Herbert George Wells

Die Insel des Dr. Moreau


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      H.G. Wells

      Die Insel des Dr. Moreau

      In Sprache und Schreibweise modernisiert

      Covergestaltung: Olga Repp

      Übersetzer: Felix Greve

      Digitalisierung: Gunter Pirntke

      2017 andersseitig.de

      ISBN:

      9783961184132 (ePub)

      9783961184149 (mobi)

      andersseitig Verlag

      Dresden

      www.andersseitig.de

      [email protected]

      (mehr unter Impressum-Kontakt)

      Inhalt

       Impressum

       Einleitung

       1. Im Rettungsboot der Lady Vain

       2. Der Mann der nirgends hinging

       3. Das unheimliche Gesicht

       4. An Bord des Schoners

       5. Der Mann, der nicht wusste, wohin gehen

       6. Die verdächtigen Bootsleute

       7. Die verschlossene Tür

       8. Der Schrei des Pumas

       9. Unheimliche Begegnungen

       10. Der Schrei des Menschen

       11. Die Jagd auf den Menschen

       12. Die Sprecher des Gesetzes

       13. Eine Unterredung

       14. Doktor Moreau erklärt

       15. Über das Tiervolk

       16. Wie das Tiervolk Blut kostete

       17. Eine Katastrophe

       18. Moreaus Auffindung

       19. Montgomerys Feiertag

       20. Allein mit dem Tiervolk

       21. Die Verwilderung des Tiervolks

       22. Der Mensch allein

      Am 1. Februar 1887 ging die Lady Vain durch Kollision mit einem Wrack verloren, als sie sich etwa auf 1° südlicher Breite und 107° westlicher Länge befand.

      Am 5. Januar 1888 – das heißt, elf Monate und vier Tage später – wurde mein Onkel Edward Prendick, ein Privatmann, der ganz bestimmt in Callao an Bord der Lady Vain gegangen war und für ertrunken gehalten wurde, unter 5° 3' südlicher Breite und 101° westlicher Länge in einem kleinen, offenen Boot aufgefischt, dessen Name unlesbar war, das aber vermutlich zu dem vermissten Schoner Ipecacuanha gehört hatte. Sein Bericht klang so seltsam, dass man ihn für wahnsinnig hielt. Später erklärte er, vom Moment des Verlassens der Lady Vain an könne er sich an nichts mehr erinnern. Sein Fall wurde damals als ein merkwürdiges Beispiel für Gedächtnisschwund infolge von physischer und geistiger Überanstrengung unter Psychologen viel besprochen. Die folgende Erzählung fand der Unterzeichnete, sein Neffe und Erbe, unter seinen Papieren; sie war jedoch von keiner definitiven Bitte um Veröffentlichung begleitet.

      Die einzige Insel, von der man in der Gegend, wo mein Onkel aufgefischt wurde, weiß, ist Nobles Isle, eine kleine unbewohnte vulkanische Insel. Sie wurde 1891 von I. M. S. Scorpio besucht. Eine Schar von Matrosen landete, fand aber nichts Lebendiges außer merkwürdigen weißen Nachtschmetterlingen, einigen Schweinen und Kaninchen und ein paar ziemlich eigentümlichen Ratten. Von diesen nahm man keine Exemplare mit. Also bleibt diese Erzählung in ihrem wesentlichsten Punkt unbestätigt. Dies vorausgeschickt, scheint es mir ungefährlich, diese unheimliche Geschichte im Einklang, wie ich glaube, mit den Absichten meines Onkels vor das Publikum zu bringen. Wenigstens das lässt sich für sie sagen: mein Onkel verschwand auf etwa 5° südlicher Breite und 105° westlicher Länge aus den Augen der Menschen, und er erschien nach elf Monaten in derselben Gegend des Ozeans wieder. Während der Zwischenzeit muss er auf irgendeine Weise gelebt haben. Und es hat sich herausgestellt, dass ein Schoner namens Ipecacuanha mit einem betrunkenen Kapitän John Davis tatsächlich im Januar 1887 mit einem Puma und anderen Tieren an Bord von Arica ausgelaufen ist: das Fahrzeug war in verschiedenen Häfen der Südsee wohlbekannt, und es verschwand (mit einer beträchtlichen Ladung Kopra an Bord) endgültig aus diesen Meeren, als es im Dezember 1887, einem Datum, das völlig zu meines Onkels Erzählung stimmt, von Banya aus seinem unbekannten Schicksal entgegensegelte.

      Charles Edward Prendick

      Ich habe nicht die Absicht, dem, was bereits über den Verlust der Lady Vain geschrieben ist, noch etwas hinzuzufügen. Wie jedermann weiß, kollidierte sie zehn Tage nach ihrer Ausfahrt aus Callao mit einem Wrack. Das Langboot wurde nach achtzehn Tagen von I. M. Kanonenboot Myrtle mit sieben Mann von der Mannschaft aufgefischt, und die Geschichte ihrer Leiden und Entbehrungen ist fast ebenso bekannt geworden wie der weit schrecklichere Fall der Medusa. Ich habe jedoch jetzt der bereits veröffentlichten Geschichte der Lady Vain eine andere, ebenso grauenhafte und jedenfalls viel merkwürdigere hinzuzufügen. Man hat bisher angenommen, die vier Leute, die in dem Rettungsboot waren, seien umgekommen. Aber das ist nicht richtig. Ich habe den besten Beweis für diese Behauptung: Ich bin einer von den vier Leuten.

      Aber zunächst muss ich feststellen, dass im Rettungsboot niemals vier Leute gewesen sind; die Zahl betrug drei. Constans, den »der Kapitän in die Gig springen sah« ( Daily News, 17. März 1887), erreichte uns zu unserem Glück, zu seinem Unglück nicht. Er sprang aus dem Gewirr von Tauen unter den Streben des zerschmetterten Bugspriets heraus; ein kleines Tau fasste seinen Absatz, als er lossprang, und er hing einen Augenblick mit dem Kopf nach unten, dann fiel er und schlug auf einen Block oder Balken, der im Wasser schwamm. Wir ruderten