Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman


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weiß, ich weiß! Trotzdem kann ich mich nicht beruhigen! Und hier herumsitzen und warten, bis der Bursche kommt oder vielleicht nicht mehr kommt, das kann ich auch nicht.«

      »Was willst du jetzt machen?«

      Judith zuckte mit den Schultern. Anna und Toni sahen, dass ihre Augen feucht wurden. Sie putzte sich die Nase. Sie stand auf und ging in ihre Kammer.

      »Mei, Anna, des Madl tut mir leid! Ich verstehe die Sach’ net ganz. Auf der einen Seite halte ich den Alban für einen anständigen Burschen. Auf der anderen Seite hätte seine Tante bestimmt meiner Mutter erzählt, wenn Alban die Verlobung gelöst hätte.«

      »Toni, mache dir nicht so viele Gedanken! Es wird sich alles aufklären.«

      Sie lächelte ihn an.

      »Jetzt tust mir einen Gefallen und hängst das Bild auf, das dir die Sue geschickt hat.«

      »Wo soll ich es hinhängen?«

      »Hänge es ins Schlafzimmer! Und inzwischen schaue ich nach Judith!«

      Während Toni das Bild aufhing, kam ihm die Idee, was er Anna zum Geburtstag schenken könnte. Er würde ihr einen Stich mit der Ansicht des Hamburger Bahnhofs schenken. Das könnte Anna dann an die Wand im Schlafzimmer daneben hängen. In Hamburg war die Anna in den Zug gestiegen, in dem Toni schon saß. Und in Frankfurt hatte das Schicksal ihr Leben in die Hand genommen, um sie auf die Berghütte zu führen.

      *

      Alban hatte lange geschlafen. Er fuhr, nachdem er etwas gegessen hatte, mit dem Auto nach Kirchwalden. Er suchte nach einem besonderen Geschenk für Judith. Das war nicht einfach. Ringe wollte er mit ihr zusammen kaufen gehen. Außerdem hatten ihm seine Tante und sein Onkel vorgeschlagen, dass er die Ringe seiner Eltern nehmen könnte. Er konnte sich auch nicht entschließen, ein Schmuckstück zu kaufen, er hatte Alina Schmuckstücke geschenkt. Außerdem kannte er Judiths Geschmack nicht. Trug sie lieber Goldschmuck oder Silberschmuck? Unschlüssig wanderte er in Kirchwalden umher. Er setzte sich schließlich in das Eiscafé und dachte nach.

      Nach einer Weile hatte er eine Idee. Dazu benötigte er zwar auch etwas Hilfe, denn er musste etwas über Judith erfahren. Doch dieses Problem löste er auf geschickte Weise. Er telefonierte herum, dann wusste er etwas, was Judy ihm gleich beim ersten Zusammentreffen nicht hatte sagen wollen.

      Frohen Sinnes klapperte Alban die Fachgeschäfte in Kirchwalden ab, zum Glück gab es davon nicht viele. Endlich im letzten Laden fand er etwas, was genau seinen Vorstellungen entsprach. Er war glücklich und malte sich in den buntesten Farben aus, wie er Judith damit überraschen würde. Schnell ging er zum Auto und fuhr heimwärts. Er steuerte aber nicht sofort den Grummer Hof an. Er legte zwei Zwischenstopps ein. Erst hielt er beim Friedhof. Dort besuchte er das Grab seiner Eltern und erzählte ihnen in Gedanken ausführlich von Judith. Anschließend lenkte er seinen Wagen zum Sägewerk.

      Albert Weisgerber, ein Mann im mittleren Alter, freute sich sehr,

      Alban zu sehen. Alban hatte als Schüler und Student während den Ferien oft bei ihm gearbeitet. Die beiden Männer saßen länger in Weißgerbers Büro zusammen und redeten. Alban zeichnete auf einem Stück Papier die grobe Skizze des Hausbootes, wie er es im Gedächtnis hatte.

      »Sag bloß, du willst das wirklich nachbauen?«, lachte Weisgerber. »Des ist eine Verrücktheit!«

      »Des ist ein Geschenk für Judith!«

      Alban gab Weisgerber die Liste, die er im Café geschrieben hatte.

      »Bis wann kannst du das Holz liefern?«

      »Du hast es eilig, denke ich!«

      »Mehr als eilig!«

      »Mei, des kann ich verstehen! Es ist ja für Judith! Dann versuche ich dir das Holz bis morgen zu liefern. Hast du nicht zu viel aufgeschrieben?«

      »Ich muss erst einen genauen Plan machen, wenn ich mir den Film mit Judith zusammen angesehen habe. Also besser, du lieferst mehr Holz als zu wenig!«

      »Zum Stapellauf, wenn es auch nur ein symbolischer ist, werde ich aber eingeladen!«

      »Mei, des soll an unserer Hochzeit geschehen. Damit stechen wir in die Flitterwochen, auch wenn des Schiffchen nur in einem Vergissmeinnicht-Beet im Garten schwimmt.«

      Die beiden plauderten noch etwas, dann verabschiedete sich Alban. Weißgerber brachte ihm zum Auto und sicherte ihm noch einmal baldige Lieferung zu.

      Minuten später erreichte Alban den Grummer Hof. Er stürmte durch das Treppenhaus in sein Zimmer.

      »Bub, was ist los? Was rennst du so, als sei der Teufel vom ›Höllentor‹ hinter dir her?«, rief ihm seine Tante nach.

      »Mei, ich habe es eilig! Will mich umziehen und zur Berghütte rauf!«

      Seine Tante lächelte vor sich hin.

      Es dauerte nicht lange, bis Alban aus seinem Zimmer herunterkam. Er trug seinen Sonntagslodenanzug. An der Weste war die silberne Uhrkette seines Vaters zu sehen. Dessen Taschenuhr trug Alban nur an hohen kirchlichen Feiertagen und bei Prozessionen.

      »Mei, Bub! Fesch schaust aus!«, sagte sein Onkel, der von draußen hereingekommen war.

      Alban warf einen Blick auf die Küchenuhr.

      »Ich bin vor dem Abend wieder zurück, mit der Judith. Ob wir es zum Abendläuten schaffen, des weiß ich net.«

      »Lauf schon, Bub! Wir warten mit dem Abendessen! Soll ich in der Stube decken?«

      »Naa, wir bleiben hier in der schönen Küche. Ich bin sicher, dass sich die Judy hier sehr wohl fühlt.«

      »Was hast im Rucksack?«

      Alban schmunzelte. »Des sage ich dir net, Onkel! Zuerst bekommt des die Judy zu sehen. Ich hoffe, sie nimmt meinen Antrag an.«

      »Dann willst ihr wirklich einen Antrag machen?«

      »Sicher, Tante! Was denkst, warum ich mich so feingemacht habe?«

      Es klopfte. Sie hatten niemanden kommen gehört und drehten sich um.

      »Guten Tag! Ich habe gerufen, aber niemand hörte mich. Weil die Haustür offen stand … dachte ich ...«

      »Judy! Meine Judy!«

      Alban warf den Rucksack ab, stürzte auf sie zu, riss sie in seine Arme, hob sie hoch und wirbelte sie herum.

      »Aufhören! Lass mich runter! Alban!«, schrie Judith.

      Er stellte sie wieder auf die Füße und wollte sie küssen.

      Sie wich zurück.

      »Judy, was soll das?«

      Alban schaute in ihre großen blaugrünen Augen, die ihm leicht gerötet schienen. Sofort war er in Sorge.

      »Sag schon, Madl, red!«

      Er musterte sie von oben bis unten. Judith trug ein blaugrünes Sommerkleid mit einer Jacke. Die Farbe harmonierte perfekt mit der Farbe ihrer Augen.

      »Gut schaust du aus, Judy!«

      Er stellte sich neben sie.

      »Sehen wir beide nicht aus wie das perfekte Paar? Übrigens, Judy, das sind die lieben fürsorglichen Leut’, die mich aufgezogen haben. Ich bin Waise, das habe ich dir noch nicht gesagt. Das ist Tante Lore und ihr Mann, mein Onkel Adam Grummer. Er war der Zwillingsbruder meines Vaters. In dem Grummer Stammbaum sind Zwillinge recht häufig.«

      »Guten Tag!«, sagte Judith.

      »Ja, willst dich net setzen, Madl? Ich hole dann mal den Obstler, damit wir anstoßen können.«

      »Machen Sie sich keine Mühe, ich bleibe nicht lange! Ich wollte nur etwas fragen. Ich bin überrascht, Alban hier zu finden. Ich dachte, du bist fort.«

      »Naa, ich bin hier. Ich konnte die Sache von hier aus regeln. Jetzt spanne mich nicht auf die Folter. Ich wollte dich auch etwas fragen. Ich wollte