Prof. Dr. Bernhard Ludwig

Das Wundermüsli


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zu vielen anderen Substanzen, die ein langes Leben, schöne Haut und ewige Glückseligkeit versprechen und so rasch wieder in der Versenkung verschwinden, wie sie in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt sind, liegt in den Erkenntnissen der Molekularbiologie. Die Betrachtung des Spermidins ist eng mit der Forschung zur Autophagie verknüpft, die unabhängig davon eine wissenschaftlich längere Halbwertszeit haben dürfte. Dass Spermidin die Autophagie – also die Müllabfuhr in den Körperzellen – in Gang setzt, gilt zurzeit als erwiesen (mehr dazu ab >). Ob man es sich aber so einfach machen kann und meinen: »Sollen die anderen doch fasten, ich garnier meine Schoko-Nuss-Torte mit ein paar Gramm Spermidin«, bleibt abzuwarten. Schließlich gilt auch hier: Der Weg des geringsten Widerstands ist nur am Anfang asphaltiert.

      Ob es tatsächlich klappt – wenn auch nicht die Sache mit dem ewigen Leben, dann doch zumindest die Sache mit der Gesundheit –, bleibt abzuwarten oder, um den österreichischen Dramatiker Johann Nestroy zu zitieren: »Im Nachhinein ist jeder ein guter Prophet.«

      WIE GEHT GESUND ALTERN?

      Was macht uns tatsächlich gesund und damit länger am Leben? Ist es ein Zusammenspiel vorteilhafter Gene, guter Lebensführung und glücklicher Fügung? Oder gibt es diese eine Substanz, die uns jünger werden lässt? Heute werden viele Überlegungen angestellt, wenn es darum geht, den Gründen für ein längeres gesünderes Leben etwas näher zu kommen.

      Die Antworten geben keine Gesundheitsapostel in Sandalen, die durch beschauliche Klostergärten streifen und ein langes Leben durch Verzicht voraussagen. Es sind die großen Konzerne, die sich ganz oben auf ihre To-do-Listen geschrieben haben, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Der bekannteste dieser Schnippchenschläger ist sicherlich Google. Dessen Mutterkonzern Alphabet hat mit der Gründung von Calico eine Forschungseinrichtung geschaffen, die mit milliardenschwerem Einsatz versucht, den zellulären Alterungsprozess zu entschlüsseln und ihn auszuschalten.

      Daneben gibt es auch andere Möglichkeiten, außerhalb der Laboratorien. So hat man sich jene Menschen ein wenig näher angesehen, die bereits dort sind, wo man gerne hinmöchte: jenseits ihres 100. Geburtstags. Und auch hier stößt man wieder auf das Spermidin. Denn die Personengruppe der Centenarians, also die über Hundertjährigen, weist einen vergleichsweise hohen Spiegel dieser Substanz in ihren Zellen auf. Das deckt sich mit den bisherigen Messungen, wonach die Konzentration von Spermidin im Körper im Laufe des Lebens normalerweise abnimmt (siehe >).

      Vermutungen legen nahe, dass Spermidin dabei eine Rolle spielt (siehe Kasten >). Doch was bedeutet das? Heißt es, dass Menschen deswegen sehr alt werden, weil sie so viel Spermidin im Körper haben, oder haben sie durch ihren robusten Gesundheitszustand selbst im biblischen Alter einfach einen höheren Gehalt an der Junghaltesubstanz?

      Im Nachhinein eine Korrelation, also eine Verbindung zwischen zwei mutmaßlich unabhängigen Faktoren zu bilden, ist immer ein wenig problematisch. Ist es das Spermidin, das als Wundersubstanz das Leben verlängert? Oder ist es lediglich ein gesünderer Lebensstil, der mit einem höheren Spermidingehalt in der Nahrung einhergeht, der allerdings auch eine ausgewogenere Kost, regelmäßiges Yoga und ein generell entspanntes Leben im Wohlstand beinhaltet?

      Und daraus folgt …

      Wie kann man mit dieser Unsicherheit also umgehen? Wenn man doch noch keine handfesten Beweise auf dem Tisch hat? Sie werden es von uns gebetsmühlenartig zu hören bekommen: Wenn Sie der Idee einer Autophagie und der Fähigkeit Ihres Körpers, sich unter bestimmten Umständen selbst reinigen und reparieren zu können, etwas abgewinnen, probieren Sie es einfach aus!

      Angesichts dessen, dass die Inhalte des Wundermüslis (Fasten und Spermidin)

       überaus leicht verfügbar

       erschwinglich

       und weitgehend nebenwirkungsfrei sind,

      kann man den endgültigen Forschungsergebnissen vorgreifen, die es – wenn überhaupt – vermutlich erst in den kommenden Jahrzehnten geben wird. Nicht, um später reumütig sagen zu müssen: Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich schon längst damit begonnen.

      Ehrlicherweise kann man erst nach seinem Ableben Bilanz ziehen, ob lebensverlängernde Maßnahmen auch tatsächlich gegriffen haben. Deshalb ist es vermutlich vernünftiger, die positiven Wirkungen auf das Wohlbefinden jetzt zu erspüren und sich darüber zu freuen, anstatt auf eine potenziell bessere

      Gesundheit in ferner Zukunft zu setzen. Kurz: Wer nur deshalb fastet und spermidinreiche Kost herunterwürgt, weil er damit angeblich mehr Lebensjahre gewinnen kann – wo also eher die Angst im Nacken die treibende Kraft ist –, wird möglicherweise etwas älter als normal, aber vermutlich nicht wirklich glücklich dabei. Wer aber im Moment lebt und merkt, dass bei ihm oder ihr die gesunden Maßnahmen bereits in kurzer Zeit zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität führen, hat auf jeden Fall etwas davon.

      »Für diese Form des Anti-Agings benötigt man keine Extrakte exotischer Tiere oder geschützter Pflanzen, ja nicht einmal Einhornblut.«

      Ronny Tekal (Radiodoktor)

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      Experten mahnen, dass Nahrungsergänzungsmittel eine schlechte Ernährungsweise nicht ausgleichen.

      DIE WUNDERFRAGE

      So wie das Bernhard-Ludwig-Ronny-Tekal-Seminarkabarett nicht nur zum Spaß da ist, weil das Publikum an einem solchen gemeinsamen Abend in eine lösungsorientierte Großgruppentherapie geführt wird, soll dieses Buch Ihnen nicht nur Information bieten, sondern auch therapeutischen Selbsthilfecharakter haben.

      Wir greifen dazu auf die sogenannte »Lösungsfokussierte Kurztherapie« des US-amerikanischen Psychotherapeuten Steve de Shazer (1940–2005) zurück und wollen Ihnen die berühmte »Wunderfrage« stellen.

       Erst einmal stellen Sie sich jedoch vor, dass dadurch, dass Sie dieses Buch lesen, in Ihrem Leben jetzt ein Wunder geschieht.

      Ein Wunder, das eines Ihrer Probleme löst. Vielleicht ein mittelschweres Gewichtsproblem oder ein Gesundheits- oder allgemeines Befindlichkeitsproblem.

      Und wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie überhaupt ein Problem haben, überlegen Sie kurz, warum Sie gerade in diesen Seiten blättern. Warum halten Sie das Buch überhaupt in Händen? Womöglich haben Sie es geschenkt bekommen – aber immerhin auch reingeschaut. Wollen Sie, da es ein dünnes Buch ist, rasch wissen, wie Sie gesünder leben, länger leben, vielleicht glücklicher leben? Was auch immer. Sie haben einen Grund für die Lektüre.

      »Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tue es jeden Tag.«

      Konfuzius (chinesischer Denker)

      Suchen Sie sich nun ein Problem aus, für das Sie derzeit noch keine Lösung gefunden haben, aber von dem Sie annehmen, eine solche könnte auf diesen Seiten zu finden sein – auch wenn Sie es im Grunde genommen für sehr unwahrscheinlich halten.

      Und jetzt stellen Sie sich vor, das Ganze funktioniert wirklich. Und es geschieht dieses Wunder. Sie legen das Buch zur Seite, gehen heute schlafen, und es passiert. Einfach so.

      Sie wachen nach dieser wundersamen Nacht auf und stellen sich die Wunderfrage:

      »Was wird das erste Anzeichen sein, an dem ich erkenne, dass mein Problem gelöst ist?«

      Die jahrzehntelange Erfahrung mit tausenden von Klienten und den zahlenmäßig größten Feedback-Gruppen im deutschen Sprachraum anhand der Erfahrungen mit 10in2 (siehe auch >)