Situationen wirkt das Abwenden des Blickkontaktes deeskalierend.
Streicheln: Gleichmäßiges Streicheln und ruhiges Kraulen über den Rücken oder an der Brust stärken die Bindung zwischen Hund und Mensch. Das lässt sich gut beim Kuscheln einbauen oder als Lob beim Training.
Tätscheln: Hektisches Tätscheln, vor allem auch auf den Kopf, ist dem Vierbeiner dagegen eher unangenehm. Viele Hundebesitzer neigen besonders dann dazu, wenn sie sich über etwas, das der Hund gerade gemacht hat, besonders freuen. Der Vierbeiner dagegen kneift die Augen zusammen, dreht den Kopf weg oder weicht ein, zwei Schritte aus.
Ruhig bewegen: Ruhige Bewegungen übertragen die Ruhe auf den Hund, etwa bei Übungen wie dem Sitzen oder wenn man ihn festbindet, damit er sich »herunterfahren« kann.
Aktiv sein: Mehr »Action« pusht den Vierbeiner, etwa beim Auflösen einer Übung, beim flotten Fuß-Laufen, aber auch, wenn Sie ihn zum Spielen auffordern.
DIE RICHTIGE KOMBINATION
Damit Ihre Botschaften auch richtig rüberkommen und Sie überzeugend wirken, müssen Körpersprache und Stimme zueinanderpassen. Doch nicht selten gibt es da Diskrepanzen. Hier ein paar Beispiele für nicht stimmige Botschaften, die relativ