A. F. Morland

Thriller-Paket 11 Krimis Juni 2020 Sammelband 11002


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zur Flucht benutzt. Er hat versucht, seine alten Verbindungen wieder aufzunehmen, sich Waffen besorgt und setzt uns jetzt die Pistole auf die Brust. Wir sollen ihm helfen, aus alter Verbundenheit - und damit er uns nicht in Schwierigkeiten bringt."

      "Klingt interessant", sagte Torillo. "Ich weiß nur erstens nicht, wer Harker war und zweitens, was ich mit der Sache zu tun habe. Ich kenne niemanden, der so heißt."

      Parese sah Torillo mit seinen eisgrauen Augen an.

      Der alte Mann nippte an der Espresso-Tasse, die vor ihm auf dem Tisch stand. Er lehnte sich etwas zurück.

      "Harker war ein Hitman. Ein Lohnkiller. Einer der besten seines Fachs. Vor 25 Jahren hat das FBI ihn geschnappt, seitdem saß er auf Riker's Island ein. Er hat Glück gehabt, in einer Zeit verhaftet zu werden, in der es in New York State keine Todesstrafe gab..."

      "Wo liegt das Problem?", fragte Torillo.

      "Wir alle gehörten zu seinen ehemaligen Auftraggebern, deswegen habe ich Sie hier zusammengerufen. Harker will, dass wir ihm helfen. Er ist ein krebskranker alter Mann, der nichts mehr zu verlieren hat und kompromisslos über Leichen gehen wird. Er wird nicht einmal mehr lange genug leben, um die Vollstreckung eines Todesurteils zu erleben, das man wegen eines weiteren Mordes gegen ihn verhängen könnte."

      "Das Problem ist nur, dass wir ihm nicht helfen können", ergänzte Joe Jordanovich. "Er bringt uns in Schwierigkeiten. Die Spur, die er zieht führt direkt zu uns - und dann können auch Dinge aus der Vergangenheit ans Licht kommen, die besser begraben bleiben."

      "Na, schön, dann regeln Sie mal Ihr Problem, Gentlemen. Wird Ihnen sicher nicht schwerfallen. Wie ich sehe, habe ich nichts damit zu tun - und ich möchte auch nichts weiter darüber wissen!"

      Torillo erhob sich.

      "Bleiben Sie sitzen, Torillo!", fauchte Parese, dessen Geduld nun am Ende war.

      Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch.

      Torillo erstarrte, schließlich setzte er sich wieder.

      Unnötigen Streit mit der Parese-Familie konnte er im Moment nicht gebrauchen. Es gab schon genug Ärger mit seinem Cousin Eric Hernandez, der dumm genug gewesen war, sich vor Gericht ziehen zu lassen.

      "Okay", sagte Torillo. "Schießen Sie los!"

      "Harker hat unter anderem für Ihren Vater gearbeitet, Torillo. Und für einige Leute, die sich inzwischen unter Ihren Schutz gestellt haben. Und deren Probleme können ganz schnell auch die Ihren werden. Also wie Sie's auch drehen und wenden, Sie hängen mit drin."

      Torillo wurde kleinlaut.

      "Das wusste ich nicht", sagte er.

      "Aber jetzt wissen Sie's. Und es fragt sich, was wir machen."

      "Lässt Harker sich aufspüren?", fragte 'Big Daddy' Jefferson.

      "Möglicherweise. Er hat Kontakt mit einem meiner Leute aufgenommen, um an falsche Papiere zu kommen."

      "Auf jeden Fall brauchen wir einen Klassemann, der ihn hinstreckt", war Jordanovich überzeugt.

      "An wen denken Sie?", fragte Parese.

      'Big Daddy' Jefferson wandte sich an Torillo.

      "Torillo, Sie haben doch gute Leute an der Hand!"

      "Kommt nicht in Frage."

      "'Ne große Klappe, aber wenn's drauf ankommt kneifen, was?"

      "Vielleicht sollten wir tatsächlich jemand Außenstehenden nehmen", meinte Parese. "Wie wär's mit dem Basken? Er soll in der Stadt sein."

      Jordanovich zuckte die Achseln. "Der Baske? Warum nicht! Wenn er's diskret macht..."

      "Macht er", versprach Parese. "Jemand dagegen? Also beschlossen!"

      Jefferson sagte: "Es muss sehr schnell gehen. Am besten, Sie nehmen noch heute Nacht Kontakt mit dem Basken auf... Am Finanziellen soll's nicht liegen!"

      12

      Sirenen von Polizei und Feuerwehr heulten durch die Nacht.

      Die ersten Einsatzwagen brausten um die Ecke.

      Ich hatte zu einem kleinen Spurt angesetzt, einen parkenden Lastwagen umrundet und war dann über die Straße gerannt.

      Milo befand sich in einer Hausnische.

      Seine Kleidung war ziemlich ruiniert.

      Und an der Stirn hatte er eine unübersehbare Schramme.

      Aber sonst schien er in Ordnung zu sein.

      "Hey, alles klar, Milo?", rief ich.

      "Einigermaßen", kam es zurück. "Wo ist der Kerl?"

      "Über alle Berge. Jedenfalls habe ich ihn nicht mehr gesehen."

      "Die Kollegen der City Police sollen die Gegend absuchen."

      Milo steckte seine Waffe ein.

      "Was ist mit deinem Kopf?"

      "Ich habe irgendetwas abgekriegt, Jesse. Da flog einiges durch die Gegend."

      "Das war 'ne Falle, Milo. Der Killer wusste genau, was er tat. Er wollte, dass wir den Wagen stoppen, uns der Puppe zuwenden und..."

      "..in die Luft fliegen."

      "Ja, sieht ganz so aus."

      Ich holte mein Handy hervor, wählte Mister McKees Nummer. Ich war froh, den Chef wenig später am Hörer zu haben. In knappen Worten berichtete ich, was geschehen war. Als ich den Apparat einklappte, sagte ich an Milo gewandt: "Der Chef ist gut in Queens angekommen. Fred LaRocca bleibt heute Nacht bei ihm."

      "Auf jeden Fall kann ihm jetzt niemand mehr gefolgt sein."

      Ich nickte.

      "Weißt du, was ich mich frage?"

      "Raus damit."

      "Der Kerl ist ziemlich schnell gerannt."

      "Richtig."

      "Ich frage mich, ob Allan Harker dazu in der Lage wäre... Schließlich ist er nicht mehr der jüngste und todkrank."

      "Morgen früh werden wir uns seine Krankenunterlagen 'rüberfaxen lassen, Jesse."

      "Okay."

      "Aber selbst wenn er ein Rollstuhlfahrer wäre, würde ich Harker nicht vorzeitig von der Verdächtigenliste streichen. Er könnte Komplizen haben."

      Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr.

      Ein paar Stunden Schlaf standen noch in Aussicht...

      Im Moment konnten wir nichts tun.