Konstanze Marx / Georg Weidacher
Internetlinguistik
Ein Lehr- und Arbeitsbuch
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2., aktualisierte und durchgesehene Auflage 2020
1. Auflage 2014
© 2020 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen
Internet: www.narr.de
eMail: [email protected]
ISSN 0941-8105
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ISBN 978-3-8233-8117-4 (Print)
ISBN 978-3-8233-0236-0 (ePub)
Zu diesem Buch
Vorwort zur zweiten Auflage
Sechs Jahre nach Erscheinen des Arbeitsbuches Internetlinguistik war es höchste Zeit, Aktualisierungen vorzunehmen. Das haben wir mit Freude getan, denn die Entwicklungen in diesem Feld, dem inzwischen auch der Name „Digitale Linguistik“ zugewiesen wird, sind so spannend wie eindrucksvoll.
Es hat sich in drei große Bereiche ausdifferenziert: die Sprachverwendung in internetbasierten Kommunikationsumgebungen, die Interaktion zwischen Mensch und Maschine und die Generierung von Datenkorpora. Alle Bereiche werfen auch ethische Fragen auf. Als übergeordnete Fragestellungen lassen sich festhalten: Wie nimmt die Internettechnologie Einfluss auf unsere Sprache, auf unsere Kommunikation, auf unser Interaktionsverhalten und damit auch auf unsere Kultur? Mit welchen Methoden können wir diese Prozesse untersuchen? Wie können die Daten dazu erhoben, archiviert und für andere zugänglich gemacht werden? (Marx 2019a).
Dies im Blick haben wir inhaltliche Anpassungen vorgenommen, diese orientierten sich am von der Erstauflage vorgegebenen Rahmen. Die Entwicklungen im Forschungsfeld haben wir auch dort zu berücksichtigen versucht, wo wir Literaturhinweise auf weiterführende Themen geben konnten. Durchaus bemerkenswert – das sei hier als Anekdote erwähnt – ist, dass wir in der Überzeugung, so ziemlich alle sprachlichen Belege ersetzen zu müssen, feststellten, dass die Beispiele zum Flughafen BER nicht an Aktualität verloren haben. Auch die Eigenschaften von Facebook haben in den letzten Jahren kaum noch Veränderungen erfahren. Das hat uns einerseits erstaunt und andererseits unseren Eindruck bestätigt, dass hier mehr und mehr ein Archiv für soziale Prozesse entsteht.
Die „Familie“ der Internetlinguistik-Bücher hat 2019 sowohl mit den bei Winter erschienenen Literaturhinweisen zur Linguistik als auch mit dem ebenfalls bei Narr erschienenen „Starter“ Zuwachs bekommen. Das wirkt auch auf die vorliegende 2. Auflage zurück. Im Grunde können wir das Bild der Geschwisterkinder wieder bemühen, die sich gegenseitig beeinflussen. Auch die „Großen“ übernehmen das, was sich bewährt, von den „Kleinen“. Das wird im vorliegenden Buch besonders im Kapitel 1 und im Kapitel 5 sichtbar. Wir danken bei dieser Gelegenheit unserem Lektor, Tillmann Bub, sehr herzlich für die Unterstützung bei der Umsetzung und die so wunderbare Zusammenarbeit. Fiona Makulik hat uns beim Erstellen der Druckvorlage geholfen, auch ihr danken wir herzlich.
A propos bewährt: Für hilfreiche Hinweise in den Rezensionen und die vielen anderen wertvollen Rückmeldungen, die uns in allen möglichen Formaten erreichten, danken wir unseren Kolleg*innen und Studierenden, unseren Leser*innen herzlich. Aus unserer Sicht hat das Buch die Tür zu einem Raum geöffnet, in dem seither viele inspirierende Begegnungen stattgefunden haben. Wir sind dafür sehr dankbar. Möge das weiter der Fall sein, möge der Forschungsgegenstand weiterhin viele beflügeln und die Vernetzung der Forschenden bewirken.
Greifswald und Graz, im Juni 2020 Konstanze Marx, Georg Weidacher
Vorwort zur ersten Auflage
Zur EntstehungEines ist wohl sicher: Ohne das Internet hätte dieses Buch nicht entstehen können. Das liegt zum einen daran, dass das Internet die Arbeit an diesem Buch praktisch erst ermöglicht hat. Schließlich sind Berlin und Graz geographisch nicht so günstig gelegen, dass regelmäßige Arbeitsbesprechungen in der einen oder der anderen Stadt eine Option gewesen wären. Das gemeinsame Projekt wuchs und gedieh also parallel in zwei verschiedenen Ländern in Büros etwa zwölf Zug- und zwei Flugstunden voneinander entfernt. Dabei ermöglichten uns die Kommunikationsfunktionen, die uns das WWW – insbesondere das Web 2.0 – bietet, sowohl den Zugriff auf unsere Daten als auch die Illusion, uns über das Manuskript verständigen zu können als säßen wir in einem Büro. Zum anderen liegt es daran, dass es ohne das Internet keine Internetlinguistik gäbe, sondern schlicht Linguistik. Dazu jedoch haben Sie schon eine Menge Lehrbücher gelesen.
Zu den Leser*innenDas Wissen, das Sie aus diesen Büchern haben, wird Ihnen bei der Lektüre dieses Buches helfen, denn wir setzen linguistische Grundkenntnisse voraus. Dieses Buch ist also keine Einführung in die Linguistik, es richtet sich an Studierende, die auf sprachwissenschaftliches Basiswissen zurückgreifen können und Freude daran haben, dieses auf aktuelle sprachliche Phänomene im Internet anzuwenden. Dennoch werden wir nicht komplett auf Ausführungen zum theoretischen Hintergrundwissen verzichten, diese sind im Buch grau unterlegt und mit einem Häkchensymbol markiert (siehe auch die Symbolerklärungen am Ende dieser Einleitung).
Für Lehrende soll es als Inspiration für Seminarkonzeptionen dienen, mit den einzelnen Kapiteln gibt es eine Struktur für Unterrichtseinheiten vor. Zahlreiche Übungsaufgaben dienen sowohl dem Selbststudium (weil sie im Folgetext diskutiert werden) oder können Anregung für das Seminargespräch sein. Wir setzen voraus, dass die grundlegenden Funktionsweisen von Webanwendungen wie E-Mail, Sozialen-Netzwerkseiten oder Blogs bekannt sind.
Zum GegenstandAber was ist das eigentlich, Internetlinguistik? Was unterscheidet diese junge, moderne Disziplin von der Allgemeinen Linguistik, was von der Medienlinguistik? Womit beschäftigt sie sich und welche Forschungsfragen werden hier gestellt?
Beginnen wir doch an dieser Stelle gleich mit einer ersten kleinen Aufgabe: Geben Sie das Lexem Internetlinguistik einfach einmal in eine Internetsuchmaschine ein oder lassen Sie es uns anders formulieren: Googeln Sie es! In dieser Aufforderung steckt bereits ein Beispiel dafür, was im allgemeinen Verständnis mit Internetlinguistik assoziiert wird: Die Untersuchung einer sogenannten „Internetsprache“, googeln als eingedeutschtes Verb wäre entsprechend typisch dafür. In Kapitel 3 lüften wir allerdings ein offenes Geheimnis, wenn wir zeigen, dass es gar nicht die Internetsprache (oder auch netspeak oder Internetslang) gibt. Es gibt sie ebensowenig wie eine Mediensprache.
Nun, haben Sie gegoogelt? Wie sieht das Ergebnis aus? Sicherlich wurde Ihnen die Ankündigung zu diesem Buch angezeigt. Sie sind auch auf eine Tagung in Budapest gestoßen, in deren Rahmen wir einen gleichnamigen Workshop angeboten haben. Vielleicht finden Sie auch einen Hinweis auf ein Seminar, das in diesem Wintersemester an der TU Berlin stattfindet und von dessen Diskussionen dieses Buch hier profitiert. An dieser Stelle also schon der herzliche Dank an alle engagierten Seminarteilnehmer*innen.
Aber zurück zu Ihrer Suche: Eventuell sind Sie auf die „Gesellschaft für Interlinguistik e.V.“ gestoßen, ein Verein, der sich die Förderung von Plansprachen zur Aufgabe gemacht hat. Dieses Suchergebnis zeigt nur, dass selbst Google auf Nebenschauplätze ausweichen muss. Eine untergeordnete Rolle für uns spielt übrigens, wie sich die Forschungsdisziplin Linguistik im Internet präsentiert (vgl. dazu bitte Cölfen/Cölfen/Schmitz 1997).
Stattdessen steht die Sprachverwendung im Internet im Mittelpunkt dieses Lehr- und Arbeitsbuches. Internet verwenden wir hier so wie in der einschlägigen Forschungsliteratur (siehe Runkehl/Schlobinski/Siever 1998: 3) üblich, sehr weit, und meinen damit alle durch das Internet verfügbaren