kann und wird jedes Wort, das Sie von nun an sagen vor Gericht gegen Sie verwendet werden!“
„Das ist nicht Ihr Ernst!“, fauchte Gabrielli völlig fassungslos.
Jay und Leslie entwaffneten inzwischen den Bodyguard, der neben Gabrielli stand, ein großer breitschultriger Kerl mit kurz geschorenen blonden Haaren.
„Ich habe einen Waffenschein für die Beretta!“, beklagte er sich.
„Den werden wir ganz genau unter die Lupe nehmen“, versprach Clive.
Gabrielli wandte sich an mich. „Ich weiß nicht, was Sie hier für ein Spiel abziehen, Mister Trevellian...“
„Für Sie Agent Trevellian!“, erwiderte ich.
„... aber Sie werden mit Ihrem miesen Intrigenspiel nicht durchkommen!“ Gabriellis Züge waren zu einer hasserfüllten Maske gefroren.
„Das ist kein Spiel, Mister Gabrielli. Wir haben schlüssige Beweise, dass Sie den Mord an Lee Kim begangen haben.“
„Schlüssige Beweise?“, höhnte er. „Vielleicht die Aussage eines abgehalfterten Lohnkillers, er alles mögliche sagen würde, nur damit man ihn in eine Einzelzelle verlegt oder sonst irgend welche Vergünstigungen zukommen lässt?“
„Sie meinen, so wie vor zehn Jahren, als er in Ihrem Auftrag sich selbst des Mordes an Lee Kim bezichtigte und Big Tony Damiani als Auftraggeber beschuldigte!“
„Keine Jury der Welt wird diesem Kerl noch glauben, wenn er jetzt plötzlich seine Meinung ändert.“
„Wir haben die Tatwaffe, Mister Gabrielli. Tom Buscella war so schlau, sie die ganze Zeit über aufzubewahren – aber das wissen Sie ja, denn sonst hätten sie vermutlich irgendwann Ihre Verbindungen genutzt, um Buscella im Gefängnis ermorden zu lassen, nachdem er seine Schuldigkeit getan hatte.“
Jack Gabriellis Gesicht wurde kreideweiß.
„Ich möchte mit meinem Anwalt telefonieren“, sagte er.
„Das steht Ihnen jederzeit frei. Obwohl Sie wohl kaum Mister Reddick werden nehmen können, da er nach wie vor ein gültiges Mandat für Tom Buscella hat und sich da doch ein paar Interessensgegensätze ergeben könnten.“
Jack Gabrielli schluckte. „Ich dachte für einen Moment lang tatsächlich, dass Sie wirklich den Mörder meines Onkels suchen würden!“, zischte er zwischen seinen dünnen Lippen hindurch.
„Wer sagt Ihnen, dass wir den nicht schon gefunden haben!“, mischte sich nun Milo ein.
Gabrielli sah ihn entgeistert an. „Was, den Mord wollen Sie mir jetzt auch noch in die Schuhe schieben?“
„Was ist damals passiert, Mister Gabrielli?“, hakte ich nach. „Sie haben Big Tony durch die gekaufte Aussage von Buscella ins Abseits manövriert und...“
„... und deshalb hätte ich doch gar kein Motiv mehr gehabt, ihn auszuschalten!“, fauchte Gabrielli.
„Ja, vorausgesetzt, Ihr Plan wäre aufgegangen und Big Tony Damiani hätte tatsächlich das Land verlassen, nachdem er Sie als Nachfolger einsetzte. Aber wer sagt uns, dass das so wahr?“
„Das ist doch lächerlich, Trevellian! Vollkommen lächerlich!“
„Ich weiß nicht, was Ihre Freunde dazu sagen. Oder die Freunde Ihres Onkels. Viele leben ja nicht mehr, aber Ben Camerone bekommen wir vielleicht noch in die Hände, bevor Ihr Killer ihn erledigt.“
„Was für ein Killer? Sie sind verrückt! Damit habe ich nicht zu tun.“ Er schüttelte den Kopf und trat auf mich zu. „Das ist die Wahrheit!“
„Vielleicht sieht die Wahrheit auch so aus, dass sich Big Tony Damiani damals doch der Justiz stellen wollte!“, gab ich zu bedenken.
Gabrielli lachte heiser. „Um das Risiko einzugehen, lebenslang in den Bau zu gehen?“
„Er hatte gute Anwälte.“
„Das ist doch Blödsinn!“
„Er könnte Ihr Manöver, das ihn aus dem Spiel werfen sollte, durchschaut haben und da blieb Ihnen nichts anderes übrig, als Big Tony in der Versenkung verschwinden zu lassen. Wessen Idee war es, ihn im Lake Tappan verschwinden zu lassen? Haben Sie diesmal die Leiche selbst entsorgt, weil Sie das letzte Mal an einen Erpresser geraten sind?“
„Hören Sie auf!“, schimpfte er.
Clive mischte sich ein. „Sie werden auch des Mordes an Big Tony angeklagt!“
„Das können Sie nicht machen!“, rief er. „Die werden mich umbringen, sobald ich nicht mehr in Untersuchungshaft sitze und sie an mich herankommen!“
„Sprechen Sie von ihren eigenen Freunden?“, fragte ich. Wir hatten ihn beinahe da, wo wir ihn haben wollten.
Er ließ sich in einen der breiten Sessel fallen, die überall in seiner Wohnung zu finden waren. Einige Augenblicke lang verbarg er das Gesicht mit den Händen. „Die Sache mit Lee Kim gebe ich zu. Ich werde auf Notwehr plädieren. Meinem Anwalt wird schon was einfallen, um mich da mit einigermaßen heiler Haut herauszubringen...“
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, sage ich.
„Ich will einen Deal! Sie dürfen mich nicht wegen dem Mord an Big Tony anklage, dann bin ich geliefert! Selbst wenn die Grand Jury es gar nicht zum Prozess kommen lassen sollte, bin ich bei meinen Leuten unten durch!“
Einen Moment herrschte Schweigen.
„Dann helfen Sie uns“, forderte ich.
„Was wollen Sie wissen?“
„Wir suchen Gary Simone.“
Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn seit zehn Jahren nicht gesehen. Tut mir leid.“
„Und Ava Damiani?“
„Tante Ava?“, fuhr er auf. „Hören Sie, was spielen Sie hier eigentlich?“
„Wo lebt sie?“, ließ ich nicht locker.
„Das weiß ich nicht. Okay, Sie sollen jetzt auch die ganze Wahrheit wissen! Es gab Probleme zwischen Tante Ava und Big Tony. Und Gary Simone war ein sehr charmanter Typ. Ich hatte damals immer den Verdacht, dass zwischen Ava und Gary etwas laufen könnte, aber da wollte ich mich nicht einmischen. Mir hat es gereicht, dass Big Tony die Hosen gestrichen voll hatte und bereit war, das Land zu verlassen. Das ist alles. Heute ist mir natürlich klar, dass die beiden Onkel Tony auf dem Gewissen haben müssen.“ Er lachte heiser. „Und damals habe ich wirklich geglaubt, dass sie mit ihm nach Marokko verschwindet.“
„Jetzt ist Gary Simone – oder wie immer sich auch inzwischen nennen mag – dabei all diejenigen umzubringen, von denen er glaubt, dass sie sich die Wahrheit zusammenreimen könnten.“
„Haben Sie dafür Beweise?“, rief Gabrielli.
„Er wurde von einem Zeugen identifiziert – in unmittelbarer Nähe des Tatortes, an dem Mark Manetta umgebracht wurde. Zu dem Mord an D’Andrea können wir durch das verwendete Projektil eine Verbindung ziehen.“ Ich machte eine ausholende Geste. „Sie fühlen sich hier oben vielleicht sicher. Das Haus hat einen der höchsten Sicherheitsstandards, die man sich denken kann und ich nehme an, dass die Kollegen des privaten Security Service, der hier herumpatrouilliert, sich alle Mühe geben. Also wenn Sie es nicht doch waren, der Big Tony umgebracht hat, dann wartet Gary Simone irgendwo draußen auf Sie. Wahrscheinlich nimmt er sich zuerst Ben Camerone vor, den er schon um ein Haar im Dachgarten des Lokals Chez Jules erwischt hatte, bevor Sie drankommen...“
Er atmete tief durch.
„Camerone war hier“, erklärte er. „Er wollte, dass ich ein paar Leute losschicke, die Simone erledigen.“
„Und? Was haben Sie ihm geantwortet?“
„Dass