Susan Blum

Arthritis heilen


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emotionaler Stress und Traumata, geschädigter Darm sowie Umweltgifte und Infektionen. All dies vermehrt die freien Radikale, wie ich in meinem ersten Buch Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln ausführlich dargestellt habe. Dort gehe ich darauf ein, wie man solche Auslöser angeht und beseitigt, damit das Immunsystem wieder ungehindert funktionieren kann. Dabei reduzieren wir automatisch auch den oxidativen Stress. Der Behandlungsplan für Arthritis konzentriert sich zunächst auf die Darmheilung, stellt die Ernährung um und erhöht das Verständnis für den Einfluss von Stress und Trauma. So können Sie oxidativen Stress und Entzündungen in den Griff bekommen und dauerhaft gesünder leben.

      Umweltgifte erzeugen ebenfalls hohe Mengen freier Radikale und somit oxidativen Stress im Körper. Im Hinblick auf Autoimmunreaktionen wurden Schwermetalle, Pestizide und Rauchen bisher am intensivsten erforscht. Ob jemand aufgrund dieser Gifte Symptome oder eine Krankheit entwickelt, beruht auf dem Gleichgewicht zwischen genetischer Anfälligkeit, dem Ausmaß der Vergiftung und der Frage, wie gut man seinen hohen Bedarf an Antioxidanzien über Ernährung und Lebensweise decken kann.9 Wenn Sie also von rheumatoider Arthritis oder anderen entzündlich bedingten Arthritisformen betroffen sind, haben Sie zu viel oxidativen Stress und müssen im Rahmen der Behandlung somit auch auf die Toxinbelastung achten. Das in Kapitel 10 vorgestellte darmfreundliche Ernährungskonzept bei Arthritis trägt dazu bei, nicht nur Entzündungen und Schmerzen zu lindern, sondern auch die Belastung durch Umweltgifte zu senken. Da Toxine bei Autoimmunerkrankungen generell ein wichtiger Auslöser sind, stelle ich in Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln ein ausführliches Entgiftungsprogramm vor. In diesem Buch konzentrieren wir uns stattdessen auf die Verbindung zwischen Darm und Arthritis, weil jüngste Forschungsarbeiten belegen, dass hier der wichtigste Auslösefaktor für diese Erkrankung liegt. Auf die genauen Zusammenhänge gehen wir in Kapitel 5, „Die Verbindung zwischen Darm und Gelenken“, und Kapitel 6, „Den Darm heilen“, näher ein.

      An dieser Stelle möchte ich eines betonen: Wenn Sie rheumatoide Arthritis haben und rauchen, müssen Sie das Rauchen aufgeben, damit es Ihnen besser geht. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Tabakgenuss und rheumatoider Arthritis, der sich so deutlich bei keiner anderen Arthritisform und keinem anderen Toxin nachweisen lässt. Rauchen gilt als Hauptrisikofaktor für rheumatoide Arthritis, weil es viele Schadstoffe (wie das Schwermetall Kadmium) in den Körper schleust und den oxidativen Stress vermehrt. Zudem haben Studien gezeigt, dass das Rauchen von Zigaretten die Produktion eines der Antikörper anstößt, die mit rheumatoider Arthritis in Zusammenhang stehen.10 Rauchen erhöht aber nicht nur das persönliche Erkrankungsrisiko, sondern auch die Aussicht auf einen schwerwiegenderen Erkrankungsverlauf, der schlechter auf eine Behandlung anspricht.11

      In der funktionellen Medizin setzt sich der behandelnde Arzt gründlich mit Ihrer Vergangenheit und Gegenwart auseinander, um die wahrscheinlichen Auslöser Ihrer Arthritis zu finden und dann einen maßgeschneiderten Therapieplan zu erstellen. Als ich dies bei June tat, erkannte ich, dass bei ihr offenbar ein geschädigter Darm, Umweltbelastungen und Stress zusammenkamen, der wiederum die Darmbakterien und die Darmschleimhaut beeinträchtigen kann. In ihrer Kindheit hatte sie zwar keine besonderen Belastungen durchgemacht, als Erwachsene jedoch durchaus. Ihr ältestes Kind hatte besondere Bedürfnisse, und ihr mittleres Kind hatte vor Jahren einen größeren operativen Eingriff benötigt. Zudem war sie als Lehrerin Stress ausgesetzt, der ihre Arthritis spürbar beeinflusste, denn die Symptome schwankten mit dem Verlauf des Schuljahrs. Als wir mit der Behandlung begannen, war das Schuljahr fast zu Ende. Im Laufe des Sommers trat eine rasche Besserung ein. Dann kam der September, und innerhalb weniger Monate flackerte die Erkrankung wieder auf. Die gute Nachricht war, dass die Krankheit nach weiteren zehn Monaten im darauffolgenden Herbst bei Schuljahresbeginn nicht wiederkehrte.

      „Zwei Jahre zuvor war ich ins Klassenzimmer gehumpelt und konnte nicht einmal mehr einen Stift halten“, sagte June. „Heute kann ich laufen, meine Bücher und Vorbereitungen tragen und schmerzfrei Dinge im Klassenraum umherschieben. Das kommt mir so ungewohnt vor, dass ich immer noch auf das böse Ende warte.“ Doch das blieb aus.

      Die individuellen Umstände, die zu Arthritis führen, sind immer unterschiedlich. Dennoch wissen wir, dass das wichtigste Grundproblem bei Arthritis im Darm zu suchen ist. Ein Ungleichgewicht der Darmbakterien kann zum sogenannten „Leaky-Gut-Syndrom“ führen, bei dem die Darmwand übermäßig durchlässig wird. Dies wiederum kann Autoimmunreaktionen, Entzündungsreaktionen im ganzen Körper und oxidativen Stress hervorrufen und ist für die meisten meiner Patienten ein zentrales Problem. Teil 2, „Heilung für den Darm, Heilung für die Gelenke“, befasst sich mit unserem Wissen über die Zusammenhänge zwischen Darmproblemen und Gelenkproblemen. Dort geht die Auseinandersetzung mit den Ursachen der rheumatoiden Arthritis weiter.

      Rheumatoide Arthritis diagnostizieren

      Bis 2010 richteten sich Rheumatologen nach Kriterien aus dem Jahr 1987 und stellten die Diagnose „Rheumatoide Arthritis“ vor allem aufgrund von Spätsymptomen wie Rheumaknoten (tastbare Knoten unter der Haut in der Nähe eines entzündeten Gelenks), Gelenkschäden und Röntgenbildern. 2010 jedoch veröffentlichten das ACR (American College of Rheumatology) sowie die EULAR (European League against Rheumatism) eine Neudefinition mit neuen Diagnosekriterien. Inzwischen beruht die Diagnose auf Laborwerten für neue Antikörper und Entzündungsmarker sowie auf Entzündungssymptomen wie Gelenkschmerzen und Schwellungen. Im Gegensatz zu 1987 müssen die Gelenke nicht bereits geschädigt sein. Dieser neue Blickwinkel erleichtert dem Arzt die Diagnosestellung. Laut einer Untersuchung der Universität Manchester gilt dies insbesondere im Frühstadium und ermöglicht so die Identifizierung der Betroffenen bis zu fünf Jahre eher als bisher.12 Die Zahl der Erkrankten scheint sich inzwischen erhöht zu haben, doch dabei lässt sich schwer feststellen, ob es tatsächlich mehr Fälle sind oder ob die Diagnose lediglich früher gestellt wird.13 Zweifellos sind die neuen Richtlinien jedoch positiv zu werten, weil sie eine Behandlung und Heilung der Arthritis gestatten, noch ehe schwere Schäden eintreten. Dies gilt für die konventionelle Behandlung ebenso wie für den in diesem Buch dargestellten Ansatz der funktionellen Medizin. Im nachfolgenden Kasten sind die Klassifizierungskriterien der ACR von 2010 aufgeführt. Falls bei Ihnen eine rheumatoide Arthritis festgestellt wurde, sollten Sie jetzt Ihren Schweregrad ermitteln. Anhand der Fragen können Sie im Verlauf des Programms objektive Fortschritte feststellen. Unser Ziel ist eine Punktzahl unter 6. Das wäre ein Zeichen, dass Ihre Arthritis in Remission ist.

      Klassifizierungskriterien des American College of Rheumatology (ACR)

      Sie haben rheumatoide Arthritis, wenn erstens mindestens eines Ihrer Gelenke entzündet ist, ohne dass eine andere Erkrankung dies erklären kann, und zweitens Sie nach den folgenden Diagnosekriterien 6 oder mehr Punkte erreichen.

Punktzahl Ihre Punkte
Gelenke: Wählen Sie eine Antwort
1 großes Gelenk (Schulter, Ellbogen, Hüfte, Knie, Knöchel) 0
2–10 große Gelenke 1
1–3 kleine Gelenke (Handgelenk, Finger, Daumen, Zehen). In den Händen zählen hierzu die Fingergrundgelenke, das Fingergelenk, das Ihrer Hand am nächsten ist (proximal), und das Handgelenk. In den Füßen zählen hierzu die Zehengrundgelenke mit Ausnahme der Großzehe. 2
4–10 kleine Gelenke 3
Mehr als 10 kleine und große Gelenke 5
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