Scott Meyer

AUF ZAUBER KOMM RAUS


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wird das erste Mal sein, dass Vertreter aller Gemeinschaften von Zauberern an einem Ort zusammenkommen. Jeder soll wissen, dass wir angekommen sind.«

      »Sie werden es wissen, weil sie sehen werden, wie wir ankommen«, meinte Phillip.

      Martin schüttelte den Kopf. »Nein, Phil, das siehst du völlig falsch. Das sind nicht einfach ein Haufen Leute, die zu einem Treffen kommen.«

      »Doch, genau das«, widersprach Phillip.

      »Nein, eben nicht«, sagte Martin, um nach kurzer Pause fortzufahren: »Na gut, eben doch, aber eben auch wieder nicht.«

      Phillip fragte: »Hat der Satz beim Zusammensetzen in deinem Kopf noch Sinn gemacht, oder machst du einfach den Mund auf und lässt die Worte rauspurzeln wie sie wollen?«

      Martin nahm sich einen Augenblick, um seine Gedanken umzuformulieren. »Es ist nicht einfach ein Haufen Leute, die zu einem Treffen kommen. Es ist auch eine Gruppe von wichtigen Leuten, die den Rest der Welt im Namen ihrer Gemeinschaften begrüßen. Das ist wie die Eröffnungsfeier bei den Olympischen Spielen.«

      Phillip erwiderte: »Ich dachte eher an eine UNO-Konferenz.«

      Gary warf ein: »Ehrlich gesagt hatte ich das trimagische Turnier aus Harry Potter vor Augen.«

      »War ja klar«, murmelte Martin. Dann, an Phillip gewandt, sagte er: »Sieh mal, ich habe nachgedacht. Wir müssen einen großen Auftritt hinlegen, okay? Vertrau mir.«

      »Na gut«, sagte Phillip, der darüber einfach nicht weiter streiten wollte. »Olympische Eröffnungsfeier. Meinetwegen. Was schlägst du vor? Sollen wir Trainingsanzüge tragen, in Kreisformation einlaufen und eine Fahne vor uns hertragen?«

      Martin und Gary sahen sich an. Martin sagte: »Weißt du, das wäre ziemlich witzig.«

      »Nein, ihr braucht etwas Eindrucksvolles. Etwas, mit dem ihr die Aufmerksamkeit der Leute erregt.«

      Phillip schlug vor: »Wie wär's mit zwei ausgewachsenen Männern, die aus dem Nichts auftauchen und aussehen wie verantwortungsvolle, vernunftbegabte Erwachsene?«

      »Für den Anfang nicht schlecht«, sagte Gary. »Aber stell dir das mal vor: Zwei ausgewachsene Männer, wie du sie nennst, krabbeln aus einem flammenden Spalt im Boden, Schwefel und verdammte Seelen speiend.«

      »Spuckt der Spalt Schwefel, oder wir?«

      Gary meinte: »Wir können beides probieren, und wir nehmen dann, was auch immer besser ankommt.«

      »Ich sehe, worauf ihr hinauswollt, Jungs«, sagte Phillip. »Aber in einer solchen Situation ist weniger doch bestimmt mehr.«

      »Ja«, pflichtete Gary ihm bei, »und wenn weniger mehr ist, dann muss mehr, logischerweise, noch viel mehr sein als das.«

      Schließlich gab Phillip auf. Er sagte Gary und Martin, sie sollten machen, was sie wollen, bat sie aber inständig, es nicht zu protzig werden zu lassen.

      Garys Versprechen, es gerade protzig genug zu machen, beruhigte Phillip nicht sonderlich.

      Dann endlich war der Zeitpunkt gekommen. Ihre Koffer waren gepackt und standen bereit. Phillip hatte einen schokobraunen Hartschalenkoffer von Samsonite, Martin einen schwarzen Stoffkoffer auf Rollen. Ihre Haare waren perfekt gestylt. Eine knackige Igelfrisur bei Martin, perfekt geföhnte Außenwelle und Mittelscheitel bei Phillip. Sie waren bereit.

      Die Jungs trafen sich zur Verabschiedung in Martins Lagerhaus.

      »Okay, alle herhören«, sagte Phillip. »Genau zwei Wochen, dann sind wir wieder zurück.«

      »Ja, wieso eigentlich, Junge?«, fragte Roy. Mit seinen über sechzig Jahren gefiel es Roy sehr, Phillip Junge zu nennen. Mit seinen über vierzig Jahren gefiel es Phillip sehr, dass es jetzt jemanden gab, der ihn Junge nennen konnte. »Warum erst in zwei Wochen? Ihr seid Zeitreisende. Warum nicht unmittelbar nachdem ihr abgereist seid?«

      »Bei kurzen Ausflügen machen wir das normalerweise auch so«, erklärte ihm Phillip, »aber manchmal, bei längeren Reisen, ist es einfach weniger verwirrend. Außerdem, wenn man länger in der Vergangenheit gelebt hat, wird einem irgendwann klar, dass man sie nicht in allen Einzelheiten sehen muss.«

      Martin fragte Gary: »Ist unser Auftritt vorbereitet?«

      »Jau«, sagte Gary, »das Makro ist so eingerichtet, dass der Satz, der euch hin transportiert, es automatisch mit auslöst.«

      »Muss ich was Bestimmtes tun?«, wollte Phillip wissen.

      »Nein«, antwortete Gary, »das Ganze ist um die Grundidee herum entwickelt worden, dass du herumstehst wie ein Stock.«

      »Sehr vernünftig«, sagte Phillip.

      Tyler fragte Martin: »Was ist dein Plan für Gwen?«

      »Ich werde versuchen, cool zu bleiben.«

      Phillip kam in den Sinn, dass versuchen, cool zu bleiben bedeuten konnte, zu versuchen, so zu tun, als sei alles in Ordnung, was gut wäre. Es konnte aber auch bedeuten, zu versuchen, so zu tun, als sei man ein richtig cooler Typ, was wiederum katastrophal schlecht wäre.

      Man verabschiedete sich. Anweisungen wurden gegeben. Strenge Ermahnungen an Gary wurden ausgesprochen. Es war Zeit aufzubrechen. Martin und Phillip standen Seite an Seite, Zauberstäbe in der einen, Koffer in der anderen Hand und sagten zugleich: »Transporto unua Atlantis kunveno.«

      

      ***

      Viele, viele Jahre früher und viele, viele Meilen entfernt materialisierten zwei Gestalten. Es war unmöglich, Genaueres zu erkennen, da sie in Schatten gehüllt waren, trotz der Sonne, die hell vom Himmel schien.

      Einen Augenblick stand das unerklärlicherweise verschattete Duo regungslos da, dann wurden sie von einem grellen Licht erfasst und man konnte unschwer erkennen, dass es sich um Martin und Phillip handelte. Phillip zuckte geblendet zusammen und hielt sich die Hand vor die Augen. Martin sprang in die Luft, viel höher und eleganter, als er es ohne magische Hilfe gekonnt hätte. Er führte einen perfekten Roundhouse-Kick aus, der noch eindrucksvoller wirkte, weil Martin in einer Hand den Stab und in der anderen Hand den vollgepackten Koffer hielt. Am höchsten Punkt des Sprungs erstarrte er mitten in seiner Bewegung. Während er so in der Luft hing, erschien hinter ihm ein Panorama aus Explosionen, blutrünstigen Orks und einem Pontiac Fiero, der über eine Schlucht zu springen schien. Martin und die Szenerie blieben einen Augenblick lang hinter Phillip wie eingefroren, sodass das Publikum den Eindruck gewinnen musste, auf ein Filmposter zu blicken. Auf ein Poster zu einem actionlastigen Buddy-Film, über einen Vielflieger-Kung-Fu-Zauberer und seinen prüden, verwirrten Partner. Von irgendwoher kam noch ein E-Gitarren-Solo, dann verschwand die kitschige B-Movie-Herrlichkeit mit einem Mal. Martin vollendete seinen Überflug und landete auf Phillips anderer Seite. Mit sorgfältig einstudierter Lässigkeit hob er seinen Blick, um die Reaktionen des Publikums auf ihren Auftritt entgegenzunehmen.

      Martins Blick traf den blauesten Himmel, den er je gesehen hatte, über dem blauesten Ozean, den er je gesehen hatte. Zu seiner Rechten befanden sich ein üppiger, grüner Palmenwald und Buschland. Unter seinen Füßen war Sand, dessen Farbe und Beschaffenheit der von Zucker glich. Direkt vor ihm sah er Gwen stehen, allein und barfuß am Strand. Sie hatte immer noch eine reizende Bob-Frisur, aber die Sonne hatte ihre Haare zu einem etwas helleren Braun gebleicht, als sie es bei ihrem letzten Treffen getragen hatte. Sie trug einen ähnlichen Kapuzenumhang, wie zu ihrer Zeit in England. Nur war dieser aus leichterem Stoff, eher dazu geeignet seinen Träger vor Sonne zu schützen als vor Regen und Wind. Unter dem Umhang trug sie ein leichtes, knielanges Sommerkleid. Ihre Sandalen hingen an ihren Fingern, was sie jedoch nicht daran hinderte, betont langsam zu applaudieren.

      Phillip rief: »Gwen!« Er ließ seinen Koffer fallen, eilte zu ihr und umarmte sie ungestüm.

      »Phillip«, sagte Gwen, »es ist schön, dich zu sehen.« Während sie sich so umarmten, stellte Martin seinen Koffer ab und näherte sich, um ebenfalls Hallo zu sagen.

      Die