Lilly Grünberg

himmlisch heiße Lustbarkeiten


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nickte. »Verstehe.«

      Sie zog ihren Mixer nach vorne. »Für kleinere Portionen ist ein haushaltsüblicher Mixer völlig ausreichend. Ich dachte, wir machen zwei Stück? Sie können Sie nachher selbstverständlich mitnehmen.«

      »Wir werden sehen.« Er lächelte schon wieder so merkwürdig.

      Melina schob ihm die Behälter mit Mandeln, Walnüssen und Haselnüssen sowie eine Küchenwaage zu. »Für den Boden benötigen wir insgesamt fünfzig Gramm Nüsse. Ich persönlich nehme immer etwas mehr Mandeln, weil sie neutraler schmecken als beispielsweise Haselnüsse, aber das ist Ihrem Geschmack überlassen.«

      Geschickt wog François die Nüsse ab. »Lassen Sie mich raten, wir werden sie mahlen?«

      »Bevor wir das machen, werden wir sie leicht rösten, bis sie duften. Das macht sie aromatischer.« Melina zeigte auf eine beschichtete Pfanne. »Ohne Zugabe von Öl, bei mittlerer Hitze. Es dauert nur ein paar Minuten.«

      Während Francois die Nüsse röstete, stellte Melina die anderen Zutaten für den Boden bereit: dicke, saftige Medjool-Datteln, dunkles, leicht entöltes Kakaopulver, Agavendicksaft, Vanilleschoten und feine Meersalzkristalle.

      Sie ließen die Nüsse einige Minuten abkühlen, während sie François zeigte, wie man das Mark aus der Vanilleschote kratzte. »Echte Madagaskar-Vanille in Bioqualität. Wussten Sie, dass Vanilleschoten die Früchte von Orchideen sind?«

      »Ja, die Gewürzvanille stammt ursprünglich aus Mexiko«, überraschte François sie mit seinem Wissen. Er nahm eine Schote in die Hand, roch daran und betrachtete sie sehr genau, bevor er sie der Länge nach aufschlitzte und erneut daran roch, bevor er vorsichtig mit einem scharfen Messer das Mark herauskratzte. »Diese hat eine sehr gute Qualität.«

      Melina, die sah, wie er die Schote aufbog, bekam plötzlich ganz andere Assoziationen und errötete. Wie es wohl wäre, wenn seine schlanken Finger nicht die dunkle Frucht der Orchidee so sinnlich öffnen würden, sondern die verbotene Frucht, die ihr Körper bot? Plötzlich sah die aufgeschlitzte Schote fast aus wie ihre rosige Spalte, die aufgeklappten Seiten wie ihre inneren Lustlippen, die sich um seine Finger schmiegten.

      »Danke«, stammelte sie. Reiß dich zusammen!, befahl sie sich selbst. In ihren Workshops waren normalerweise überwiegend Frauen. Aber selbst, wenn ein Mann dabei gewesen war, hatte sie noch nie so reagiert wie heute.

      »Ich denke, die Nüsse sind nun genug abgekühlt, um weiterverarbeitet werden zu können«, sagte sie. »Sie können sie jetzt im Mixer zerkleinern. Ein paar Sekunden dürften reichen, es können gerne noch ein paar Stückchen drin sein.«

      François folgte ihren Anweisungen und arbeitete nach und nach zwei entkernte Datteln, einen gehäuften Teelöffel Kakaopulver, das Mark von einer Viertel Vanilleschote und eine kleine Prise feines Meersalz unter die Nussmischung.

      »Durch die Datteln wird der Teig saftig, aber noch ist er eher krümelig als klebrig. Wenn wir nun etwas Agavendicksaft hinzufügen, wird er weicher und lässt sich viel besser verarbeiten.«

      François gab einen Strahl des fast goldfarbenen, flüssigen Sirups in den Mixer. »Wie viel etwa?«

      »Insgesamt vielleicht ein oder zwei Teelöffel voll, das kommt darauf an. Lieber anfangs ein bisschen weniger und testen, wie der Teig sich anfühlt.«

      »Fühlt sich gut an«, sagte François, während er die Masse sinnlich zwischen den Fingern rollte. »Schön weich und warm.« Er kostete ein bisschen. »Himmlisch.«

      Melina zwang sich, an ihren Kühlschrank zu denken. Kalt und hart. Jawohl. Das fehlte noch, dass sie hier Schnappatmung bekam!

      Sie holte zwei Servierringe aus einer Schublade. »Teilen Sie den Teig in zwei Hälften«, wies sie ihn leicht atemlos an, während sie einen ovalen Teller auf die Arbeitsplatte stellte. »Sie können die Törtchen direkt auf Tellern anrichten, oder eine Platte mit Frischhaltefolie überziehen, damit man sie später besser abnehmen kann.«

      Sie zeigte ihm anhand des ersten Bodens, wie man den Teig in den Servierring streichen musste, um einen dünnen, runden Boden zu erhalten, der in Form blieb. »Etwa drei Millimeter Höhe reichen schon aus. Die Schokotörtchen sind so gehaltvoll, dass der Boden nicht zu dick sein sollte.«

      François stellte sich beim zweiten Boden so geschickt an, dass sie vermutete, dass er dies nicht zum ersten Mal tat. »Kochen Sie zuhause oft?«

      »Oh ja, ich liebe es, zu kochen und auch zu essen«, antwortete er und warf ihr dabei ein spitzbübisches Lächeln zu. Er hatte schöne Zähne, ebenmäßig und hell. Der ganze Mann war zu schön, um wahr zu sein! Und dann konnte er auch noch Kochen! Wenn Melina dagegen an ihren eigenen Mann dachte …

      Sie seufzte unwillkürlich und zwang ihre Gedanken wieder in andere Bahnen. Schließlich war sie eine verheiratete Frau!

      Nachdem die beiden Böden in den Kühlschrank gestellt worden waren, um fest zu werden, holte Melina einen Block dunkler Schokolade aus ihrem Vorratsschrank und eine Packung aufschlagbare Sojasahne aus einem ihrer Kühlschränke.

      »Dunkle Schokolade mit sehr hohem Kakaoanteil ist oftmals vegan, selbst wenn es nicht explizit darauf steht«, erklärte sie. »Der Hauptbestandteil ist Kakaomasse und Kakaobutter, beides Bestandteile der Kakaobohne. Dazu kommt Zucker und manchmal noch Sojalecitin. Diese Masse wird fein gewalzt, dann erwärmt und dabei gerührt, das nennt man conchieren. Dadurch wird die Schokolade cremig. Kühlt sie ab, wird sie wieder fest. Wir müssen sie zur weiteren Verarbeitung erneut erwärmen, damit sie flüssig wird.« Sie reichte ihm ein großes Messer und ein Schneidebrett. »Wir benötigen fünfundsiebzig Gramm, fein gehackt.«

      Während er Stücke der Schokolade abschnitt und hackte, stellte Melina das Temperiergerät ein. »Zuhause können Sie Schokolade auch in einer Metallschüssel über dem Wasserbad schmelzen. Wichtig ist, das die Temperatur sehr niedrig ist, sonst verbrennt sie und wird krisselig anstatt flüssig. Man sollte unbedingt danebenstehen und beispielsweise mit einem Schneebesen rühren, damit die Stücke gleichmäßig schmelzen. Es dauert nur ein paar Minuten, aber die Mühe sollte man sich machen.«

      François gab die abgewogene, gehackte Schokolade in das Temperiergerät, wo sie automatisch gerührt wurde, bis sie geschmolzen war. »Sieht sehr appetitlich aus.«

      Melina nickte. »Die ideale Temperatur zur Weiterverarbeitung ist gut dreißig Grad Celsius. Wir lassen sie jetzt ein paar Minuten abkühlen und schlagen derweil die Sojasahne.«

      Da sie nicht mit Gelatine arbeiten konnte, hatte sie sich für aufschlagbare Sojasahne entschieden. Sie hatte einige Produkte testen müssen, bevor sie eins gefunden hatte, das sich tatsächlich gut aufschlagen ließ.

      Sogar so gut, dass sich einige Sahnespritzer über ihre Küche verteilten, dachte Melina reumütig und wischte die erreichbaren Stellen mit einem Küchenhandtuch ab.

      »Tut mir leid«, entschuldigte sich François. Auch auf seiner Nase waren noch ein paar Sahnespritzer.

      »Sie haben da noch was …«, sagte sie verlegen und deutete sich auf ihre eigene Nase.

      Doch anstatt sich übers Gesicht zu reiben, kam er näher. »Was, Sahne? Willst du sie für mich wegwischen?«

      Melina musste sich sehr beherrschen, nicht ihre Finger zu nehmen und sie danach abzuschlecken, sondern mit einem sauberen Küchentuch zu arbeiten.

      »Jetzt heben wir die geschlagene Sojasahne vorsichtig unter die geschmolzene Schokolade.«

      Melina sah zu, wie er beides vorsichtig mit dem Schneebesen verrührte, bis die Farbe einheitlich hellbraun war. »Wir hätten auch helle Schokolade nehmen können, aber ich persönlich bevorzuge den leicht herben Schokoladengeschmack von dunklem Kakao. Deshalb ist in der Mousse auch kein Zucker.«

      »Ich ebenfalls. Irgendwie intensiver, findest du nicht auch?«

      Sie hatten auch noch den gleichen Geschmack!, dachte Melina verzückt und griff das vertrauliche Du auf.

      »Meine