Ralf Heske

4 Fragen, die alles verändern


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alle Verbitterung, jeder Wunsch nach der Bestätigung oder Liebe eines anderen, alles, was dich unglücklich macht, es war nur ein Missverständnis. Es war das Ergebnis dessen, dass du Gedanken geglaubt hast, die für dich nicht wahr sind. Diese Gedanken zu identifizieren und sie dann mit den vier Fragen der Work zu überprüfen, hat eine unvorstellbare Kraft – unvorstellbar, bis du es für dich selbst tust.

      Sobald du anfängst, die Work als tägliche Übung zu nutzen, entdeckst du eine wunderbare Wahrheit: Der natürliche Zustand des Geistes ist Frieden. Dann kommt dir ein stressiger Gedanke in den Sinn, du glaubst ihn und der Frieden scheint zu verschwinden. Die damit verbundenen stressigen Gefühle lassen dich wissen, dass du gegen die Realität ankämpfst, indem du den Gedanken glaubst. So lernst du, unangenehme Gefühle als Tempelglocke zu erleben, die dich freundlich darauf hinweist: Es ist Zeit zu worken. Wenn du den Gedanken hinterfragst und erkennst, was für dich wahr ist und was nicht, wirst du wieder präsent – dir selbst und deinen Mitmenschen gegenüber. Du wirst zum Zuhörer statt zum Richter, ein aufgeschlossener, weiserer Mensch. Du bemerkst, dass du der Realität deinen Gedanken übergestülpt hattest. Im Lichte dieses Bewusstseins fällt der Gedanke einfach von dir ab. Er verliert seine Macht über dich. Ohne den Gedanken, ohne deine traurige oder angsterfüllte Geschichte bleibt nur das Gewahrsein dessen, was wirklich ist. Ohne deine Geschichte bist du Frieden – bis die nächste stressige Geschichte auftaucht und dich daran erinnert, was noch nicht hinterfragt wurde.

      Mit der Zeit wird die Work in dir lebendig: als natürliche wortlose Antwort des Bewusstseins auf aufkommende Gedanken.

      Während deiner Praxis beginnst du zu erkennen, dass die Realität gut ist, genau so, wie sie ist. Denn wenn du gegen sie ankämpfst, erlebst du Anspannung und Frustration. Wenn du aufhörst, dich der Realität zu widersetzen, wird das Handeln einfach, fließend, freundlich und furchtlos.

      Ich bin meinem geliebten Freund Ralf Heske sehr dankbar, dass er The Work einem größeren Publikum im deutschsprachigen Raum vorstellt – und hoffentlich auch über alle geografischen Grenzen hinaus. Ich liebe es, dass er persönlich so stark von der Work profitiert hat – und ich hoffe, du wirst das auch tun. Es gibt eine Ursache für das Leiden und einen Weg da heraus. Alles, was es braucht, ist ein Stift, ein Stück Papier und ein offener Geist.

      Byron Katie

      Ojai, Kalifornien, Juli 2020

      Wer weiß, wofür das gut ist?

      Es war einmal ein Bauer, der lebte vor langer Zeit glücklich und zufrieden mit seinem einzigen Sohn in einem kleinen, ärmlichen Dorf in China. Ihr beinahe einziger Besitz war ein Pferd, das ihnen half, die Felder zu bestellen und die Ernte einzuholen. Eines Tages lief das Pferd davon und blieb verschwunden. Der Nachbar kam herüber und sagte zu dem Bauern: »Oh, du Armer! Dein Pferd ist weg! Jetzt musst du die ganze Arbeit selbst erledigen. Was für ein Unglück!«

      Doch der Bauer meinte nur: »Wer weiß, wofür das gut ist …«

      Einige Zeit später kehrte das Pferd zurück – und mit ihm eine kleine Herde wilder Pferde. Wieder kam der Nachbar herüber und sagte: »Oh, du Glücklicher! Jetzt hast du ein Dutzend Pferde. Du bist der reichste Mann im Ort. Was für ein Glück!«

      Doch der Bauer meinte nur: »Wer weiß, wofür das gut ist …«

      Der Sohn des Bauern begann, die wilden Pferde einzureiten. Eines Tages wurde er dabei abgeworfen, flog im hohen Bogen vom Pferd und brach sich ein Bein. Der Nachbar kam herüber und sagte: »Oh, du Armer! Dein Sohn hat sich das Bein gebrochen. Jetzt hast du keinen Helfer mehr. Was für ein Unglück!«

      Doch der Bauer meinte nur: »Wer weiß, wofür das gut ist …«

      Eine Woche später kamen die Soldaten des chinesischen Kaisers in den Ort und nahmen alle jungen Männer mit, um in den Krieg zu ziehen. Nur der Sohn des Bauern war für den Krieg ungeeignet und konnte nicht mit – er hatte sich ja das Bein gebrochen. Der Nachbar kam herüber und sagte: »Oh, du Glücklicher! Dein Sohn ist der Einzige, der nicht mit in den Krieg ziehen muss! Was für ein Glück!«

      Diese kleine Geschichte, die ich hier frei nacherzählt habe, stammt aus einem Klassiker des Daoismus, dem mehr als 2000 Jahre alten chinesischen Text »Huainanzi«. Sie könnte endlos fortgesetzt werden. Diese Fragen können wir uns aus dieser Geschichte mitnehmen:

      Will ich recht behalten mit meinem Urteil über die Dinge?

      Oder will ich frei sein?

      EINLEITUNG

      Wir alle scheinen in unseren Mustern gefangen. Wir handeln nicht frei. Wir agieren aus dem heraus, was wir aus den Erfahrungen unserer Kindheit gemacht haben, und ein bisschen aus dem, was wir seitdem an Erfahrungen hinzugewonnen haben. Damit gäbe es auch kein Problem, wenn sich unsere Reaktionen auf das, was wir erleben, gut anfühlen würden, wenn sie uns und andere unterstützen würden. Aber in sehr vielen Situationen ist unser Reagieren aus den – meist unbewussten – Mustern heraus einfach nicht hilfreich. Es bremst uns, es lähmt uns, es macht uns Stress und nicht selten fügen wir damit uns selbst und anderen Schmerzen zu.

      Was aber meinen wir eigentlich, wenn wir von unbewussten Mustern sprechen? Wir können sagen: Sie bilden das Mindset, die Grundeinstellung, die wir uns angeeignet haben, und zwar durch die Gedanken, die wir glauben. Manche dieser Gedanken sind Kerngedanken, es sind Glaubenssätze, die unser Leben ganz maßgeblich bestimmen. Meist sind sie sehr alt, etliche haben wir sogar von früheren Generationen übernommen. Oder vielleicht haben wir als Vierjährige erlebt, dass wir nicht geliebt werden, wenn wir etwas Bestimmtes tun. Daraus haben wir dann eine grundsätzliche Lebenseinstellung geschmiedet, nach der wir uns in all unserem Denken und Handeln richten: »Ich werde nur geliebt, wenn ich anders bin. Ich muss auf eine bestimmte Weise handeln oder sein, um von den anderen gemocht zu werden.« Darunter liegt die Grundeinstellung: »So, wie ich bin, bin ich nicht gut genug.« Solche Glaubenssätze prägen unser Lebensgefühl. Und so ist es kein Wunder, dass wir uns nie so gut fühlen, wie wir uns ohne solche Konzepte fühlen könnten. All unser Leiden wird verursacht durch die Konzepte, die wir glauben.

      Unser Verstand sucht fortwährend nach Beweisen, die diese Grundhaltung bestätigen. Alles, was wir erleben, sieht er durch den Filter dieser Einstellung, die sich schon in unseren ganz frühen Lebensjahren festgesetzt hat. So gräbt sich diese Idee von uns selbst, den anderen und dem Leben immer tiefer in uns ein und färbt alles, was uns begegnet – bis wir beginnen, unsere Gedanken zu hinterfragen.

      Bis wir bemerken, dass wir uns und die Welt auf ganz andere Weise sehen können. Bis wir uns selbst befreien – und dadurch glücklich leben können.

      »WIR LEIDEN NUR DANN, WENN WIR EINEN GEDANKEN GLAUBEN. WIR LEIDEN NICHT, WENN WIR DEN GEDANKEN NICHT GLAUBEN.« BYRON KATIE

      Für diese Befreiung kenne ich keinen besseren Weg als The Work nach Byron Katie. The Work, das ist eine einfache Methode, die eigenen Gedanken zu überprüfen. Sie besteht aus vier Fragen und Umkehrungen – und in unseren Antworten darauf finden wir den Frieden, nach dem wir ein Leben lang gesucht haben. The Work ist dabei so einfach, dass jeder Mensch sie für sich lernen und nutzen kann.

      Wenn wir all das, was uns einschränkt, quält und kleinhält, nicht mehr glauben würden, wären wir frei. Wir würden beginnen, das Leben, uns selbst und die Begegnungen mit anderen mehr zu genießen. Unsere Begegnungen könnten ein Genuss auf Augenhöhe sein. Wir wären unseren Ängsten, unseren Sorgen und den uns beschränkenden Glaubenssätzen nicht mehr ausgeliefert. Das ganze Leben wird zu einem schönen Spiel – und The Work ist das Instrument, mit dessen Hilfe du genau das erleben kannst.

      Viele der Dinge, die uns das Leben so schwer machen, die in uns Ängste oder Wut, Traurigkeit, Trauer oder Scham hervorrufen oder für die wir uns schuldig fühlen, beruhen letztlich auf Missverständnissen. The Work ermöglicht uns, diese Missverständnisse zu erkennen, sie aufzulösen und uns dadurch von den emotionalen Auswirkungen dieser Missverständnisse zu befreien. So werden wir freier im Geist, freier in unseren Gefühlen und dadurch auch freier in unserem Tun. Wir können immer mehr so handeln, wie wir wirklich handeln wollen. Wir können immer mehr so sein, wie wir wirklich sein wollen.