Menschen, die ihm in die Quere kommen, werden immer wieder hart attackiert und bloßgestellt.
Die Vorgeführte Kanzlerin Angela Merkel
Eine markante Szene, in der Putin seine Strategie der Dominanz sehr offen und unverhohlen zeigte, war bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2007 zu beobachten. Es heißt, Putin habe schon lange gewusst, dass Merkel Angst vor Hunden habe, da sie als Mädchen einmal gebissen wurde.
Putin ließ bei dem Treffen seine große Labradorhündin Koni in den Sitzungsraum. Koni beschnupperte die von ihrer Körperhaltung her sichtbar erstarrte Kanzlerin. Dies war offensichtlich die Eröffnung eines Spiels der Macht und Dominanz seitens Putin. Merkel versuchte, sich trotz ihres Unbehagens unbeeindruckt zu zeigen – die richtige Strategie im Umgang mit einem Bosstypen. Putin startete dann noch einen verbalen Angriff, indem er indirekt ihre Hundephobie ansprach. “Die Hündin stört nicht, oder? Sie ist ein freundlicher Hund und weiß sich zu benehmen.” Merkel konterte in Putins Muttersprache Russisch mit der ironischen Bemerkung: “Zumindest frisst der Hund keine Journalisten.” Merkel verschaffte sich Respekt, indem sie bewusst und plakativ keine Schwäche zeigte.
Text stammt aus: Menschen entschlüsseln: Ein Kriminalpsychologe erklärt, wie man spezielle Analyse- und Profilingtechniken im Alltag nutzt (2015) von Dr. Jens Hoffmann, erschienen bei Münchener Verlagsgruppe (MVG), Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Emotionen verstehen und direkt ansprechen: Landeanflugskommunikation als Metapher
// Von Markus Hornung
Es ist eben keine Selbstverständlichkeit, dass Sie die Emotionen ihres Mitmenschen wirklich wahrgenommen haben. Viele Menschen scheinen das nicht zu begreifen. Hier hilft das Bild der Landeanflugskommunikation.
Die Landeanflugskommunikation – eine perfekte Metapher
Da viele Menschen nicht zu verstehen scheinen, dass andere ihre “selbstverständlichen” Emotionen nicht verstehen, erzähle ich immer gerne die folgende Geschichte: Stellen Sie sich vor, Sie sind Flugkapitän eines mit 750 Passagieren besetzten Airbus A380 und Sie nähern sich dem Flughafen München. Der Fluglotse im Tower schickt Ihnen eine Nachricht mit den folgenden Worten: “Nimm die Landebahn Süd von Westen kommend!”
Was meinen Sie, wie wird die Reaktion im Tower ausfallen, wenn Sie jetzt ein einfaches “Verstanden!” zurücksenden? Nun, das werde ich Ihnen sagen. Die Reaktion wird sein, dass der Fluglotse Sie nachdrücklich und in vermutlich wenig sozialverträglichen Worten dazu auffordert, genau auszuführen, was genau Sie verstanden haben.
Was genau haben Sie verstanden?
Warum? Ganz einfach: weil er als Sender einer eindeutigen Botschaft nach dieser vollkommen unspezifischen Information keine Ahnung hat, was genau Sie als Empfänger derselben verstanden haben!
Er muss sich aber unbedingt sicher sein können, dass Sie genau das verstanden haben, was er gesendet hat. Sie haben ja offenbar irgendetwas verstanden… aber was genau?
“Verstanden!” oder “Ich habe verstanden!” bedeutet nur, dass Sie zurückmelden, dass irgendetwas bei ihnen angekommen ist. Die Technik und der Übertragungskanal haben offenbar funktioniert. Aber was genau haben Sie verstanden?
Alles Roger
Ich empfehle Ihnen daher nachdrücklich, das zu senden, was Ihr Fluglehrer Ihnen beigebracht hat: “Roger! Landebahn Süd von Westen kommend!” Wenn Sie das zurückmelden, dann weiß der Fluglotse, dass Sie seine Botschaft inhaltlich zutreffend verstanden haben.
Er wird kurz erleichtert durchatmen und was für unser Thema noch viel wichtiger ist: Er wird Ihnen keine weiteren Nachfragen senden müssen!
Richtiges Verständnis rettet Leben!
Merken Sie etwas? In der Luftfahrt ist es überlebenswichtig, dass der Sender einer Nachricht sicherstellen kann, dass seine Anweisung technisch und inhaltlich angekommen ist. Nur wenn der Empfänger die Nachricht Wort für Wort bestätigt, ist sichergestellt, dass diese auch angekommen ist.
Eine falsch verstandene oder eine lückenhaft verstandene Nachricht kann dazu führen, dass zwei Flugzeuge kollidieren. Auch beim Militär wird ganz ähnlich kommuniziert. Für einen Soldaten ist es selbstverständlich, den empfangenen Befehl zu wiederholen.
Missverständnisse mit schweren Konsequenzen
Wenn ein Panzerkommandant seinem Richtschützen mitteilt: “Feindpanzer auf 11 Uhr”, dann wiederholt der Richtschütze die Nachricht und richtet sogleich die Kanone auf das zu bekämpfende Ziel aus.
Ein Missverständnis könnte hier wie in der Luftfahrt schnell schwerwiegende Konsequenzen haben. Das Gleiche gilt übrigens auch in der Seefahrt.
Intelligenz im Unbewussten
Unser Unterbewusstsein ist hier intelligenter als das Bewusstsein. Er scheint zu wissen, dass Missverständnisse eine normale Erscheinung in der Kommunikation sind.
Daher wird es erst dann glücklich sein, wenn er die Rückkopplung bekommt, dass seine Nachricht, seine Emotion, auch genauso verstanden wurde, wie er sie gesendet hat.
Immer nochmal sagen!
Die wichtige Botschaft an dieser Stelle: Ganz genauso verhält es sich beim Umgang mit den Emotionen der anderen! Für unser Gehirn gibt es keine Selbstverständlichkeiten!
Gerade wenn wir uns mit dem direkten Ansprechen der Emotionen so schwer tun und auch noch gerne denken: “Warum soll ich etwas ansprechen, das jeder sehen kann?”, sollten wir uns einfach bewusst machen, dass das Unterbewusstsein nicht erkennen kann, was wir denken. Wir müssen es ihm sagen. Wir müssen ihm immer mitteilen: “Hallo, ich habe genau verstanden, was Du gesendet hast.”
Warum Menschen nicht runterkommen!
Genauso funktionieren Emotionen. Das ist der Grund, warum Menschen, die sich tierisch über irgendetwas aufregen, eben nicht runterkommen, wenn sie als einzige Rückmeldung ein unscharfes “Ich verstehe dich” bekommen. Halten wir also fest:
Was ich Ihnen hier beschreibe, erzähle ich meinen Teilnehmern in jedem Seminar, wenn es um das Anerkennen der Emotionen anderer geht. Außerdem gebe ich ihnen zu Beginn unserer Trainings den Tipp, das “Aber” beim emotionalen Senden oder beim Anerkennen der Emotionen anderer einfach bewusst wegzulassen.
Lassen Sie das “Aber” weg
Einfach? Als ob das so einfach wäre! Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und nichts fällt uns schwerer als Gewohnheiten oder gar Verhaltensautomatismen abzulegen. Mir ging es, als ich dies vor Jahren zum ersten Mal erlebt habe, auch kein bisschen anders! Die meisten Teilnehmer bemerken dieses “Aber”, das sie fast reflexhaft sprechen, erst, wenn die Gruppe deutlich amüsiert etwas unruhig wird.
Diejenigen, die gerade nicht auf der Bühne stehen, hören natürlich viel genauer hin und bemerken das “Aber” sehr wohl. Im nächsten Schritt versuchen die Teilnehmer dann, das Wort tatsächlich wegzulassen, verfallen aber ab und zu in eine Art Schockstarre, weil seine Verwendung dermaßen automatisiert ist, dass sie einfach nicht wissen, wie es ohne weitergehen soll.
Bitte Lob nicht relativieren!
Mit ein wenig Kreativität greifen sie dann auf “jedoch”, “wobei” oder “dennoch” zurück und merken auch jetzt erst während sie es sprechen, dass es sich dabei ebenfalls um relativierende oder adversative Konjunktionen handelt.
Also