Inhalt
Vorwort
Warum wir etwas tun müssen
➡ Warnungen, Mahnung, Vorschläge
➡ Gefährlich, das Denken. Verlangt eben Mut.
Fridays for future
Was ist politische Lobbyarbeit?
➡ Punkt 1: Information, Kommunikation
➡ Punkt 2: Personen, Expertise
➡ Punkt 3: Kontakte suchen, Bündnisse schließen
➡ Punkt 4: Druck aufbauen
Rettet die Bienen
➡ Das Volksbegehren
➡ Die Forderungen
➡ Der Erfolg
Die Öffentlichkeit
➡ Die Pressemitteilung
➡ Pressemitteilung ist raus – was dann?
➡ Das Pressegespräch
➡ Eine Webseite entwerfen
➡ Social Media
Plastikbecher raus aus den Fußballstadien
➡ Ein Interview
Was ist eine politische Kampagne?
➡ Was wollen wir erreichen?
➡ Die Kommunikation
➡ Das liebe Geld
➡ Und wie geht es weiter?
Die Periode ist kein Luxus
Plant-for the-Planet
➡ Plant-for-the-Planet heute
➡ Mitmachen: Wie geht das?
➡ Akademien und Schokolade
➡ Sich gemeinsam einsetzen
Demokratie
➡ Wahlen
➡ Demokratie intern
Serlo - Bildung für alle durchs Internet
➡ Fünf Fragen an Jakob Wessel
Der Alltag
➡ Sich informieren
➡ Demonstrieren
➡ Durchhalten
➡ Wenn eine Bewegung abflaut
➡ Gegenwind
Und nun: Loslegen!
Anhang
➡ Nützliche Internetadressen
„‚Wo muss ich hin?‘ Ich schreie noch schnell in mein Handy, bevor es ausgeht. Der Akku ist alle. Mein 32. Telefonat heute wurde unsanft beendet.
Es ist 16: 17 Uhr. Mein Zug von Leipzig nach Berlin geht in sechs Minuten. Von welchem Gleis, weiß ich noch nicht. Ich renne zum Schalter, frage nach, schaffe es gerade noch pünktlich zum Bahnsteig; der ICE, mit dem ich nach Berlin zum wöchentlichen Organisationstreffen zurückfahren muss, steht noch da. Ich springe rein, die Türen schließen, Abfahrt. Als ich mein Handy an die Steckdose im ICE anschließe, atme ich auf: nur vier verpasste Anrufe.“
Ich heiße Franziska und bin 15 Jahre alt. Und solche Situationen gehören inzwischen zu meinem Alltag. Denn mein Terminkalender ist voll. Manchmal zu voll. Vor einem halben Jahr war das noch anders: Ich war eine „normale Schülerin“, ziemlich gut in der Schule, viel mit Freunden unterwegs oder auf dem Ponyhof. Der 11. Januar 2019 änderte vieles.
Es war einer der ersten Klimastreikfreitage in Berlin.
Ich ging im Januar erstmals zum Klimastreik, damals eine meiner ersten Demonstrationen, heute nur eine der gefühlt Tausenden. An diesem Tag beschloss ich am Abend, dass die alleinige und einmalige Teilnahme am Schulstreik nicht ausreicht: Seither engagiere ich mich bei Fridays for Future, organisiere Streiks und Demonstrationen in Berlin, aber auch in ganz Deutschland, trete bei Diskussionsveranstaltungen auf, debattiere mit Politikern, führe Gespräche mit Medien und stehe in ständigem Austausch mit anderen Aktivisti der Klimaschutzbewegung.
Dieses Buch habe ich gemeinsam mit meinem Vater geschrieben.
Und dieser Vater bin ich, Günther Wessel. Ich arbeite als Journalist, lebe mit Franziska und ihrem älteren Bruder Jakob in Berlin (okay, Jakob ist wegen seines Studiums fast ausgezogen) und bin froh über Franzis Engagement. Und sie ist froh, dass ich sie unterstütze, wenn es geht – manchmal ist sie auch nicht froh, weil sie schon sehr genau weiß, was zu tun ist. Und was sie tun möchte. Und niemanden will, der ihr da reinredet.
In den letzten Monaten ist viel passiert: Fast aus dem Nichts heraus ist dank einer Person, der sich dann viele anschlossen, die größte Klimaschutzbewegung entstanden, die unsere Erde je gesehen hat. Fridays for Future. Eine Bewegung, die fordert, dass endlich gehandelt wird. Nicht nur in Deutschland gibt es seitdem eine Debatte über verpasste Klimaschutzziele und was nötig wäre, sie wenigstens ansatzweise doch noch zu erreichen. Und dank Fridays for Future wird die Klimakrise auch endlich als das wahrgenommen, was sie ist:
Guckt man genauer hin, sieht man eine Fülle politischer Bewegungen. In Bayern gab es einen erfolgreichen Volksentscheid zur Bienenrettung, es gibt ein großes Bündnis #unteilbar, das sich für Gleichheit und soziale Rechte einsetzt, für Solidarität statt Ausgrenzung, für eine offene und freie Gesellschaft. 240.000 Menschen folgten im Oktober 2018 in Berlin diesem Aufruf und gingen auf die Straße. Klimaschutz, Solidarität, Gleichberechtigung oder Umweltfragen – das sind Themen, die uns heute bewegen. Oder auch die Seenotrettung, damit an den Grenzen unseres Kontinents nicht noch mehr Menschen ertrinken. Manche Bewegungen sind groß und schnell gewachsen, andere eher kleinere Initiativen. Nichtsdestotrotz sind sie sehr wichtig. Sie alle tragen den Keim der Veränderung in sich. Die Band „Die Ärzte“ textete es so:
Denn eines ist uns spätestens seit Fridays for Future und auch in den intensiven Gesprächen mit Jakob klar geworden:
Meist – oder sogar immer?
Der Schweizer Mediziner Remo H. Largo sagt:
Ein toller Satz, aber auch einer, der einen unter großen Druck setzen kann. Trotzdem: Er stimmt schon. Zum Erwachsenwerden gehört nämlich oft das Einüben von Entschuldigungen, warum man so und nicht anders handelt. Dass man unbedingt ein Auto braucht, weil … Dass man ja nichts überstürzen dürfe beim Kampf gegen den Klimawandel … Dass alles so kompliziert sei … Dass man doch auch an die Wirtschaft denken müsse … Dass man … – Beispiele finden sich massenweise.
Man kann natürlich so lange über die möglichen Folgen einer Handlung nachdenken, bis man glaubt, dass die Handlung falsch ist. Obwohl es – moralisch gesehen – ganz eindeutig ist, dass man handeln muss. Ein Beispiel mag das erklären: