soziale Kontakte verbessern Gesundheit und Langlebigkeit. Die Ikarier sind berühmt für ihre Lebensweise und die Tür steht immer offen für Gäste, sich für ein ausgedehntes, gemütliches Mahl dazuzugesellen.
– Nehmen Sie rohe, nicht pasteurisierte Ziegenmilch zu sich. Ikarier konsumieren nicht-pasteurisierte Ziegenmilch und stellen daraus Joghurt und Käse her. Diese Milch ist bekanntlich hypoallergen (verglichen mit Kuhmilch) und wird auch von den meisten Menschen mit Laktoseintoleranz vertragen. Auch wenn Ziegenmilch generell gesünder zu sein scheint als Kuhmilch, so kommt es für die Gesundheit jedoch vor allem auf den Rohzustand an. Wird Milch pasteurisiert, wird dadurch der probiotische Lactobacillus acidophilus abgetötet. Sie benötigen Lactobacillus acidophilus jedoch, um Vitamin B herzustellen und um den Darm mit gesunden Bakterien zu versorgen.
– Laufen Sie wie eine Ziegenherde und gärtnern Sie. Das zerklüftete, bergige Gelände auf Ikaria verlangt jedes Mal ein Mini-Work-out, wenn jemand das Haus verlässt. 60 Prozent der über 90-jährigen Ikarier sind körperlich aktiv; im Vergleich dazu sind es andernorts etwa 20 Prozent. Besuchern zufolge kommt man kaum durch den Tag, ohne mindestens 20 Mal bergauf zu laufen.
– Trinken Sie mäßig Wein. Glaubt man den Einheimischen, ist ihr Wein rein und enthält weder Zusatzstoffe noch Konservierungsmittel. Sie trinken zwei bis vier kleine Gläser pro Tag. Wenn Wein mit reichlich Obst und Gemüse genossen wird, regt er den Körper an, mehr Flavonoide zu resorbieren, eine Art sekundäre Pflanzenstoffe, die erwiesenermaßen der Gesundheit nützen.
– Fasten Sie intermittierend. Die meisten Ikarier sind griechischorthodoxe Christen und ihr religiöser Kalender verlangt rund sechs Monate im Jahr intermittierendes Fasten. Vor einem orthodoxen Feiertag essen die Menschen 18 Stunden lang nichts. Wie sich gezeigt hat, verlangsamt gelegentliche Nahrungsrestriktion bei Säugetieren den Alterungsprozess.
– Machen Sie jeden Nachmittag ein Nickerchen. Üblicherweise legen sich die Ikarier nach dem Mittagessen 30 Minuten aufs Ohr, und zwar mindestens dreimal in der Woche, manchmal aber auch täglich. Wussten Sie, dass ein Tagschlaf Ihr Herzinfarktrisiko um 37 Prozent senkt? Ich wusste es auch nicht, aber der Mechanismus scheint damit zusammenzuhängen, dass so ein Schläfchen die Stresshormone reduziert und das Herz sich ausruhen kann.
– Verzichten Sie auf den Ruhestand. Die Ikarier haben eine lockere Einstellung dazu, wann sie morgens zur Arbeit kommen, aber die Arbeit gibt ihrem Leben Sinn und Bedeutung. Sie glauben nicht an den Ruhestand und sehen Arbeit als eine Lebensart, nicht als etwas davon Getrenntes. Für sie ist alles heilige Zeit.
– Trinken Sie einen kräftigen Tee aus Bergkräutern. Dieser Tee wird zubereitet aus Majoran, Milzfarn, weißblättrigem Salbei, Rosmarin, Oregano, Kamille, Löwenzahnblättern, Beifuß oder einer wilden Minze, die Fliskouni genannt wird. Viele ikarische Kräutertees wirken diuretisch, sie schwemmen Giftstoffe aus dem Körper und senken den Blutdruck, weil sie überschüssiges Natrium und überschüssige Flüssigkeit ausleiten. Die Ikarier genießen ihren Bergtee wie ein Tonikum am Ende des Tages.
Funktionelle Medizin: Bleiben Sie nicht auf dem Reißnagel sitzen
Bevor wir Ihre Gesundheitsspanne erweitern, indem wir in Ihrem Leben Raum für die Epigenetik schaffen, die Sie bis ins hohe Alter hinein gesund erhält, genau wie die Menschen auf der griechischen Insel Ikaria, wollen wir auf die Hauptprobleme eingehen, die Ihnen Ihre Jugendlichkeit rauben. In der herkömmlichen Medizin wird üblicherweise etwas gegen die Symptome verschrieben, statt die Grundursache zu behandeln. Problematisch an diesem Ansatz ist, dass es Ihnen vielleicht vorübergehend besser geht, aber Ihre Erkrankung schreitet weiter fort und Sie altern schneller. Der Arzt Sydney Baker, ein früher Vertreter der funktionellen Medizin, pflegte zu sagen: Wenn Sie auf einem Reißnagel sitzen, ist die einzige Lösung, den Reißnagel zu finden und herauszuziehen – und nicht die Behandlung des Schmerzes.
Die funktionelle Medizin zielt darauf ab, die Grundursache zu analysieren, damit Sie Ihren Körper in Schwung bringen, die Erkrankung umkehren und sich langfristig besser fühlen. Von einigen zentralen Empfehlungen der funktionellen Medizin profitiert praktisch jeder Mensch und diese Empfehlungen entschleunigen dadurch den Alterungsprozess. Sie sind in dem Programm enthalten, über das Sie – beginnend mit diesem Kapitel – mehr erfahren werden.
Zehn Phänomene, die Ihnen Ihre Jugendlichkeit rauben
Ich bin fixiert auf all das, was Sie vor Ihrer Zeit altern lässt – die Phänomene, die das sogenannte Inflammaging (Entzündungsaltern) hervorrufen. Woher wissen Sie, ob Sie davon betroffen sind? Wenn Sie sich steif, langsam und müde fühlen und sich nicht mehr erinnern können, warum Sie in ein Zimmer gegangen sind. Hier finden Sie auf einen Blick die häufigsten Probleme, die das Entzündungsaltern fördern und Ihre Gesundheitsspanne verkürzen.
1. Übergewicht
2. Bewegungsmangel
3. Bestimmte Medikamente, wie Angstlöser oder sogar Antihistaminika*
4. Zu viele Kohlenhydrate und industriell verarbeitete Lebensmittel
5. Muskelabbau (kein Kraftaufbau, unregelmäßiges Training der Muskelfasern
6. Schlafmangel
7. Perspektivlosigkeit, Mangel an Lebensfreude und Sinn
8. Vitamin-D-Mangel
9. Stress
10. Einsamkeit
* Angstlösende Medikamente mit Wirkstoffen wie Alprazolam und Lorazepam erhöhen das Alzheimer-Risiko um mehr als 50 Prozent, wie eine neue Studie nachgewiesen hat. Ferner sollten Menschen, die den Wirkstoff Diphenhydramin zum Schlafen oder bei Allergien einnehmen, das noch einmal überdenken (falls sie sich überhaupt noch daran erinnern können). Das Journal of the American Medical Association (Zeitschrift der amerikanischen Ärztevereinigung, Anm. d. Ü.) veröffentlichte kürzlich eine Untersuchung, in der die häufige und die Langzeiteinnahme von Anticholinergika etwa mit dem Wirkstoff Diphenhydramin mit Demenz in Verbindung gebracht wurden. (Anticholinergika sind Medikamente, die im Nervenystem für die Regeneration des Körpers zuständige Substanzen hemmen; Anm. d. Ü.)
Da mein Programm auf der funktionellen Medizin basiert, geht es auf die zehn häufigsten Grundursachen des beschleunigten Alterns ein. Dabei konzentriert es sich auf mehrere Gene und ihre Wechselwirkungen untereinander sowie auf die Wechselwirkungen der Gene mit Ihrem Lebensstil, darunter Ernährung, Hormone, Umweltgifte, Stress, die ausgewogene Aufnahme von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe, Allergene, Schlaf und Bewegung. Lebensstilfaktoren beeinflussen die Ansammlung freier Radikale und anderer schädigender Moleküle, mitochondriale Dysfunktion, Hormonmangel, Schäden an Telomeren und schließlich Entzündungen oder Inflammaging (diese unselige Verbindung fortschreitenden Entzündungsgeschehens und erhöhter Stressreaktion, die das Altern beschleunigt).
Die Voraussetzungen für das 10-Jahre-jünger-Programm
Bevor wir zu den Einzelheiten der ersten Woche kommen, müssen Sie als Minimum drei wesentliche Punkte einer langen Gesundheitsspanne oder die Voraussetzungen dafür erfüllen:
– Schlafen Sie mindestens sechs Stunden pro Nacht. Falls Sie dieses Kriterium nicht erfüllen, fangen Sie an, 30 Minuten länger im Bett liegen zu bleiben. Schlaf beseitigt Abfallstoffe aus Ihrem Körper. Er wirkt wie ein Kraftreiniger. In Kapitel 6 zeige ich Ihnen, wie Sie die Melatoninproduktion optimieren können, ein wichtiges Anti-Aging-Hormon, das mehr als 500 Gene steuert.
– Meiden Sie industriell verarbeitete Nahrungsmittel. Wenn etwas nicht aus der Erde kommt oder sich auf ihr bewegte und nicht als Pflanze, Fleisch oder Fisch zu erkennen ist, meiden Sie es. Natürlich gibt es bei verarbeiteten Nahrungsmitteln eine Bandbreite: Macadamianüsse sind weniger verarbeitet als Macadamiaöl. Es geht darum, Lebensmittel zu meiden, die fünf oder mehr Inhaltsstoffe enthalten, deren Namen echte Zungenbrecher sind, oder künstliche Nahrungsmittel, die in Verpackungen mit langem Haltbarkeitsdatum daherkommen. Akzeptabel sind eine Schüssel Gemüse mit Hähnchen oder Lein-Cracker, die einfach nur Bio-Leinsamen enthalten, ebenso Apfelessig, Meersalz und Kräuter. Aber ein Glas Nudelsoße