auf den Anrufbeantworter und das Gespräch wurde aufgenommen.
Eine verzerrte Stimme meldete sich. Unser Chef schaltete den Lautsprecher ein, damit wir mithören konnten. Der letzte Rest an Farbe war aus seinem Gesicht geflohen.
"Ich weiß, wo Sie jetzt sind, Jonathan D. McKee... Sie können mir nicht entgehen. Immer bin ich bei Ihnen. In Ihren Gedanken... Ich bin die Angst, die Ihnen den Rücken hinaufkriecht und die Sie nicht mehr schlafen lassen wird..."
Ein irres Kichern folgte. Es wirkte hysterisch. "Sie fragen sich, warum ich den Sprengstoff außen angebracht habe, warum ich Sie noch am Leben ließ... Ich sagte Ihnen ja, dass ich irgendwann zuschlage und Sie töte... Irgendwann! Sie werden in ständiger Ungewissheit leben. Und auch die beiden G-men, die sich jetzt, in diesem Moment bei Ihnen in der Wohnung befinden, werden Ihnen nicht helfen können..."
Ich wirbelte herum.
"Von den Fenstern weg!", rief ich.
Mister McKee verstand sofort, duckte sich. Mit zwei Schritten war ich neben dem Fenster. Milo ebenfalls. Wir hielten die SIGS in den Händen, blickten hinaus und suchten mit den Augen die Fensterzeilen auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab.
Nirgends war etwas Verdächtiges zu sehen.
Die verzerrte Stimme meldete sich erneut aus dem Telefonlautsprecher.
"Es gibt kein Entrinnen für Sie, Jonathan D. McKee... Kein Entrinnen! Sie werden bezahlen!"
"Für was denn, verdammt nochmal!", rief Mister McKee.
"Sie sind ein intelligenter Mann, Mister McKee. Bevor Sie sterben, werden Sie es wissen!"
Die Verbindung wurde unterbrochen.
4
Wir riefen Kollegen herbei. Sie sollten ermitteln, ob uns jemand von der anderen Straßenseite beobachtete. Es gab allerdings noch eine andere mögliche Erklärung dafür, dass unser Gegner über das, was in Mister McKees Apartment geschah, so gut Bescheid wusste.
Ich nahm mir systematisch alle Lampenschirme, den Telefonhörer und andere typische Stellen zu, an denen Wanzen bevorzugt angebracht wurden. Und ich wurde schnell fündig.
Ich hielt das kleine, daumennagelgroße elektronische Abhörgerät empor.
Milo und Mister McKee verstanden sofort.
Es wurde kein Wort mehr gesprochen.
Wir gingen hinaus auf den Flur. Von dort aus riefen wir per Handy die Scientific Research Division.
"Die sollen sich mein Apartment mal gründlich vornehmen", meinte Mister McKee.
"Sie können hier nicht bleiben, Sir", erklärte ich. "Diese Wanze - und wer weiß, ob es die einzige ist! - kam ja nicht von allein in Ihre Wohnung! Unser Gegner war dort drin..."
"...und hat hoffentlich irgendeine Spur hinterlassen!", mischte sich Milo ein.
Ein Haar, ein Speichelrest, eine Textilfaser - all das konnte uns ein ganzes Stück weiterbringen.
Als wir die Eingangshalle des Apartmenthauses erreicht hatten, sprach ich einen der uniformierten S-Guards an, die hier für Sicherheit sorgten.
Der Wachmann saß in einem gläsernen Büro und überwachte auch die Videoanlage.
Wir hielten ihm unsere Ausweise entgegen.
"Was ist denn passiert?", erkundigte sich der Wachmann.
"In Mister McKees Apartment ist jemand eingedrungen", sagte ich. "Sie führen hier eine Video-Überwachung durch..."
"Ja."
"Das heißt, es kann niemand das Haus betreten, ohne aufgenommen zu werden."
"Das ist richtig."
"Und wie lange reichen diese Aufzeichnungen zurück?"
"48 Stunden. Danach werden die Bänder gelöscht, sofern uns nicht irgendein Vorfall gemeldet wird."
"Ich möchte Sie bitten, uns sämtliche Bänder auszuhändigen", ließ sich nun Mister McKee vernehmen. Der Wachmann nickte. "Okay, Sir... Wie Sie wollen."
Wir wussten nicht, seit wann sich die Wanze in Mister McKees Wohnung befunden hatte. Möglicherweise war das bereits seit Wochen der Fall, dann brachten uns die Video-Bänder nicht weiter. Aber möglicherweise hatten wir ja Glück, und auf den Bändern war jemand zu sehen, der in das vage Bild passte, das wir uns bisher von dem Attentäter gemacht hatten.
Der S-Guard machte sich daran, die Bänder zusammenzusuchen.
"Ihnen ist niemand aufgefallen, der Mister McKees Apartment besuchen wollte?", fragte ich.
"Nein, Sir", erklärte der Wachmann.
"Ihre Kollegen müssen wir auch noch befragen..."
"Kein Problem."
5
Der große Magnum Colt wummerte. Der Rückschlag der gewaltigen Waffe vom Kaliber 45 war mörderisch. Ray Torillo hielt sie beidhändig. Sein gebräuntes, von dunklem Haar umrahmtes Gesicht war zu einer Maske des Hasses verzerrt.
Immer wieder feuerte er.
Etwa dreißig Meter entfernt befand sich ein dicker Holzpfahl. Eine Gestalt war daran festgebunden, hing in den dicken Stricken wie ein Toter. Ray Torillo schoss erneut. Die Kugel fetzte in eine graue Jacke hinein, riss sie auf. Die Gestalt zuckte, der mit einer Baseballkappe bedeckte Kopf wurde durch ein weiteres Projektil von den Schultern gerissen...
Stroh kam zum Vorschein.
Eine Art Vogelscheuche war es, was Torillo sich als Ziel gewählt hatte. Nach sechs Schüssen war die Trommel des Magnum leer.
Es machte klick.
Mit einem wütenden Aufschrei schleuderte der breitschultrige Torillo die Waffe von sich.
"So ein verdammter Mist!", krächzte er.
Seine Augen waren blutunterlaufen, die Hände zu Fäusten geballt. Einer der zahlreichen Leibwächter, die Torillo umgaben, beeilte sich, die Waffe aufzuheben. Die Bodyguards trugen allesamt dunkle Anzüge, kombiniert mit ebenso dunklen Hemden. Sie wirkten fast wie Reverends. Nur die Maschinenpistolen und Funkgeräte erinnerten daran, dass sie mit der frohen Botschaft nichts zu tun hatten.
"Darling, reg dich doch nicht so auf", hauchte eine dunkle, weibliche Stimme. Ray Torillo drehte sich herum und blickte in die herausfordernden blauen Augen einer atemberaubenden Schönheit. Das blonde