rel="nofollow" href="#u4f2e9d4e-5797-5eac-9d20-53ceeb36eb04">92| ICH GEGEN MICH SELBST
93| ERWACHSENEN-ENTSCHEIDUNGEN
95| NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN
98| ERHEBE DICH, CHINA, ERHEBE DICH
126| VOR ANBRUCH DES MORGENGRAUENS
1| WIE DIE WELT UNTERGEHT
So endet also die Ära der Menschen.
Lichter flackern abwechselnd an meterhohen Flüssighelium-Druckbehältern entlang, in einem höhlenartigen Datacenter, eintausend Meter unter Schanghais Felsfundament. Fingerdicke Glasfaserkabel schlängeln sich zwischen den metallicgrauen Eiern umher. In jedem von ihnen summen Quantenkerne in ihren Vakuumkammern, kälter als die Kälte des interstellaren Raumes.
Miteinander verwachsene Qubits transformieren sich. Informationen werden miteinander verzahnt und in präzisen Strukturen verknüpft. Die Strukturen simulieren Proteine, Ionenkanäle, neurochemische Rezeptoren, Neurotransmittermoleküle, Axone und Dendriten, die sich nach und nach von Abstrakten zu ganzen Neuronen verschärfen, Billionen davon. Und Trillionen von Synapsen, die sie miteinander verbinden.
Es ist ein unermessliches Netzwerk, ein simuliertes Gehirn. Einst Fleisch und Blut, jetzt digital. Einst menschlich in seiner Struktur, jetzt vielmehr posthuman.
Einst geistig gesund. Jetzt irregeworden.
Su-Yong Shu.
Einen Kilometer weiter oben herrscht auf dem Campus der Jiao Tong Universität komplettes Chaos. Tausende von Studenten wüten auf dem Universitätsplatz, eingekeilt von bewaffneten Soldaten. Tränengaswolken wabern wie dichter Nebel. Schreie sind zu hören. Fallengelassene Schilder proklamieren »Nieder mit dem Putsch!«, »Demokratie! Jetzt!«, »Lasst eine Milliarde Blumen blühen!«
Einer der Soldaten schreitet vorwärts durch das Gedränge von Körpern. Sein Stiefel stampft einen matschigen Abdruck auf die handgemalte Blume auf einem Schild, das Stunden zuvor noch geschwenkt worden war. Er hebt sein Gewehr an die Schulter und feuert. Ein Student, der eben noch oben auf einem an der Stirnseite aufgetrennten Roboterpanzer gestanden hatte, stürzt nach hinten um. Blut und Hirn schießen aus seinem schlagartig zersprengten Schädel. Ein gezündeter Molotowcocktail gleitet aus seiner erschlafften Hand, zerschmettert an der Titan-Carbon-Komposit-Haut des Geschützturms und detoniert mit einem plötzlichen Knall aus Hitze und Lärm in einem Feuerball, der sich über das Gefährt und die Soldaten und Studenten drumherum ausbreitet.
Am anderen Ende der Welt spürt eine Demonstrantin in Washington DC plötzlich die Hitze der Flammen in Schanghai und rennt schnurstracks kreischend auf die Bereitschaftspolizei der National Mall zu. Ihr Gehirn ist von Nexus durchtränkt und durch Anschlüsse, die in landesweiten