Susan Schwartz

Perry Rhodan 3080: Sternfinder


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dass sie bald das Bewusstsein verlieren würde.

      Und das wäre dann unweigerlich das Ende.

      *

      Plötzlich fühlte Obyn einen Ruck, und dann ... wurde sie gezogen. Ein weiterer Wirbel? Nein, das war ein Sog in eine ganz bestimmte Richtung.

      Wenn sie nur wüsste, in welche! Keinesfalls war dies ein Werk der Flutwelle, dazu geschah alles viel zu gezielt. Vielleicht die Stele, die sie zu sich holen wollte? Die einzige Verbindung zur Heimat?

      Dann hob sie sich aus dem aufgewühlten Wasser empor – und schwebte weiter!

      »Es tut mir leid, ich musste dich erst suchen, du warst aus meinem Kontrollbereich geraten.«

      »Perry? Bist du das gewesen?«

      Sie spürte eine Hand an ihrem Arm. Jemand drehte sie, und sie starrte dem Menschen in die graublauen und tiefen, zugleich alterslosen und doch alten Augen.

      »Was ...«

      »Nachdem Rico dir bei der Versetzung den Anzug übergezogen hatte, habe ich ihn mit meinem gekoppelt, weil du die Bedienung nicht kanntest.« Perry lächelte. »Ich wollte die Verbindung halten, aber diese Springflut hat mich völlig überrumpelt. Sie hat uns alle auseinandergerissen.«

      »Ich ...« Obyn tastete mit einem Arm über ihren Anzug. »Mir hätte gar nichts passieren können?«

      »So ist es. Der SERUN beschützt dich nicht nur im All, er beschützt dich auch vor dem Ertrinken, dem Erfrieren, dem Verbrennen, vor Verletzungen ... und vielem mehr.«

      »Und ...« Sie blickte nach unten. »Und fliegen kann er auch.«

      Sie schrie noch einmal. Aber nun vor Begeisterung.

      *

      »Leiser!«, sagte Perry und legte eine Hand an den Helm. »Wenn du nicht gar so laut bist, muss mein SERUN nicht dauernd gegenregeln.«

      »Ich werde mir Mühe geben«, erwiderte Obyn und schlug einen höheren Tonfall an. Sie wusste mittlerweile, dass alle, die Topsider eingeschlossen, empfindsam auf die Stimmlage der Yenranko reagierten – so wie diese umgekehrt auf das für sie hohe Kreischen der Raumfahrer. »Ich habe mich wieder gefangen und passe auf.« Diese Knochenwesen waren wirklich zerbrechlich.

      Allmählich beruhigten sich die Wellen, die schaumgekrönten Berge verliefen zu sanften Hügelchen und umspülten friedlich die Stele, von der nur noch ein Teil aus den Fluten ragte. Das Artefakt war unbeeindruckt geblieben, als hätte es dieser Naturgewalt schon sehr oft standhalten müssen.

      Mulholland schwebte heran, von der anderen Seite kam Rico.

      »Was kannst du eigentlich nicht, so ohne Anzug?«, fragte Obyn den Bronzemann.

      »Wenig«, antwortete er und zeigte ein Lächeln. »Falls es euch interessiert – das war eine Auswirkung der Gezeiten, in diesem Fall eine Springflut von zweiunddreißig Metern Höhe, die einen Anstieg des Meeresspiegels um nicht weniger als zweiundzwanzig Meter verursacht hat. Deswegen dehnt es sich jetzt hier aus. Ausgelöst von dem Gigantmond da oben – was nicht verwundern sollte, so nahe, wie er sich an diesem Planeten befindet.«

      Obyn sah nur noch Wasser, so weit das Auge reichte. »Unglaublich«, murmelte sie. Und fügte voller Überzeugung hinzu: »Ich hasse es.«

      Wasser war bedeutungsvoll in der Wüste, kostbar und selten. Das, was sie da unter sich sah, war abartig, scheußlich, und sie wollte es nie wieder erleben. Das war nicht ihre Welt und sollte es auch nie werden. Für einen kurzen Moment verspürte sie Heimweh.

      Nun gut, offensichtlich war dies aber auch nicht die Heimat von irgendjemand anderem. Auch in den Fluten gab es kein Leben. Dieses »Gatas« war absolut tot.

      »Wir sollten einen geschützteren Ort aufsuchen«, schlug Perry vor und deutete auf das schwarze Gebirge. »Bis sich die Lage beruhigt hat, die Ebbe eingetreten ist oder wir herausgefunden haben, warum die Stele uns hierher gebracht hat.«

      »Wir fliegen dorthin? Mit unseren Anzügen?« Obyn konnte ihre Begeisterung kaum im Zaum halten. Vergessen war die Panik unter Wasser. Sie war trocken, ihr war warm, und sie flog!

      »Das ist empfehlenswert mangels Boot, angesichts der Wassertiefe da unten und der Entfernung von mindestens zwanzig Kilometern zum Gebirge«, sagte Rico.

      »Worauf warten wir?« Obyn konnte es nicht mehr erwarten. Sie flog!

      »Gib mir deine Hand«, sagte Rhodan und streckte ihr den Arm hin. »Und unterwegs erkläre ich dir, wie der SERUN funktioniert.«

      CHYLLITRISS – Phase 1

      Leerraum

      Schreie überall, sirrend und lang gezogen.

      Der Lärm der Explosionen schmerzte Eylczenc-Trü-Klybz so sehr, dass er den Kopf nach hinten warf, den Hals rund um den Mund überdehnte und selbst einen gequälten Laut ausstieß. Es war schrecklich – auch die Frage, ob die lange Reise in diesem Augenblick vielleicht ein radikales, unwiderrufliches Ende fand.

      Eine entsetzliche Vorstellung.

      Aber in dem ganzen Chaos und dem tosenden Lärm blieb einer still ... und gerade von diesem hätte Eylczenc-Trü-Klybz sich Antworten erhofft. Oder zumindest Informationen. »Sternfinder 47!«, rief er, doch das positronische Gehirn der CHYLLITRISS zeigte keine Reaktion. »Sternfinder 47, gib einen Statusbericht des Schiffes!«

      Die Bordpositronik meldete sich nicht.

      Fast hätte der Kommandant ein drittes Mal gerufen, aber er riss sich zusammen. Er durfte den Mitgliedern seiner Zentralebesatzung kein Bild der Schwäche vermitteln. Besonders während dieser Katastrophe mussten sie seine Stärke sehen und erkennen, dass er die Kontrolle ausübte.

      Oder zumindest so tat. Tatsächlich war ihm die Kontrolle längst entrissen worden. Er wusste nur nicht, wie es dazu gekommen war.

      Es gab keine neuen Sensorauswertungen. Die Besatzung konnte nicht nach draußen ins All schauen – die CHYLLITRISS trieb irgendwo.

      Die Bildschirme der Außenbeobachtung blieben tot und blind. Sowohl die passive Ortung als auch die aktive Tastung waren ausgefallen.

      Die Mannschaft blieb blind.

      Er blieb blind, und das, obwohl er die Verantwortung für all die Leben an Bord trug, die Geborenen und Ungeborenen.

      Wale-Kry-Lölözyn war aus ihrem Sitz geschleudert worden. Sie lag zwei Schritte von ihrer Pilotenkonsole entfernt am Boden. Warum war nicht längst ein Medoroboter gekommen, um ihr zu helfen?

      Kommandant Klybz unterdrückte mit Mühe einen jämmerlichen, hochfrequenten Schrei. Zweifellos musste ihm ein Mitglied seiner Zentralebesatzung so wichtig sein wie das andere ... aber dieses war Wale-Kry-Lölözyn! Seine Lebensgefährtin! Die Verwalterin seines Erbguts!

      Er verließ seinen Kommandantenplatz. »Sternfinder 47, schick einen Medoroboter!«, rief er, ohne Hoffnung, dass sich dieser Wunsch erfüllen könnte, und ohne mit einer Antwort zu rechnen.

      Umso mehr überraschte es ihn, etwas zu hören, als er neben Wale in die Knie ging.

      »Hilfe unterwegs«, schnarrte die Stimme des Bordgehirns – nicht in einem kompletten Satz und schriller als sonst. Aber überhaupt ein Lebenszeichen zu bekommen, erleichterte den Kommandanten.

      Wale-Kry-Lölözyns langer Hals war nach hinten überdehnt, die Haut von viel dunklerem Lila als sonst. Der zartblaue Pelzflaum war an einer Stelle mit Blut getränkt. Erschrocken fasste er vorsichtig ihren Kopf, rollte ihn leicht zur Seite. Die Wunde war winzig. Nur wenig Blut war ausgetreten, es gab nirgends die befürchtete dunkelrote Nässe auf dem Boden.

      »Lass mich zu ihr«, hörte er eine Stimme.

      Er drehte sich um.

      Asis-Asyv-Griist, der Chefmediker des Schiffes, beugte sich bereits über seine Patientin.

      Der alte Mann war Eylczenc-Trü-Klybz noch nie geheuer