Scarlet Wilson

Moonlight Romance Staffel 3 – Romantic Thriller


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Angelika dazu.

      *

      Sie waren flotter vorangekommen als erwartet und als sie schon von weitem die Geräusche der Sägen hören konnten, wussten sie, dass sie punktgenau am Ziel angekommen waren. Die Kämpfer aus Dragovac hielten kurz an, um ihre Waffen – leicht händelbare Armbrüste und Wurfmesser – bereit zu haben, den sie waren bislang in den Satteltaschen beziehungsweise im begleitenden Allradwagen verstaut gewesen. Die beiden Fürstensöhne stiegen auf die Ersatzpferde um, denn zwischen den eng stehenden Baumriesen kam kein Auto hindurch. Als Schusswaffen hatten sie Gewehre, immerhin russische Mehrlader, die uralt waren.

      Mitri, der den Oberbefehl vom Fürsten übertragen bekommen hatte, schickte einen jungen Bauernsohn in Richtung der Fällarbeiten, um auszukundschaften, wie die Lage sich anbot. Und er verteilte einige Flaschen mit Wodka aus der Brennerei des Schlosses. Unentschlossene sollten dadurch kühner werden.

      Als Szabo, der Kundschafter, zurückkam und verkündete, es sei nur eine kleine Schar von Waldfrevlern am Werk, die die gefällten Bäume gerade über einen der spärlichen Waldwege mit Hilfe schwerer Ackergäule abtransportierten, gab Mitri den Befehl zum Angriff. Die Holzdiebe wurden total überrascht, waren sie doch davon ausgegangen, dass so weit entfernt von Schloss Dragovac keine Gefahr von Seiten der Besitzer drohte.

      Im Handumdrehen waren die sieben Männer überwältigt; es war nicht einmal zu einem Schusswechsel gekommen. Die bulgarischen Diebe, sie waren im Auftrag eines großen Sägewerks in der Nähe von Sofia unterwegs, ergaben sich sofort, als sie die Kämpfer zu Pferde erblickten. Zum Kämpfen waren sie nicht angeheuert worden.

      Mitri ließ ihnen Fesseln anlegen und schickte sie mit zwei seiner Leute zu Pferde zum Schloss zurück. Das würde einige Zeit länger dauern, als sie für den Ritt hierher benötigt hatten, aber Zeit hatten sie genug. Der mitgegebene Proviant war allerdings knapp bemessen und als Getränk blieb ihnen nur Wasser aus Bächen und Quellen.

      Eriu und er machten sich auf den Weg Donau, zur Anlegestelle 45, wo auf ihn und seinen Bruder eine weitere, wahrscheinlich schwierigere Aufgabe wartete. Er hoffte nur, dass es dem Fürsten gelungen war, eine schlagkräftige Schar Männer zur Anlegestelle zu schicken.

      *

      Ehe noch der Kapitän das Wort ergreifen konnte, begann Inge Faszl, die Gräfin, zu sprechen, und schnitt damit Frau Schmitz-Wellinghausen das Wort ab, denn die hatte bereits den Mund gespitzt.

      »Ich will mich hier nicht aufdrängen, aber ich bin allen Anwesenden, Jenny ausgenommen, eine Erklärung schuldig. Haben Sie vielleicht etwas zu trinken hier?« fragte sie den Kapitän. »Ich bin auf einmal so durstig.«

      Und flugs war auch das geregelt, es gab sogar eine Auswahl verschiedener Säfte, sowie Wasser.

      »Nun«, begann Inge Faszl erneut, »Eigentlich sollte ich mich vorstellen. Ich heiße Ingeborg Ingelore Ingelinde von Faszl und gehöre von Geburt her dem Geschlecht der Grafen von Faszl an. Ich war nie verheiratet, da ich frühzeitig ins Kloster gegangen bin. Das war in der Nähe von – ach, ist auch egal. Jedenfalls im früheren Oberschlesien; zeitweilig war ich dort als Äbtissin, bis die politischen Gegebenheiten unerträglich wurden. Meine Familie stammt nicht aus der dortigen Gegend, beheimatet sind wir in Kurland. Und daher kommen meine Kenntnisse, die ich Ihnen unterbreiten will.«

      Sie hielt kurz inne, um einen Schluck zu trinken. Die Gelegenheit für Jenny Schmitz-Wellinghausen, weiterzuerzählen.

      Sie berichtete von dem Gespräch in der Bibliothek zwischen Jonny und Angelika, die nur staunen konnten, wie genau ihre Worte wiedergegeben wurden.

      »Genau deswegen wollten wir mit Ihnen, Herr Kapitän, reden«, sagte Jonny. »Denn ich weiß nicht mehr aus noch ein.«

      »Ich denke, da komme ich ins Spiel«, sagte Inge Faszl. »Ich denke, ich kann weiterhelfen, muss aber zunächst etwas weiter ausholen. Es war auch für die Beauftrage des Anti-Vampir-Liga, wie die Vereinigung populär auch genannt wird,« sie zeigte auf Jenny Schmitz-Wellinghausen, » eine Neuigkeit, zu erfahren, dass es zwei verschiedene Arten von Vampiren gibt. Die landläufig bekannte Art kommt ursprünglich wohl aus dem rumänischen Transsilvanien, die sogenannten Nachtaktiven, die aber tagsüber auch existieren können, und die sogenannten Sonnengiere, die das Sonnenlicht geradezu brauchen. Die letzteren kommen aus Kurland. Beide Arten bekämpfen sich unerbittlich. Nur so nebenbei sei angemerkt, dass es ein Büchlein gibt, es heißt »Isabella oder eine ganz besondere Liebe« und ist in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts erschienen, in dem auf diese besondere Art der Vampire näher eingegangen wird und in dem erstaunlich viele Details nachzulesen sind.«

      Angelika und Jonny hatten den Atem angehalten, als sie diese Worte hörten.

      »Ich meine …«, begann Angelika, wurde aber sofort unterbrochen.

      »Weiter im Text«, sagte Inge Faszl. »Ich denke, Jonny ist ein sogenannter Viertelling, das heißt Vampir in zweiter Generation, sein Vater oder seine Mutter war ein Halbling. Was ihn antreibt, und da beziehe ich mich auf das, was ich unfreiwillig mitanhören musste, ist eine Sehnsucht nach Vollendung. Das Blut des Vampirs treibt ihn, er will endlich – unbewusst und sozusagen automatisch – ein vollgültiger Blutsauger werden.«

      »Augenblick!« Das war Jonny der sich meldete. »Ich will doch keiner von diesen Ungeheuern werden …«

      »Aber ich habe verstanden«, sagte Jenny, nun ganz in ihrem Element als offizielle Beauftragte. »Wir haben die Aufgabe, den lieben Jonny von seinem unseligen Erbe zu erlösen. Nur, wie stellen wir das an.«

      »Und noch ein Problem gibt es«, nun war der Kapitän am Zug. »Wir haben vermutlich einen voll ausgewachsenen Blutschlürfer hier an Bord. Also?«

      Frau Faszl räusperte sich.

      »Eins nach dem anderen. Erst einmal ist Jonny an der Reihe, ich weiß schon, was zu tun ist.«

      *

      Bei der IAVA herrschte helle Aufregung. Nur gut, dass das in jahrelanger Arbeit international aufgebaute Informantennetz funktionierte. Die Lage war brenzlig. Generaldirektor Lefebre stand anscheinend am Rande eines Nervenzusammenbruchs, dennoch waren seine Anordnungen klar und eindeutig:

      »Dieses Schiff, die ‚Danubia Queen‘ braucht Schutz vom Wasser aus und aus der Luft. Unsere Filiale in Sofia, sofort! Denn von Bukarest ist keine Hilfe zu erwarten, deren Militäreinheiten befinden sich im Stadium der Umorganisation, außerdem sind sie technisch gesehen in einem desolaten Zustand. Und außerdem wissen wir nicht, inwieweit sie nicht mit transsilvanischen Spitzeln durchsetzt sind.«

      Und als die Verbindung kam: »Rotalarm, höchste Stufe. Es geht um einhundertfünfzig Passagiere auf einem Schiff, die »Danubia Queen«, nahe der Anlegestelle 45. Alarmplan AA ist in Kraft, alarmieren Sie die Wasserschutzpolizei und die Luftwaffe, insbesondere Hubschraubereinheiten, und verweisen Sie auf das Hilfeabkommen UN/EU1985. Sie sollen die Spezialausrüstung nicht vergessen, Sie wissen schon. Und alles sollte schon gestern geschehen sein.«

      Und damit ließ sich Monsieur Lefebre in seinen Sessel zurückfallen und schnaufte nur noch: »Einen Calvados, einen dreifachen, aber aus der Extraflasche!«

      Es war alles in die Wege geleitet. Von hier aus konnte er nichts mehr bewirken. Jetzt konnte er den guten Schluck genießen und musste abwarten, was geschah. In der Hoffnung, dass alles so ablief, wie geplant.

      *

      Da die Anlieferung der Vorräte auf sich warten ließ, konnte die »Danubia Queen« von Anlegepunkt 45 nicht rechtzeitig ablegen. So blieb Zeit für das, was unbedingt gemacht werden musste.

      Die Klärung der Einzelheiten hatte Inge Faszl übernommen, die sich offenbar genau auskannte und wie selbstverständlich die Initiative ergriffen hatte.

      Kapitän Stojanow hatte das Vordeck räumen und die Fenster, aus denen man aus dem Schiff heraus hätte zuschauen können, verhängen lassen. Alles lief ab, wie die Gräfin dies erklärt hatte:

      »In Kurland hatten sich meine Vorfahren mit den sogenannten Sonnengieren herumzuschlagen, die eine besondere Rasse von Blutsaugern darstellen. Blut brauchen sie auch, aber