dem Durchbruch. Die Gerndorf GmbH wäre für Jahre Marktführer in einem ganz speziellen Segment gewesen. Das konnte Matthias einfach nicht verwinden.“
„Wahrscheinlich hätte er sich besser mit den Gegebenheiten abgefunden“, mischte sich Frau Ferenczy ein. „Dann wäre vielleicht nicht alles den Bach runtergegangen.
Aber der Gerndorf, das ist einer, der sich schlecht trennen kann.“
„Ja, nachdem er Insolvenz anmelden musste, hat ihn seine Frau verlassen. Danach hat er noch ein paar Jahre in einer Seidenstickerei gearbeitet, fragen Sie mich nicht, was genau. Aber es ist nicht so einfach, sich wieder unterzuordnen, wenn man es gewöhnt ist, der Chef zu sein.“
„Das kann ich gut nachvollziehen“, meinte Berringer.
„Er ist dann immer seltsamer geworden. Ich habe ihn mal in einer völlig vermüllten Wohnung besucht. Da lebte er mit einer Frau zusammen, die wohl auch nicht die richtige Partnerin für ihn war.“
„Ich glaube, seine Allergie wurde dann auch sehr schlimm“, ergänzte seine Frau. Sie sah ihren Gatten fragend an. „Hat er nicht mit dem Modellsegeln und der Jagd aufhören müssen, weil er sich mit seiner Pollenallergie kaum noch vor die Tür wagen konnte?“
„Das stimmt“, bestätigte Ingomar Ferenczy.
„Matthias Gerndorf war Jäger?“, hakte Berringer nach, der sofort hellhörig geworden war.
„Als ich ihn in dieser vermüllten Wohnung traf, da war das Einzige, worum er sich liebevoll gekümmert hatte, seine Jagdwaffen. Die standen blitzblank geputzt im Gewehrschrank. Alle tipptopp.“
„Wissen Sie, ob er Links- oder Rechtshänder war?“
„Linkshänder, da bin ich mir ganz sicher. Einmal hatte er sich bei einem Karate-Bruchtest die Hand gebrochen und konnte sechs Wochen nicht schreiben, daran erinnere ich mich noch. Er wollte immer, dass ich mal mit ihm zum Training gehe, aber das war nichts für mich.“
„Ich war auch dagegen“, erklärte seine Frau. „Das ist ja auch viel zu gefährlich. Mein Mann war damals schon nicht mehr der Jüngste.“
„Ja, und dann diese schrillen Schreie, die gingen mir auf die Nerven.“
„Wo sich Matthias Gerndorf aufhält, wissen Sie nicht zufällig?“
„Nein, tut mir leid.“
Berringer fuhr zum Krefelder Polizeipräsidium und suchte Björn Dietrich in dessen Büro auf.
„Wir haben eine neue Theorie, was den Mord im Königpalast betrifft, Berry!“, begrüßte ihn der Kommissar.
„So?“
„Jürgen Rüger, der Bodyguard von SAFE & SECURE, hat sich noch mal gemeldet.
In seiner ersten Aussage uns gegenüber hat er gesagt, dass zuletzt ein junger Mann mit gelockten Haaren den Toilettenbereich verlassen hätte.“
„Das hatte er mir auch erzählt.“
„Aber er meint sich jetzt daran zu erinnern, dass danach doch noch jemand von dort gekommen ist.“
„Und?“
„Jemand, den er gar nicht weiter beachtet hat. Ein Mann im weißen Kittel und mit Gummihandschuhen.“
„Ein Toilettenmann. Gibt’s ja auch ab und zu.“
„Ja, aber auf diesen Toiletten und an diesem Abend war ausschließlich eine Frau zuständig.“ Er grinste Berringer an. „Du hast sie ja, glaub ich, auch kennengelernt.“ Dann wurde er wieder ernst. „Außerdem hat jemand eine Kittelgarnitur entwendet.“
„Gibt es eine Beschreibung des Mannes?“
„Es gibt inzwischen sogar ein Phantombild.“ Björn Dietrich zog an seiner Zigarette, drückte sie im Aschenbecher aus und holte das Phantombild aus dem Druckerfach, um es Berringer vorzulegen.
Dieser glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
„Gerndorf!“, stieß er hervor.
Dietrich starrte ihn an. „Bist du dir sicher?“
Berringer nickte heftig. „Aber ja.“
„Das ist 'n Ding, oder?“
„Von meiner Seite gibt es übrigens auch ein paar Neuigkeiten“, sagte Berringer, nachdem er diese Neuigkeit verwunden hatte.
„Da bin ich aber mal gespannt!“
Doch in diesem Augenblick klingelte Berringers Handy, und so kam der Detektiv zunächst einmal gar nicht dazu, von den bisherigen Ermittlungsergebnissen der Detektei zu berichten.
Vanessa war am Apparat. „Es hat sich jemand im Forum der Mietnomadengeschädigten gemeldet.“
„Die Adresse!“, forderte Berringer ohne Umschweife.
Eine dreiviertel Stunde später hielten mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei vor einem dreistöckigen Mietshaus in Krefeld-Uerdingen. Kurz darauf trafen auch Dietrich und Kleppke mit einem zivilen Dienstwagen ein. Berringers Mitsubishi war der letzte.
Die Polizisten legten Kevlarwesten an. Dietrich reichte auch Berringer eine. „Hier –
ist besser so!“
„Ich weiß.“
Die Einsatzkräfte sicherten die Ausgänge des Hauses. Dietrich und eine Gruppe uniformierter Beamte liefen die Treppe hinauf, und Berringer folgte ihnen.
Wenig später nahmen sie links und rechts von Gerndorfs Wohnungstür Aufstellung, für den Fall, dass der Gesuchte bewaffnet war und durch das Türblatt schießen würde.
Dietrich klingelte. „Herr Gerndorf, sind Sie zu Hause?“ Zunächst erfolgte keine Reaktion. Dietrich klingelte ein weiteres Mal. „Hier ist die Kriminalpolizei. Machen Sie die Tür auf!“
Ein Schuss krachte, ein zweiter folgte unmittelbar danach. Die Projektile schlugen durch die Holztür und rissen zwei daumengroße Löcher. Auf der anderen Seite des Flurs blieben sie im Mauerwerk stecken.
„Zugriff!“, befahl Dietrich und riss seine Dienstpistole hervor. Mit einem Tritt wurde die Tür geöffnet. Der Polizist, der sie aufgebrochen hatte, huschte blitzschnell zur Seite. Die anderen Beamten blieben links und rechts der Tür in Deckung, spähten vorsichtig um den Türstock und zielten mit ihren Pistolen in die Wohnung.
Matthias Gerndorf stand da, ein Jagdgewehr mit Zielfernrohr in den Händen. Als er sah, dass mehrere Pistolenmündungen auf ihn gerichtet waren, trat er erschrocken ein, zwei Schritte zurück und hob dabei ruckartig den Lauf des Gewehrs, sodass die Waffe nicht mehr zur aufgebrochenen Tür wies.
„Waffe weg und Hände hoch!“, rief einer der Polizisten.
Gerndorf zögerte.
Da waren die Beamten bereits bei ihm und entwanden ihm das Gewehr. Handschellen klickten. Gerndorf ließ es widerstandslos geschehen.
Berringer betrat das Ein-Zimmer-Apartment und sah sich um, während Kleppke dem Gefangenen erklärte, dass er verhaftet sei.
„Es passt alles zusammen“, sagte Björn Dietrich, als Berringer ihn ein paar Tage später in seinem verrauchten Büro besuchte. „Die DNA-Spuren unter Geraths Fingernägeln stammten von Matthias Gerndorf. Und die Projektile, mit denen zuvor auf Gerath und seine Pferde geschossen worden war, wurden mit Gerndorfs Jagdgewehr abgefeuert.“
„Dann sind diese Leute, denen Andreas Gerath 500.000 Euro schuldete, nur Trittbrettfahrer gewesen.“
„In gewisser Weise ja. Aber es war Commanecis Bande natürlich recht, ein Mittel in der Hand zu haben, mit dem man Gerath senior eventuell trotz dessen Widerspenstigkeit unter die Knute zwingen konnte. Und das Rollkommando auf der BOOT war auch von Commaneci angeheuert worden.“
„Was ist mit