Besucher gegenüber unfreundlich war, und nun musste er sehen, wie sie sich umdrehte und den Flur entlang floh. Wenn Jinx die Situation als gefährlich einschätzte, musste sie sehr gefährlich sein.
„Das kannst du nicht machen“, sagte Oswald unter Tränen zu dem Kaninchen. Er wollte nicht weinen. Er wollte stark wirken, aber er konnte nicht anders. „Das… Das ist eine Geiselnahme! Meine Mutter kommt bald nach Hause, und sie wird die Polizei rufen.“
Das war natürlich ein absoluter Bluff. Mutter würde erst nach Mitternacht nach Hause kommen. Würde er dann noch am Leben sein? War sein Vater überhaupt noch am Leben?
Er wusste, das Kaninchen würde ihn packen, wenn er versuchte, durch die Hintertür zu fliehen. „Ich gehe jetzt in mein Zimmer, okay? Ich versuche nicht zu entkommen. Ich gehe nur in mein Zimmer.“ Dann zog er sich zurück, und das Kaninchen ließ ihn gewähren. Sobald er in seinem Zimmer war, schlug er die Tür zu und verschloss sie. Er atmete immer wieder tief durch und versuchte nachzudenken. In seinem Zimmer gab es ein Fenster, aber es lag hoch und war zu klein, um hindurchzuklettern. Unter seinem Bett stieß Jinx ein tiefes Knurren aus.
Draußen vor der Tür konnte Oswald das Kaninchen hören. Wenn er jemanden anrief, würde es ihn ebenfalls hören. Aber vielleicht konnte er eine SMS schicken.
Er nahm sein Handy und tippte mit zitternden Händen: Mom, Notfall! Etwas stimmt nicht mit Dad. Komm sofort nach Hause.
Schon während er seiner Mutter schrieb, wusste er, dass sie jetzt nicht nach Hause kommen würde. Bei der Arbeit hatte sie es immer mit medizinischen Notfällen zu tun und manchmal dauerte es lange, bevor sie überhaupt dazu kam, einen Blick auf ihr Telefon zu werfen. Im Notfall war es sein Vater, den Oswald kontaktieren sollte. Nur würde das jetzt nicht funktionieren.
Eine schreckliche Stunde verging, bis Oswalds Handy vibrierte. Weil er fürchtete, dass das Kaninchen immer noch draußen vor seiner verriegelten Zimmertür lauschte, nahm er das Gespräch an, ohne Hallo zu sagen.
„Oswald, was ist los?“ Seine Mutter klang entsetzt. „Muss ich die Polizei rufen?“
„Ich kann jetzt nicht reden“, flüsterte Oswald.
„Ich bin unterwegs, okay?“ Sie legte auf.
Die folgenden fünfzehn Minuten vergingen langsamer, als Oswald es für möglich gehalten hatte. Dann wurde an seine Zimmertür geklopft.
Oswald zuckte zusammen. Das Herz schlug ihm im Hals. „Wer ist da?“
„Ich bin es“, sagte seine Mutter und klang verärgert. „Mach die Tür auf.“
Er öffnete die Tür nur einen Spaltbreit, um sich zu überzeugen, dass sie es wirklich war. Nachdem er sie hereingelassen hatte, schloss er die Tür und verschloss sie erneut.
„Oswald, du musst mir sagen, was hier los ist.“ Seine Mutter hatte die Stirn gerunzelt.
Wo sollte er anfangen? Wie sollte er das alles erklären, ohne verrückt zu klingen? „Es geht um Dad. Er … Ihm geht es nicht gut. Ich bin mir nicht einmal sicher, wo er ist …“
Mutter legte beide Hände auf seine Schultern. „Oswald, ich habe deinen Vater gerade gesehen. Er liegt in unserem Schlafzimmer auf dem Bett und sieht fern. Er hat dir zum Abendessen einen Auflauf mit Hühnchen gemacht. Er steht auf dem Herd.“
„Was? Ich habe keinen Hunger.“ Er versuchte zu begreifen, was seine Mutter gerade gesagt hatte. „Du hast Dad gesehen?“
Mutter nickte. Sie blickte ihn an, als sei er einer ihrer Patienten und nicht ihr Sohn. Offenbar versuchte sie herauszufinden, was in ihn gefahren war.
„Und es geht ihm gut?“
Wieder nickte sie. „Alles bestens, aber ich mache mir Gedanken um dich.“ Sie legte eine Hand auf seine Stirn, als wolle sie überprüfen, ob er Fieber habe.
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