Brenda Trim

Gefangenschaft


Скачать книгу

Gott, sie liebte es zu tanzen und konnte es nicht erwarten ihre Nachbarin, Cassie, später am Abend zu treffen. Sie hatten immer Spaß, wenn sie ausgingen, und Liv brauchte eine Pause davon abertausende Stunden zu arbeiten.

      Während sie ihren Körper zu Luke Bryans Boom-Boom schüttelte, konnte sie nicht anders als die offene Tür voraus zu bemerken. Plötzlich kam ihr Line Dance zum Erliegen und Hitze überzog ihren Hals und ihre Wangen. Vielleicht war sie doch nicht allein.

      Normalerweise waren die verschieden Türen zu den Laboren geschlossen und verschlossen, außer wenn Belegschaft arbeitete. Liv hoffte, dass jemand anderes gekommen war, um ihre Projekte zu beenden, und erklären konnte, was mit der Klimaanlage vor sich ging. Ein flüchtiger Blick auf ihren Handybildschirm sagte ihr, dass Jim auf ihre Nachricht nicht geantwortet hatte. Nicht überraschend, wenn man bedachte, dass der Mann an Wochenenden praktisch auf dem Golfplatz lebte.

      Als sie sich der offenen Tür näherte, war sie überrascht zu sehen, dass es eine Tür war, die immer geschlossen war. Tatsächlich hatte Liv in den vier Jahren, in denen sie hier arbeitete, nicht einmal gesehen, dass sie offen war. Sie hatte angenommen, dass es ein Lagerraum war, aber als sie diese langsam aufschob, erkannte sie, dass es ein weiterer langer Flur war.

      Ein Schwall kühler Luft traf auf ihre feuchte Haut, brachte sie in Versuchung sich weiter zu wagen. Okay, das war seltsam. Was war hier drin, das eine andere Kühleinheit benötigte? Und warum arbeitete diese, während der Rest des Gebäudes sich wie die Wüste Sahara anfühlte?

      Sofort alarmiert entfernte sie ihre Kopfhörer, so dass sie sich auf ihre Umgebung konzentrieren konnte. Dieser Flur hatte das gleiche trostlose graue Farbschema wie der Rest des Gebäudes und eine Vielzahl an Türen säumte eine Seite. Die einzige Beleuchtung im Flur kam von kleinen Fenstern in jeder Tür. Die Fenster waren höher platziert als es Sinn machte, und als sie sich der ersten Tür näherte, musste Liv auf ihre Zehenspitzen stehen, um hindurchzuspähen.

      Sie legte eine schwitzige Handfläche auf die Tür, um sich abzustützen, und linste in den Raum. Er war leer, aber da war eine Matratze auf dem Fußboden und über der dicken Matte waren an der Steinwand zwei Ketten angebracht.

      »Was zum Teufel?«, murmelte Liv vor sich hin.

      Die Matratze und die Ketten waren verstörend genug, aber es waren die Metallhandschellen am Ende der Kette, die ihr Herz dazu brachten zu rasen und gegen ihre Brust zu pochen. Was ging in diesem Raum vor sich? Zugegeben, er war unberührt und unbesetzt, aber sie konnte sich keinen Nutzen für eine Matratze oder Ketten im Labor vorstellen. Obwohl der Raum leer war, schrien ihre Spinnensinne, dass etwas daneben war.

      Neugierig bewegte sie sich zum nächsten Fenster und spähte hinein. Er war auch leer. Mist, dachte Liv, als sie jeden Raum überprüfte. Jeder war, abgesehen von der einsamen Matratze und den an den Wänden angebrachten Ketten, leer. Was könnte in diesem Bereich des Gebäudes vor sich gehen?

      Es war allgemein bekannt, dass sie im PRL vielzählige Tests und Experimente durchführten, manche davon an Tieren, aber dies sah wie etwas völlig anderes aus. Die Tiere blieben in einem großen Bereich in Käfigen, nicht in einzelnen Räumen wie diesen. Auf was sie dort blickte, ähnelte Gefängniszellen und, zum ersten Mal, hatte sie Angst allein bei der Arbeit zu sein. Wo war diese neue Wache, wenn sie ihn brauchte?

      Metall klirrte, schreckte Liv auf und sie zuckte zusammen. Ihr Herz pochte stark gegen ihre Brust, als sie erkannte, dass es aus einer der letzten fünf Türen entlang des Flurs kam. Sie ging tief in die Hocke, erwog ihre Optionen. Sollte sie dort verduften und Jim am Montag fragen?

      Das klang vernünftig in Anbetracht dessen, dass Schweiß ihren ganzen Rücken durchtränkte, was nicht vollkommen wegen der Fehlfunktion der Klimaanlage war. Die Szene erinnerte sie an einen Horrorfilm und sie war die dämliche Frau, die blind in die Qualen der Hölle lief.

      Jaah, sie sollte verdammt nochmal hier rauskommen. Aber … wäre sie in der Lage das restliche Wochenende an irgendetwas anderes zu denken? Könnte sie den Mädelsabend oder übrigens auch irgendetwas anderes genießen?

      Nö. Es würde Liv verrückt machen und sie würde an nichts anderes als diesen mysteriösen Flur denken. Sie musste wissen, was das Geräusch gemacht hat und was, falls überhaupt, in diesem Sektor des Gebäudes vor sich ging. Leg die gruselige Musik auf, dachte sie, als sie sich mit ihrer impulsiven Entscheidung entschloss vorwärtszugehen.

      Liv nahm einige tiefe Atemzüge, um ihre zittrigen Nerven zu beruhigen, machte langsam einige kleine Schritte und stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um durch das kleine Fenster zu schauen. Was sie sah, entsetzte sie und sie blinzelte doppelt, um sicherzugehen, dass es keine Halluzination war. Sie strengte bei der schummrigen Beleuchtung in dem Raum ihre Augen an.

      Nö, sie halluzinierte nicht … oder vielleicht doch. Keinesfalls konnte sie auf einen Mann schauen, einen abnormal großen Mann dazu, der auf der Matratze schlief. Seine Hände waren in Handschellen gelegt und an die Wand gekettet. Er war verdreckt, trug nichts als eine schwarze Jogginghose, die mit Schmutz bedeckt war. Der Mann war zu einem Ball eingerollt und zitterte. Seine Haut war gebräunt, aber sah in der Fötusstellung krank aus.

      Da sie helfen wollte, griff sie nach dem Knauf, aber er war verschlossen. Sie war kurz davor gegen das Glas zu hämmern, als sie gedämpfte Geräusche aus dem Raum daneben kommen hörte.

      Sie trat leise zur nächsten Tür, ihr Herz hämmerte eine Million Schläge pro Sekunde, bewegte sich Zentimeter für Zentimeter entlang der Wand, bis sie knapp durch das Fenster sehen konnte. Ein weiterer Mann war auf allen Vieren, bedeckte seinen Kopf und sein Gesicht mit seinen Armen, während ein Wachmann ihn mit seinem Schlagstock verprügelte. Sie bemerkte, dass er auch an die Wand gekettet war, ihnen vollkommen ausgeliefert.

      Liv erkannte die Wache nicht, aber bemerkte, dass er die schwarze Uniform des Unternehmens trug. Die Wache war brutal in seiner Attacke. War das der neue Typ, den Jim angestellt hat?

      Sie steckte in diesem schrecklichen Kampf-oder-Flucht-Moment fest, während sie den Übergriff beobachtete, unfassbar fassungslos. Ihre Ehre sagte, dass sie nicht weggehen konnte, aber sie hatte keine Ahnung, was sie gegen den bewaffneten Mann tun konnte. Sie war winzig im Vergleich.

      Neben der Wache stand David Cook, ein anderer Forscher. Liv hatte mit David eng an einigen Projekten gearbeitet und mochte den Typen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es für ihn in Ordnung war danebenzustehen und solche Brutalität zu beobachten, aber sein breitbeiniger Stand und seine verschränkten Arme widerlegten das. Und dann schnappte sie auf, dass David befahl, dass der andere Mann noch einmal geschlagen werden sollte. Sie schlugen schonungslos einen wehrlosen Mann. Welche Art von Experiment führten sie durch?

      Eine Sache war sicher. Liv würde verdammt sein, wenn sie jetzt davonging.

      Sie griff nach dem Knauf, wünschte sich halbwegs, dass er verschlossen war, aber er drehte sich und gab nach. Sie warf die schwere Metalltür auf und trat mit Selbstvertrauen und Bestimmung ein. Wenn sie sich verhielt, als ob sie dort sein sollte, würden sie sie vielleicht dementsprechend behandeln. Tu so, dann wirst du so, wie Cassie immer sagte.

      »Kann mir jemand erklären, was vor sich geht?«, verlangte Liv mit ihren Händen auf den Hüften.

      Die zwei Männer drehten sich um und der auf dem Fußboden schaute in ihre Richtung. Er war genauso schmutzig wie der andere Mann im Raum neben seinem. Er trug die gleiche schwarze Jogginghose, sah aus, als ob er seit Monaten nicht mehr gebadet oder sich rasiert hatte, möglicherweise Jahre. Sein rabenschwarzes Haar war verfilzt und fiel auf seinen Rücken herunter. Ein Vollbart bedeckte den Großteil seines Gesichts und war lang und strähnig. Er sah aus wie ein Rübezahl aus den Great Smoky Mountains. Sein Körperbau war breit, wie der seines Nachbarn, und da dämmerte es Liv. Diese zwei Männer waren Wandler.

      »Olivia, was machst du hier?«, fragte David offensichtlich schockiert sie hier stehen zu sehen. »Das betrifft dich wirklich nicht«, fügte er hinzu.

      »Ich verstehe nicht, was ihr macht. Bitte erklär, warum diese Männer angekettet sind und misshandelt werden. Das ist nicht, was wir hier tun«, beschwor sie mit vor Emotion zittriger Stimme.

      Sie