durch die verlassenen Straßen der Metropole. Vorbei an kleinen Hütten, deren Türen schief im Schloss hängen oder gar nicht erst vorhanden sind. Wo Plastiktüten im Graben liegen oder sich unter den Rädern verfangen. Ein Hund mit spitzen Knochen schläft am Straßenrand. Die 8,5 Milliarden Menschen verstecken sich hier irgendwo und das Taxi fährt schneller.
Mir dreht sich der Magen wie die Räder, die über Schotter fahren. Der Fahrer kratzt sich am Hinterkopf, ich sehe seine etwas zu langen Fingernägel. Er hat einen guten Musikgeschmack und dreht den Song lauter, als hätte er meinen Gedanken gehört.
Porque tú eres lo que yo. Tú eres lo que yo necesito.
Mein Spanisch habe ich mit einer App geübt. Es reicht aus für „Hallo“ und
„Auf Wiedersehen“.
„First time Lima?” „Yes.”
Hier soll ich einen Monat bleiben?
Nie habe ich mich so fremd gefühlt. So verloren wie jetzt.
Die Räder rollen schon nicht mehr über Schotter. Sie gleiten auf frischem Asphalt. Palmen erstrahlen so hell wie der Mond über den Dächern. Bodenstrahler beleuchten auch Schilder und schicke Häuser, die sich hinter hohen Zäunen verstecken. Vor jedem steht ein Wachmann.
Die Gegensätze kämpfen in mir. Ich liebe sie und lehne sie ab. Ich fühle mich fremd und bin doch neugierig. Ich bin müde und hellwach. Kann das mein Zuhause sein für einen Monat? Will ich es zulassen und diese Stadt an mich heranlassen? Oder die inneren Mauern höher als die der Villen ziehen? Oh ja, das könnte ich.
Nein. Ich schüttle die Gedanken aus meinem Kopf. Ich will mich öffnen. Mit der Fremde Freundschaft schließen. Denn mein Zuhause ist da, wo ich bin. Da, wo mein Herz in der Brust schlägt.
Isabell Mezger-Schumann, Autorin & Gründerin Fairliebt Verlag
Mein Körper, meine ZeitTag 5 | Fühlen
Mein Körper. Mein Tempel. Ich hege und pflege ihn. In manchen Zeiten ist es jedoch eine große Herausforderung, Körper, Geist und Seele zusammenzuhalten. Mein täglicher Balanceakt zwischen Familie, Freunden, Arbeit, Papierkram und den zu feiernden Festen: All dem versuche ich gerecht zu werden.
Heute ist eine solche Feier. Ein Telefonat steht auch noch an. Ich bin erschöpft. Müde liege ich auf dem Sofa. Jetzt aufzustehen fühlt sich an wie eine Alpenüberquerung. Ich will nicht. Nicht feiern und nicht telefonieren.
Den Weg zur Badewanne könnte ich schaffen, denke ich. Ich sehne mich danach, von warmem Wasser umgeben zu sein. Ich stelle es mir vor: Wie meine Muskeln einfach nur entspannen und ich den Schaumblasen beim Platzen zuschaue. Das ist alles. Keine Geräusche mehr. Den Blick nach Innen wenden. Wie zauberhaft.
Bei der Vorstellung meldet sich mein schlechtes Gewissen und mein Pflichtgefühl stimmt in den Chor ein: „Jetzt nicht schlapp machen. Du schaffst das!“ Meine Gedanken tanzen in meinem schlappen Körper Polka.
Überforderung, Frust und Scham melden sich. Aber da ist noch etwas anderes. Etwas, das mir gefällt. Eine alte Idee. Warte mal, diese Idee war gut. „Jomo“, flüstert sie. Das heißt Joy of missing out. Wie bitte? Einfach für heute alles absagen und dabei sogar Freude empfinden? Das ist als wäre ich im Urlaub, dann hätte ich die Feier nämlich auch verpasst. Gewagte Idee. Doch je mehr Raum ich dieser Möglichkeit gebe, desto erleichterter fühle ich mich. Ja, ich wage es! Nur mit mir ganz spontan in den inneren Urlaub zu gehen, für den Rest des Tages. Jetzt kümmere ich mich um mich und sammle neue Kraft.
Meine Lieben werden es verstehen. Mit diesem Gedanken tauche ich ins Schaumbad ein und mache mir selbst das allergrößte Geschenk.
Katharina Wiedemann, Coach & Yogalehrerin
Die Welt braucht dichTag 6 I Impuls
Wir befinden uns in einem Kreislauf. Montag bis Freitag. Wochenende. Arbeiten. Alltag. Verpflichtungen. Rennen von A nach B. Passen uns der Gesellschaft und ihren Vorgaben an, schließlich sind wir in sie hineingeboren worden. Das Normale haben wir als normal übernommen. Weil es einfach so ist, weil es immer so war und weil es uns so beigebracht wurde.
Wir hinterfragen das Normale zu wenig. So verlieren wir immer mehr den Zugang zu unserem Innersten. Zu dem, was und wer wir wirklich sind. Zu dem, was wir wirklich fühlen und zu dem, was uns wirklich ausmacht. Und so erstickt unser innerstes Licht schleichend. Wir fühlen uns unwohl, unzufrieden, leer oder werden sogar krank.
Und oft ist es dann so, dass wir äußeren Umständen, Situationen oder Menschen die Schuld daran geben, dass wir uns eingeengt, erdrückt und unfrei fühlen. Aber was ist es denn eigentlich wirklich, das uns frei macht?
Kann es sein, dass das größte Gefühl der Freiheit dann in uns aufkommt, wenn wir uns trauen, authentisch und echt zu sein? Wenn wir uns trauen, das Leben so zu leben, wie es unserem ganz individuellen Design entspricht? Und wenn wir aufhören, etwas oder jemand sein zu wollen?
Ich glaube, dass wir uns wirkliche innere Freiheit und Zufriedenheit nur selbst erschaffen können und dass die Welt jeden Einzelnen von uns braucht, mit seinen Stärken und seinen Schwächen. Die Welt braucht Menschen, die ihre Authentizität leben. Menschen, die sich trauen, ihre Wahrheit zu sprechen und Menschen, die sich trauen, ihr inneres Licht nach außen zu tragen und es in voller Kraft leuchten zu lassen.
Versuche, dir in deinem Alltag immer wieder Momente für dich zu nehmen und in dich hineinzuspüren, dich mit deinem Atem zu verbinden und zur Ruhe zu kommen. Sei achtsam mit dir selbst: Was brauchst du wirklich, um dich frei zu fühlen? Dann traue dich, genau das zu verwirklichen. Lass dein Licht leuchten und erobere dir deine Freiheit zurück.
Die Welt braucht dich.
Daniela Leu, Coach und Achtsamkeitsarbeit (MBSR) für Frauen
Achtsam durch den TagTag 7 | Übung
Begegne der Welt achtsam und du wirst sie erleben.
Übung: Erinnere dich heute immer wieder an das achtsame Wahrnehmen von dir, deinen Emotionen, körperlichen Empfindungen und deiner Umgebung. Schreibe hier auf, was du heute gedacht, gefühlt und erlebt hast. Das formt dein Leben.
Dirk Heilenmann, Intuitiver Heiler & Life Coach
Am ReisfeldTag 8 | Reise
Es ist 6: 20 Uhr, als mein Wecker klingelt. Ich bin müde und mein Körper fühlt sich schwer an, als würde er sich gegen das Aufstehen wehren wollen. In einer Stunde startet unsere Yogapraxis. Los geht's jeden Morgen mit Pranayama, der Ujjayi-Atemübung. Darauf habe ich gerade gar keine Lust. Als ich aus meinem Hotel trete, fühle ich mich schon leichter. Meine Yoga-Ausbildung auf Bali findet in einem wunderschönen Yoga-Raum statt. Der Weg dorthin beschwingt mich jeden Morgen.
Die ersten Sonnenstrahlen blinzeln durch die Palmen am Reisfeld. Ein leichter Wind weht und es ist noch angenehm kühl. Auf meinem Weg beschließe ich, mir den Druck zu nehmen, dass ich die Yoga-Übungen genauso ausführen muss, wie angeleitet. Heute werde ich meinem eigenen Rhythmus folgen.
Wir beginnen mit Pranayama. Statt durch die Nase auszuatmen, wie es sich gehört, atme ich durch den Mund aus. Ich gehe vor, wie zu Hause in meiner eigenen Yogapraxis. Verbinde meine Atmung mit Affirmationen. Das tut mir gut. Mein Körper wird weicher und scheint sich zu weiten. Als wir uns hinlegen sollen, schießt mir ein Druckgefühl in den Kopf. Also setze ich mich wieder auf und blicke zum Reisfeld. Die Sonnenstrahlen wärmen meine Haut. Ich spüre ein leichtes Kribbeln in den Armen, das sich bis zu den Händen und in die Finger ausbreitet. Ein Vibrieren erfüllt mich.
Ich lächle. Aufgeregt, meinen Körper so stark zu fühlen. Energie fließt aus meinen Handinnenflächen, die auf meinen Oberschenkeln liegen. Heute geht es mir in der Asana-Praxis so viel besser als gestern. Ich bin stolz auf mich, dass ich meiner Intuition folge und die Übungen auf meine Bedürfnisse anpasse. Wohlwissend, dass es der Trainerin nicht so gefällt wie mir.
Nun bin ich ganz bei mir. Das bedurfte