ein Gefühl und aus diesem Gefühl heraus entsteht unser Handeln. Mit unseren Handlungen erschaffen wir Situationen, die wiederum Gedanken hervorrufen, und so weiter. Viele glauben, dass zuerst die Gefühle da sind. Meist bemerken wir die Gefühle auch als Erstes, sie entstehen aber aus einer Überzeugung, die wir für wahr halten. Gefühle sind die Widerspiegelung des Denkens im Körper.
Beispiel Wut
Jemand tut etwas – und das scheint dich wütend zu machen. Das Gefühl von Wut ist das, was du wahrnimmst. Doch ohne einen Gedanken wie »Es ist falsch, was er tut« hätte die Energie, die du als Wut im Körper erlebst, gar nicht aufgebaut werden können.
Mit der Work setzen wir am Ursprung unserer Gefühle, also den Gedanken an. Wenn du die Gedanken, die deine Wut auslösen, mit der Work hinterfragst, dann kann es passieren, dass du diese Gedanken nicht mehr glauben kannst. Die Wut verschwindet dann, weil sie sich an nichts mehr festhalten kann.
Dieses vereinfachte Modell ist hilfreich, um uns selbst besser zu verstehen, auch wenn das Zusammenspiel von Gedanken und Gefühlen nicht immer in dieser linearen Reihenfolge abläuft. Ein Gefühl kann auch stressige Gedanken verstärken, die dann wiederum das Gefühl intensivieren. So kann Wut die ablehnenden Gedanken über den Menschen, auf den wir wütend sind, verstärken, was uns wiederum noch wütender werden lässt.
Auch kann es passieren, dass Menschen unsere Gefühle wahrnehmen und darauf reagieren. Jemand, der wütend ist, kann Ärger förmlich anziehen, da andere Menschen mit viel Wut in sich darauf reagieren. Andererseits ziehen Menschen, die friedlich und dankbar durch die Welt gehen, erfahrungsgemäß Situationen an, die Anlass zu noch mehr Dankbarkeit und Freude geben.
Beispiele Trauer, Angst und Scham
Wenn wir einen Gedanken glauben wie »Es ist schade, dass …«, dann löst diese Überzeugung Traurigkeit aus. Bei Angst ist der Grundgedanke: »Etwas könnte geschehen, womit ich nicht umgehen kann.« Um Scham zu spüren, müssen wir etwas glauben wie: »Mit mir stimmt etwas nicht.« Die Art der Gedanken, die wir haben, bestimmt, wie wir uns fühlen. Wenn jemand beispielsweise eine uns wichtige Einladung absagt, dann können bei verschiedenen Personen oder in verschiedenen Situationen Gedanken auftauchen, die entweder Wut, Traurigkeit, Angst oder Scham auslösen. Und manchmal vermischen sich die Gefühle auch.
Umgang mit heftigen Emotionen
Wenn wir die Work nutzen wollen, um Frieden zu finden oder uns selbst besser zu verstehen, dann geht es zunächst darum, die Gedanken zu finden, die wir in einer bestimmten Situation glauben. Diese Gedanken schreiben wir auf, wählen einen oder mehrere aus und untersuchen sie mit den vier Fragen und Umkehrungen der Work.
Wenn wir uns mitten in einem heftigen Gefühlsausbruch befinden, dann sind wir manchmal nicht in der Lage, die Gedanken sofort aufzuschreiben. Mein Tipp ist, das trotzdem so schnell wie möglich, zumindest in Stichworten, zu tun. Eine Stunde später ist es manchmal schon schwieriger, die Gedanken zu entdecken. Hinterfragen kannst du sie auch später noch.
Was ich grundsätzlich auch empfehle, ist, den Gefühlen Raum zu geben und sie bewusst zu fühlen. Normalerweise reagieren wir auf schmerzliche Gefühle, indem wir sie entweder ausagieren oder unterdrücken. Wenn wir Gefühle unterdrücken, beispielsweise indem wir uns mit etwas ablenken, dann sorgen wir so dafür, dass sie weiter in uns abgespeichert bleiben, unsere Stimmung weiter prägen und vielleicht sogar körperliche Symptome hervorrufen oder wir Unfälle anziehen.
Was viele Menschen überrascht: Wenn wir unsere Gefühle ausagieren, dann ist auch das ein Versuch, sie nicht spüren zu müssen, beispielsweise wenn wir wütend sind und jemanden anschreien oder wenn wir traurig sind und übertrieben weinen.
Eine Alternative dazu ist, innerlich möglichst still zu werden und das Gefühl ganz und gar zu fühlen. Es nicht auszuagieren oder zu unterdrücken, sondern es einfach da sein zu lassen. Oft tauchen dann andere Gefühle auf. Auch die können wir fühlen. Darunter ist es möglich, einen Frieden zu entdecken, der immer auf uns wartet.
Das ist natürlich Übungssache. Es kann dazu führen, dass künftig ein Gefühl wie Wut oder Trauer kommt, dich überschwemmt, du es fühlen kannst – und nach einer Minute bist du wieder friedlich, energetisiert oder sogar von Freude erfüllt. Das ist der natürliche Fluss von Gefühlen, wie wir ihn oft bei Kindern erleben können.
Das »Wegworken« von Gefühlen
Manchmal passiert es, dass Menschen die Work für sich entdecken und sie dann dazu benutzen, ihre Gefühle »wegzuworken«. Vielleicht funktioniert das eine Zeit lang sogar, aber letztlich kann es nie wirklich befreiend sein – es können sich sogar körperliche Symptome manifestieren.
Erlaube dir, deine Gefühle zu fühlen, so gut es geht. Schreib deine Gedanken auf und überprüfe sie mit der Work – und erlaube dir auch in der Work, deine Gefühle wirklich zu fühlen. So kann Heilung auf allen Ebenen in dein Leben kommen.
Stimmungen sind kein Schicksal
Stimmungen könnte man als länger anhaltende Grundgefühle beschreiben. Auch eine Stimmung resultiert aus den Gedanken, die wir glauben. Sie ist eine Folge unserer aktuellen Überzeugungen oder auch unserer Glaubenssätze. Auch diese stimmungsauslösenden Gedanken lassen sich identifizieren, beispielsweise indem wir uns fragen: »Was glaube ich möglicherweise, um mich so zu fühlen und in dieser Grundstimmung zu sein?« Diese Gedanken könntest du auflisten und sie dann mit der Work überprüfen.
GLAUBENSSÄTZE
Neurowissenschaftler sagen, dass wir etwa 60.000 Gedanken denken – jeden Tag! Das ist etwa ein Gedanke pro Sekunde. Die meisten dieser Gedanken werden uns gar nicht bewusst – das heißt aber nicht, dass sie nicht da sind. Byron Katie nennt diese unbewussten Gedanken die »Unterwelt«.
Aus Gedanken können manchmal Grundüberzeugungen werden. Vielleicht haben wir in einer konkreten Situation eine bestimmte Erfahrung gemacht – und dadurch wurde eine innere Überzeugung geprägt, die zu einer Grundannahme über uns, die anderen oder das Leben wurde. Diese Grundannahmen werden oft auch Glaubenssätze genannt. Das sind also Gedanken, die immer wieder in verschiedenen Situationen geglaubt und auf die jeweilige Situation übertragen werden. Das geschieht natürlich unbewusst. Die meisten dieser Glaubenssätze haben wir uns schon in unseren ersten Lebensjahren angeeignet. Mit der Work können wir uns von ihnen wieder befreien.
»Keiner interessiert sich für mich.«
Lass uns das an einem Beispiel betrachten: Nehmen wir an, ein Mädchen hat in der Kita ein Bild gemalt. Es kann es kaum abwarten, es ihren Eltern zu zeigen. Die Mutter nimmt sich aber nicht die Zeit und schaut es sich gar nicht an. Als der Vater nach Hause kommt, lacht er nur und fragt, was das denn für ein Krickelkrakel sei. Das Mädchen fühlt sich allein und nicht gesehen. Es spürt vielleicht eine Verkrampfung in der Magengrube oder einen Kloß im Hals. Das könnte der Moment sein, wo in ihm ein Glaubenssatz wie »Keiner interessiert sich für mich« geprägt wird – und es vielleicht sogar die Lust am kreativen Ausdruck verliert.
Der Verstand versucht immer neu zu beweisen, dass er recht hat mit dem, was er glaubt. So funktioniert er einfach. Der Verstand des Mädchens wird möglicherweise ab diesem Tag immer wieder nach vermeintlichen Beweisen dafür suchen, warum sich andere nicht für es interessieren. Und da die Menschen, die ihm begegnen, mit vielem beschäftigt sind, wird es vermutlich nicht schwer sein, diese vermeintlichen Beweise zu finden. So verfestigt sich der Glaubenssatz: »Keiner interessiert sich für mich!«
DAS WIEDERENTDECKEN DER SCHÖNHEIT DES LEBENS
Wie viele unserer täglichen 60.000 Gedanken sind auf die Schönheit des Lebens ausgerichtet? Auf Freude? Auf Liebe? »Oh, wie schön ist dieser Schneekristall.« »Wundervoll, diese Blume!« »Die Luft riecht heute so schön würzig.« »Das Vogelzwitschern ist herrlich belebend.« »Das ist aber eine nette Verkäuferin.« »Ich