Dennis Dunaway

Schlangen, Guillotinen und ein elektrischer Stuhl


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ich die Hilfe anderer.

      Mein größter Dank gebührt meiner wunderschönen und talentierten Frau Cindy, die unser Leben in den richtigen Bahnen hielt, während ich die Tage mit Tippen verbrachte. Wenn meine Gedanken zu nahe am Sternenhimmel schweben, erdet sie mich wieder, und das mit Stil! Ich möchte mich zudem bei unseren Töchtern Renee und Chelsea für ihre übermäßig harte Arbeit bedanken, ihr Talent und die rückhaltlose Unterstützung.

      Ewigen Dank schulde ich auch Sharyn Rosenblum und Dereck Walton, die wie ich an die Story glaubten und die mir das gute Gefühl des Willkommen-Seins in der aufregenden Literatur-Welt New Yorks vermittelten. Ich hatte mir bereits lange Zeit die Hacken nach einem Verlagsvertrag abgelaufen, als mich Sharyn mit ihrem ansteckenden Enthusiasmus Jim Fitzgerald vorstellte, dem Rockstar der Literaturagenten. Jim hatte schon Tausende von Offerten bekommen, doch er schenkte mir genügend Zeit zur Vorstellung meiner Idee. Mit seiner rauen und kratzigen Stimme, die Cindy an Glen Buxton erinnert, willigte er schließlich ein, sein Möglichstes zu versuchen.

      Um das Manuskript in eine angenehm fließende Lektüre zu verwandeln, brauchte ich einen fähigen Autor. Es musste jemand mit genügend Einblick sein und zugleich ein Zeitzeuge, damit der Sprachstil der damaligen Ära gewahrt blieb. Chris Hodenfield war der erste Autor, der mir einfiel, und er stellte sich als die perfekte Wahl heraus.

      Ich möchte mich bei David Cluett und Paul Brenton für die großzügige Hilfe bei den Fotos bedanken. Wir plagten uns mit Einbahnstraßen ab, Umwegen und Straßensperren, doch fanden auch einige seltene Schätze.

      Am wichtigsten war ein geeigneter Verlag, und an dieser Stelle lief Jim Fitzgerald zu Hochform auf. Ein Autor kann sich keinen kenntnisreicheren und leidenschaftlicheren Lektor wünschen als Rob Kirkpatrick und kein grandioseres Expertenteam als das bei Thomas Dunne und St. Martin’s Press, darunter Jennifer Letwack, David Lott und Korrektorin Jenna Dolan.

      Die kreativen Energien vieler kanalisierten sich, und wir alle verwirklichten schließlich diesen Traum.

       D.D.

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      Auf mir lastet der Fluch eines lebhaften Erinnerungsvermögens. Mittlerweile ist es schon ein Running Gag geworden, wenn ich mit einigen befreundeten „Straßenkriegern“ zusammensitze, ihnen bei einer der überbordenden epischen Storys der Rock’n’Roll-Jahre zuhöre und dann dazwischenbrülle: „Nein, nein, nein, so ist das aber nicht passiert!“ Natürlich gibt es für meine Kumpels so einige Gründe für den „Gedächtnisverlust“. Wir jagten den Amüsements hinterher, und im Gruselkabinett der Späße hörte man so einige markerschütternde Schreie.

      Während der Tage als Teilnehmer eines Kunstkurses verpasste mir Alice den Spitznamen Dr. Dreary. Der Grund dafür lag in der Gewohnheit, mich in meinen Gedanken zu verlieren. Was aber die Konzeptualisierung diverser Projekte anbelangte – da agierten wir beide wie wahnsinnig gewordene Fanatiker. Die Kunst war unsere wahre Berufung, und sie gründete in der Gewohnheit, Menschen zu beobachten. Ein Künstler erkennt Zusammenhänge, die anderen verborgen bleiben. Ich begann also penibel Notizbücher mit meinen Träumereien sowie Tagebücher zu führen. Sogar während der turbulenten Jahre schrieb ich immerzu Briefe nach Hause. Während die künstlerischen Projekte raketengleich in bizarre Gefilde schossen, bedeuteten mir die exakten Aufzeichnungen meiner Erinnerungen sehr viel.

      Als Teenager packte mich die Idee, die schrägen Fantasien und Kreationen meiner Kunstwelt auf eine Rockband zu übertragen. Mein bester Freund teilte den Enthusiasmus dieses Ansatzes, woraufhin wir andere zum Mitmachen überredeten. Einige verstanden es sofort, manche jedoch wollten uns eins in die Fresse hauen. Dennoch handelten wir wie Getriebene, die ihre Vorstellung mit der ganzen Welt zu teilen beabsichtigten.

      Unser kollektiver Traum wurde Wirklichkeit. Das ist die Essenz von Alice Cooper.

      Möglicherweise möchten Sie etwas über Ihren Helden Alice Cooper erfahren oder über die Ungerechtigkeiten, die der ursprünglichen Gruppe widerfuhren. Ich schreibe dieses Buch, weil ich stolz bin auf das, was meine engsten Freunde und ich erreicht haben. Schuldzuweisungen jedweder Art sind unbedeutend. Schuldzuweisungen verdrängen nicht die Erinnerungen daran, wie verdammt großartig das schnelle Leben eines Rock’n’Rollers in den Sechzigern und Siebzigern war.

      Legt die Tragödie auf Eis. Wir hatten Spaß – und das zum Quadrat!

      Als Rockstar diese Ära überlebt zu haben, stellt ein unglaubliches Wunder dar. Entscheidungen wurden getroffen, während wir durch den tiefen Weltraum donnerten, ständig in gefährliche Meteoritenhagel eintauchten und uns aus ihnen retten konnten. Gab es Fehlentscheidungen? Jeder trug dazu bei, und einiges wirkte sich stärker aus als anderes. Möchten Sie mehr erfahren? Ja, ich bin hier, um Ihnen die Geschichte zu erzählen, so wie ich mich daran erinnere.

      Und ich erinnere mich genau daran. Einige Ereignisse dieser Erzählung wurden zusammengefasst, und auch die Abfolge mag leicht überformt sein. Aber sie nähert sich der Realität so nahe an, wie es mir möglich war. Falls Sie ein Fan der Alice Cooper Group sind, erinnern Sie sich vielleicht an ein in kreischendes Rot getauchtes Bild, das Alice am Galgen baumelnd zeigt, während wir dem Publikum „Killer“ in die Ohren prügelten. Unsere Spezialität lag in der Kreation greller bildintensiver Shows, um den Zuschauer sozusagen auf den Gehsteig zu befördern, wo er, sich um die eigene Achse drehend, dann hin- und hertaumelte. [Dennis Dunaway nutzt gelegentlich die Schreibweise Alice Cooper Group, um explizit auf die Band, bestehend aus fünf Mitgliedern, hinzuweisen. In den späten Sechzigern/frühen Siebzigern galt jedoch Alice Cooper als korrekter und offizieller Bandname, A.T.]

      Manchmal schien ein unheilvolles Schicksal nur auf uns zu warten. Das passiert, wenn man in Strafvollzugsanstalten, auf Luftwaffenstützpunkten oder in Cowboy-Kaschemmen mit einem außergewöhnlich hohen „Feindseligkeits-Faktor“ spielt. Wir mochten Auftritte in den Fressbuden der einfachen Leute, doch gelegentlich schien das Publikum nur darauf zu warten, uns eine Rasierklinge durchs Gesicht zu ziehen.

      Und dann war da noch São Paulo – ein Konzert, das sich in meine Erinnerung eingefressen hat, und dies nicht nur, weil es unser letzter gemeinsamer Gig sein sollte. Gigantisch. Man erwartet keine 158.000 Zuschauer unter dem Dach eines einzigen Veranstaltungsortes. Laut Guinness-Buch der Rekorde war es das größte Konzert, das jemals in einer Halle stattfand. Ich weiß zumindest eins: Als ich durch den Vorhang auf die Menge blickte, überkam mich der Eindruck, ich sähe die Milchstraße.

      Für die Alice Cooper Group war Realität ein Fremdwort. Wir unternahmen alles Erdenkliche, um das Reale bis zum Letzten auszureizen, zu überschreiten und es – wie in einem Zerrspiegel – zu manipulieren. Schon von den frühesten Tagen an hatten wir die Tatsache zu akzeptieren, dass uns die Fans auf eine besondere Art huldigten – indem sie selbst total durchknallten.

      Was das Konzert in São Paulo anbelangte: Man gewann schnell den Eindruck, dass jeder Freak der südlichen Hemisphäre aufgelaufen war, um eine spezielle Portion des brasilianischen Wahnsinns aufzutischen. All die abgewrackten und aufgedonnerten Zuschauer vermittelten uns ein vertrautes Gefühl, doch unglücklicherweise herrschte eine beklemmende und einschüchternde Atmosphäre.

      Zuerst hatte uns die Polizei an den Rand der Verzweiflung gebracht. Brasilien befand sich noch in den Klauen einer Militärdiktatur, und die Cops freuten sich, uns ihre Macht und Durchsetzungsfähigkeit zu demonstrieren. Für den Soundcheck am Nachmittag pferchte man die Musiker in Militärfahrzeuge, die sich den Weg durch die Menge ohne Rücksicht auf Verluste bahnten. Wir waren sicher, dass sie einen der Jugendlichen ummähen würden, woraufhin Alice den Mann am Lenkrad anbettelte, er solle doch bitte langsamer fahren, doch dieser brüllte nur etwas auf Portugiesisch, lachte und legte noch einen Zahn zu.

      An dem Abend schauten wir in den Zuschauerraum, und da standen sie in der ersten Reihe – mit verkrampften Händen Automatikgewehre haltend. Sie wirkten so angespannt wie Meth-User, dieselben Cops vom Nachmittag, doch nun mit nervösen Fingern. Und ausgerechnet die sollten uns schützen!

      Abgesehen von den Bullen schwebte ein befremdlicher emotionaler Druck über der Band. Wir redeten nicht darüber, denn das