Judith Rakers

Homefarming


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Mit anderen Worten: Beginnt mit Radieschen und wagt euch erst danach an die Tomaten.

      Dann legen wir jetzt einfach mal los. Zuerst möchte ich euch etwas über die verschiedenen Pflanzgefäße und -orte und über Erde erzählen. Denn das »Bett«, das ihr den Samen und Pflanzen bereitet, ist zentral für den Erfolg eurer Gemüsezucht.

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      Was hier noch so handlich daherkommt, hat sich innerhalb weniger Wochen zu übermannshohen Kürbispflanzen ausgewachsen.

      WOHNUNG, BALKON ODER GARTEN? HOMEFARMING IST ÜBERALL MÖGLICH

      Ob ihr einen großen Garten habt, eine kleine Ecke im Gemeinschaftsgarten oder nur einen Balkon: Ihr könnt loslegen und es mit dem Homefarming ausprobieren. Denn ihr müsst nicht erst riesige Hochbeete oder Äcker anlegen, wenn ihr es einfach mal testen wollt. Nehmt euch ein Glas, befüllt es mit Erde und legt einen Samen hinein. Stellt das Glas ins Tageslicht, haltet die Erde angenehm feucht, indem ihr alle zwei Tage vorsichtig gießt, und ihr werdet sehen: Es sprießt etwas. Die Natur sucht sich ihren Weg. Ich habe so alle meine Kürbispflanzen vorgezogen – und jede davon wurde später mehrere Meter lang. Aber begonnen hat es in einem Glas, in dem noch nicht mal das Wasser vernünftig ablaufen konnte. Es hat geklappt, weil jeder Samen sprießen MÖCHTE. Das ist das Gesetz der Natur. Und das kommt euch unwahrscheinlich zugute, auch wenn ihr keinen grünen Daumen habt. Natürlich müsst ihr die kleine Pflanze dann irgendwann aus dem Glas herausholen und sie draußen ins Beet setzen, wo sie dann weiterwachsen kann. Aber der Anfang ist gemacht. Ihr habt gesehen, dass ihr Leben entstehen lassen könnt, selbst wenn ihr bisher dachtet, dass ihr Dinge vor allem schrumpeln lassen könnt.

      »Ob im Wohnzimmer, auf der Fensterbank in der Küche, auf Balkon und Terrasse oder im Garten: Gemüseanbau ist überall möglich.«

      Vielleicht traut ihr euch auch von Anfang an schon mehr zu und fragt euch nur, was für ein Gemüse ihr bei euch zu Hause überhaupt pflanzen könnt. Ich habe alles Mögliche ausprobiert und deshalb kann ich euch mit Inbrunst folgende Tipps geben:

      Wenn ihr nur eine Wohnung und nicht mal einen Balkon habt, könnt ihr mindestens Kräuter, verschiedene Salate, Radieschen und Kartoffeln anbauen. Wahrscheinlich geht noch mehr, aber damit könntet ihr starten. Für die Kräuter braucht ihr nur einen Topf in der Nähe des Fensters. Für den Salat und die Radieschen eignet sich ein Blumenkasten auf der Fensterbank oder ein kleines Hochbeet aus Holz oder Metall, das ihr wie ein Möbelstück ins Zimmer stellen könnt. Und für die Kartoffeln könnt ihr im Handel für wenig Geld einen »Kartoffelpflanzsack« kaufen oder einen alten Jutesack mit Erde befüllen. Der Kartoffelsack hat den Vorteil, dass es im unteren Teil eine kleine Eingrifftasche gibt, durch die ihr ernten könnt.

      Wofür auch immer ihr euch entscheidet: Ausreichend Licht ist wichtig. Die richtige Menge Wasser und später auch mal etwas Dünger (mehr dazu im Kapitel zur richtigen Pflege, siehe >).

      Wenn ihr einen Balkon oder eine Terrasse habt, könnt ihr noch mehr anbauen. Denn dann sind zum Beispiel auch Tomaten und Gurken an der Hauswand möglich. Ihr könnt ein Hochbeet aufstellen, sodass ihr ohne Weiteres auch Möhren, Zwiebeln, Paprika und Kohlrabi anbauen könnt. Dazu kommt dann die Möglichkeit, Beerensträucher in Töpfe zu pflanzen oder sogar einen kleinen Obstbaum dazuzustellen.

      Beinahe unbegrenzte Möglichkeiten habt ihr, wenn ihr einen eigenen Garten, ein gemietetes Stück Ackerland oder einen Schrebergarten zum Gemüse- und Obstanbau nutzen könnt. Dann könnt ihr es machen wie ich: Mittlerweile habe ich einen Kartoffelacker und einen weiteren für Zucchini, Kürbis und Auberginen. Ich habe klassische Beete am Boden und zusätzlich noch Hochbeete aus Holz und ein Frühbeet mit Dach, in denen ich Salate, Spinat, Kräuter, Zwiebeln und Kohlrabi anbaue. Und nach dem ersten Jahr im Nutzgarten habe ich sogar noch ein Gewächshaus gebaut, in dem ich nun Tomaten und Gurken ziehe.

      Aber, hey, das alles ist nach und nach entstanden. Ich habe mit zwei ganz klassischen Beeten angefangen. Aber dann ging alles so einfach, dass ich immer wieder nachgerüstet und mehr Platz geschaffen habe. Und so wird es euch ebenfalls gehen, auch wenn ihr jetzt vielleicht denkt: »Oh Herr, das schaffe ich ohne grünen Daumen doch nie.« Ich kann dazu nur sagen: »Doch, schafft ihr. Weil ich es auch hingekriegt habe.«

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      Ich könnte mir vorstellen, dass es euch so geht, wie es mir ergangen ist und ihr euch ganz am Anfang schon von der Auswahl der richtigen Pflanzerde überfordert fühlt – einfach weil es im Gartencenter und im Baumarkt so viele unterschiedliche davon gibt.

      Am besten ist es, ihr kauft Erde, die speziell für Obst und Gemüse gemischt wurde. Sie wird als Tomaten- und Gemüseerde oder als Hochbeeterde angeboten, ist in der Regel torffrei und der enthaltene Dünger beziehungsweise der Humusanteil ist optimal auf die Bedürfnisse im Nutzgarten abgestimmt.

      Wenn ihr Pflanzen vorziehen wollt, worüber ihr in diesem Buch noch mehr erfahren werdet, dann ist auch Anzuchterde interessant. Sie enthält weniger Nährstoffe als normale Gemüseerde, weil die kleinen Pflänzchen einen geringeren Nährstoffbedarf haben und daher mit humusintensiver, stark gedüngter Gemüseerde schlichtweg überfordert sind.

      Auch Komposterde ist für euch als Gemüsefarmer ab jetzt ein Objekt der Begierde: Sie ist humusreich und deshalb voller Nährstoffe. Und sie kann Wasser gut speichern, was für die Versorgung eurer (erwachsenen) Pflanzen ebenfalls wichtig ist.

      Natürlich könnt ihr auch die Gartenerde benutzen, die ihr schon in eurem Garten habt. Allerdings müsst ihr dann selbst dafür sorgen, dass sie gehaltvoll genug ist, um eure Samen und Pflänzchen ausreichend zu »füttern«, damit sie schön wachsen und die Ernte gut wird.

      Ist die Erde in eurem Garten sehr sandig (rieselt sie also in einzelnen Körnchen durch eure Hände), könnt ihr auf den Anbau von Möhren, Kartoffeln, Spargel und Zwiebeln setzen. Sie alle mögen sandigen Boden. Wenn ihr in der Auswahl eurer Gemüsearten freier sein wollt, reichert ihr den Boden einfach etwas an, indem ihr die bereits erwähnte Gemüse- oder Komposterde dazumischt. Letztere wird in größeren Mengen auch an vielen Recyclinghöfen verkauft, wo sie aus dem abgegebenen Grünschnitt und Laub entsteht. Da einige Gartenbesitzer allerdings auch Unkraut zum Kompostieren abgeben, kann es sein, dass noch keimfähige Unkrautsamen in der Erde sind. Sie machen euer Beet dann arbeitsintensiver, als es sein müsste.

      »Gemüse- und Komposterde enthält genau die Nährstoffe, die euer Gemüse braucht, um gut zu wachsen und euch eine reiche Ernte zu bescheren.«

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      Hornspäne könnt ihr als Langzeitdünger für alle Pflanzen ausbringen. Überdüngen könnt ihr damit kaum. Am besten mischt ihr ihn noch mit Kompost.

      Mehr Kontrolle über die Qualität eures Kompostes habt ihr, wenn ihr ihn selbst herstellt. Ich nutze dazu mittlerweile nicht nur Küchenabfälle und Pflanzenreste, sondern auch die Hinterlassenschaften meiner Stute Sazou und der Hühner, um die Erde mit Nährstoffen anzureichern. Das ist nicht eklig, glaubt mir. Es ist natürlich und es tut euren Pflanzen genauso gut, als würdet ihr ein abwechslungsreiches Lieblingsessen vorgesetzt bekommen.

      Wie ihr selbst einen Komposthaufen anlegt, darauf komme ich später noch. Denn als Anfänger hat man so etwas vermutlich noch nicht in seinem Garten. Wenn ihr es aber schlau anstellt, kauft ihr nur anfangs Erde aus dem Gartencenter und Baumarkt. Um erst mal loszulegen. Sobald sich ein kleines Kreislaufsystem entwickelt hat, das beim Homefarming schnell entsteht, könnt ihr euch dann selbst helfen und müsst kein Geld mehr für Pflanzerde ausgeben.

      Wenn