Mareike Augsburger

Posttraumatische Belastungsstörungen


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      Nicht jede Person, die ein traumatisches Ereignis erlebt hat, entwickelt eine chronische PTBS. Erst die diagnostische Abklärung und Einordnung von Symptomen und Beschwerden ermöglicht die akkurate Diagnosestellung und damit Behandlungsplanung.

      3.3 Verlauf

      Individuelle Verläufe der PTBS sind kaum vorherzusagen und folgen keinem eindeutigen Muster. Eine Meta-Analyse mit 42 Studien zeigt, dass ungefähr die Hälfte der Personen mit einer PTBS Symptomatik nach mehr als drei Jahren ohne spezifische Behandlung keine Symptome mehr aufweist. Jedoch liegt eine sehr große Streuung vor, abhängig von dem Erhebungszeitpunkt und der Art des Ereignisses (Morina et al. 2014). Insgesamt scheint ein verzögerter Beginn der PTBS ohne vorherige traumabezogene Beschwerden eher selten der Fall zu sein (in einer Größenordnung unter 10 %), wie eine andere Überblicksarbeit verdeutlicht (Andrews et al. 2007). Diese Studien verdeutlichen, dass in jedem Alter mit dem Vorhandensein einer PTBS gerechnet werden muss, unabhängig vom Zeitpunkt des traumatischen Ereignisses.

      4 Komorbidität und Begleitemotionen

      Bei Patienten und Patientinnen mit PTBS sind weitere psychische Störungen und Symptome sehr wahrscheinlich.

      4.1 Komorbide Störungen

      Beim überwiegenden Anteil der Betroffenen liegt neben der PTBS mindestens noch eine weitere psychische Störung vor, häufig sogar zwei oder mehr Diagnosen. Häufig komorbid zur PTBS auftretende Erkrankungen sind affektive Störungen, Substanzmissbrauch und Angststörungen, aber auch somatoforme Störungen. In vielen Fällen handelt es sich bei der PTBS um die Primärdiagnose und andere Störungsbilder entwickeln sich als dysfunktionale Bewältigungsstrategien – z. B. Alkoholmissbrauch zur vermeintlichen Reduktion des Wiedererlebens entwickelt sich zur Abhängigkeit (Kessler 1995; Perkonigg et al. 2000). Für die Therapieplanung sollte daher eingegrenzt werden, ob es sich bei der PTBS/KPTBS um die primäre Störung handelt oder ob sie sich sekundär entwickelt hat. Anhand des traumatischen Ereignisses und dem zeitlichen Beginn der Symptome lässt sich dies meist gut einordnen.

      4.2 Begleitemotionen

      Bei der PTBS treten verschiedene Emotionen gehäuft auf, die nicht den diagnostischen Kriterien zugeordnet werden, therapeutisch aber eine große Relevanz aufweisen. Dazu gehören soziale Emotionen wie Scham, die Angst vor der Zurückweisung durch andere aufgrund des eigenen Verhaltens (Gilbert 2000) und Schuld, Überzeugung, dass man anders hätte handeln sollen und können (Kubany und Watson 2003). Betroffene nach Gewalterfahrungen erleben vermehrt Schuld und Scham, dies wiederum fördert die Entstehung der PTBS (Aakvaag et al. 2016; Andrews et al. 2000).

      Bei Überlebenden sexueller Gewalt stehen oft Ekelgefühle im Vordergrund. Diese können sich auf den eigenen Körper beziehen oder auf Stimuli, die an die Situation erinnern (Fairbrother und Rachman 2004).

      Auch Gefühle von Ärger, die in Wutausbrüchen oder aggressivem Verhalten münden können, werden von Betroffenen oft berichtet. Diese können sich sowohl auf den Täter/die Täterin beziehen, aber auch auf Personen, die unmittelbar nach dem Trauma auftauchten, wie zum Beispiel Ersthelfende nach einem Verkehrsunfall (Olatunji et al. 2010; Orth et al. 2008). In nicht wenigen Fällen kommen Racheimpulse und -Gedanken gegenüber dem Täter oder der Täterin dazu. Im DSM-5 werden diese Symptome dem Cluster E zugeordnet. Eine aktuelle Meta-Analyse bestätigt den generellen Zusammenhang zwischen PTBS und erhöhter Aggressionsbereitschaft bei Frauen (Augsburger und Maercker 2020).

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