Uwe Anton

Perry Rhodan 3084: Brigade der Sternenlotsen


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      »Abberufen?«, fragte Tenshuun wider besseres Wissen, obwohl er genau wusste, was sein alter Kollege mit diesem Wort meinte. »Wer sollte sie abberufen haben? Willst du damit nur umschreiben ...« Er verstummte hilflos.

      »... dass die Superintelligenz stirbt? Nein, dieser Ausdruck trifft den Sachverhalt nicht ganz.«

      »Aber wer beruft HATH'HATHANG ab?«

      »Sie selbst. Sie taucht hinter den eigenen Ereignishorizont und nimmt einen anderen Weg als die Entfaltungen, die andere Superintelligenzen gehen ... ob nun zu Materiequellen und Kosmokraten oder zu Materiesenken und Chaotarchen ...«

      »Aber ... aber warum?«

      Leshug sah ihn an, ein wenig mitleidig, ein wenig verständnisvoll. Es war kein herablassendes Mitleid, eher ein mitfühlendes. »Wie wollen wir Sterbliche das jemals verstehen?« Und das sagte er, der mit HATH'HATHANG direkt gesprochen hatte, dem sie ihre Pläne erläutert haben musste!

      »Wie dem auch sei«, führte er aus, »HATH'HATHANG hat die Tatsache ihres Abberufens der Kosmokratin Mu Sargai mitgeteilt.«

      Das ... das ... Tenshuun konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen.

      »Nur die Armada der Sternenräder wird von ihr in diesem Universum verbleiben.«

      Obwohl die Inbetriebnahme des Sternenrads noch Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende in Anspruch nehmen würde, viel länger, als Tenshuun ohne Bendo überhaupt leben würde, fühlte er sich, als wäre er gerade Zeuge geworden vom Ende einer Epoche.

      Oder zumindest des Anfangs vom beginnenden Ende.

      »Dieses letzte Sternenrad«, sagte Leshug feierlich, »soll deshalb eine Art Zeichen sein.«

      »Ein Zeichen?«

      »Genauer gesagt ein Abschiedsgruß. So soll es auch heißen, in der Sprache Hath, der Lingua franca der Mächtigkeitsballung: Emlophe.«

      »Emlophe. Abschiedsgruß«, wiederholte Tenshuun, dessen Geist noch immer wie leer gefegt war.

      »Das wird die Bezeichnung für das Sternenrad als Ganzes wie auch für das Weiße Loch in seinem Zentrum sein.«

      Tenshuun nickte wie betäubt.

      »Im Zuge der Indienststellung, der Verwirklichung dieses letzten Sternenrads«, fuhr Leshug noch feierlicher als zuvor fort, falls das überhaupt möglich war, und legte eine Hand auf Tenshuuns Schulter, »wird nun auch zum letzten Mal eine Brigade von Sternenlotsen bestellt. Ich selbst werde die Brigade ausbilden, Tenshuun, und du wirst ihr angehören.«

      3.

      Bouner Haad:

      Das Gewicht der Erinnerung

      Bouner Haad hörte ein Geräusch. Auch Tenshuun musste es vernommen haben, denn er unterbrach seine Erzählung und schaute auf.

      Caupin hatte die Veranda betreten. Vorsichtig, fast scheu, näherte sie sich dem Haluter. Ihr Partner folgte ihr mit ein paar Metern Abstand.

      Die Cairanerin hielt einen großen Topf in den Händen, den sie kaum tragen konnte. »Ich habe mir gedacht, ich bringe unseren Gästen etwas zu essen und zu trinken. Aber das ist knifflig. Denn was isst ein Haluter? Und was ein Benshér?«

      »Danke, aber ich esse nichts«, sagte Tenshuun.

      Kein Wunder, ist er doch ausschließlich auf das Bendo angewiesen, dachte Haad.

      Er hingegen verspürte durchaus etwas Appetit. Mehr noch, sein Konvertermagen schien jeden Augenblick so laut grollen zu wollen, dass das Geräusch noch auf der nächsten Insel zu hören wäre. Und er unterlag nicht den Beschränkungen eines Benshérs. »Ich wäre an ein wenig Speise durchaus interessiert«, erklärte er. »Ich esse alles. Und etwas Wasser wäre gut.«

      »Dann musst du unbedingt mein gesüßtes Knochenmehl probieren«, sagte die Cairanerin. »Ich werde weithin dafür gelobt.«

      Ob Knochenmehl oder ein paar Steine, das wäre Haad egal gewesen. Aber er wollte seine Gastgeber nicht vor den Kopf stoßen. »Gesüßtes Knochenmehl klingt hervorragend«, sagte er.

      Bhemosil schob einen Tisch heran, und seine Frau stellte die große Schüssel darauf ab, holte ein paar Teller und Essbestecke. Sie waren so klein, dass Haad sie nicht einmal in der Hand halten konnte.

      Zum Mittagessen bei den Cairanern, dachte er. Ich muss mich unbedingt an die Gebote der Höflichkeit halten, sonst sind die beiden enttäuscht von mir.

      »Du ... kannst ruhig direkt aus der Schüssel essen«, sagte Caupin. »Wir wissen, welchen Appetit ein Haluter entwickeln kann. Ich habe eigens eine besonders große Portion für dich gekocht. Es ist noch mehr da.«

      Bouner Haad betrachtete das Gefäß skeptisch. Zäh schwappte darin ein dicker, klebriger, schwarz-brauner Brei mit einigen Verdickungen, bei denen es sich um Würste zu handeln schien.

      Dann nahm er es in die Hand, hob die Schüssel vor den Mund und leerte sie in einem Zug. »Das war vorzüglich«, lobte er die Köchin.

      Sie holte eine weitere Schüssel aus der Küche, und er verzehrte den Inhalt diesmal etwas langsamer.

      »Wollen Sie Tenshuuns Bericht vielleicht lauschen?«, fragte er dann, um das Gespräch vom Thema Nahrungsaufnahme abzubringen, bevor er um eine dritte Schüssel bitten konnte. »Wenn Sie in Kosmopolis gearbeitet haben, interessiert er Sie vielleicht.«

      Die Cairanerin zögerte. »Ich weiß nicht recht«, sagte sie schließlich. »Das wäre vielleicht indiskret. In meinem Alter habe ich schon so viele Geschichten gehört, und jede Erinnerung ist schwer. Eine Art von Ballast. Und ich will dem Gewicht der eigenen Erinnerungen nicht jenes von fremden hinzufügen.« Sie hielt kurz inne. »Aber ich hole gerne noch etwas Wasser und mehr von dem gesüßten Knochenmehl, das dir offenbar so gemundet hat.«

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