Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman


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liebe Güte«, lachte er, »ich bin einer von vielen, Juana, nicht so ein Held aus einer Krimiserie.«

      »Aber Sie sind für Gesetz und Ordnung, und das ist auch sehr gut. Und es ist ein verantwortungsvoller Beruf.«

      »Sie haben doch auch einen verantwortungsvollen Beruf ergriffen«, sagte er.

      »Und bin bei Verbrechern gelandet, weil das Geld gelockt hat. Ich bin so froh, daß ich mit Ihnen reden kann und daß Sie mich nicht einsperren.«

      »Dazu besteht nicht der geringste Anlaß. So, Juana, nun begeben Sie sich wieder in Gefahr, das muß ich Ihnen sagen. Sie können es ablehnen, uns zu helfen.«

      In ihren Augen blitzte es lustig. »Mir traut doch keiner was zu«, sagte sie. »Wissen Sie, wie gut es tut, wenn einem mal was zugetraut wird?«

      »Doch, ich weiß es«, sagte er, und dann drückte er ihr die Hand, als sie die Flughafenhalle betraten.

      Die Landung der Maschine aus Frankfurt war schon angekündigt, doch Kommissar Baum hegte Zweifel, daß derjenige, der Carola von Gölltau treffen wollte, tatsächlich mit dieser Maschine kommen würde. Das konnte auch ein Ablenkungsmanöver sein.

      Und da packte ihn Juana schon fest am Arm. »Da ist Cook«, flüsterte sie ihm zu. »Der im grauen Ledermantel. Ich verschwinde lieber.«

      »Warten Sie beim Zeitungsstand«, raunte er ihr zu. Er hatte Carola von Gölltau bereits entdeckt. Sie wirkte sehr nervös. Das Lederköfferchen hatte sie fest an sich gedrückt. Und nun kamen die Passagiere der Frankfurter Maschine.

      Der Mann im grauen Ledermantel ging auf Carola zu und sprach sie an. Kommissar Baum war noch nicht so nahe heran, daß er hören konnte, was er sagte, aber er griff schon nach dem Köfferchen.

      Gellend schrie Carola auf. Das war abgesprochen, und Kommissar Baum war zur Stelle und hielt den Mann im grauen Ledermantel fest wie mit Eisenklammern.

      »Was wollen Sie von mir?« stieß der wütend hervor.

      »Ich habe die Dame nur etwas gefragt.«

      »Was haben Sie gefragt, Mr. Cook?« fragte Kommissar Baum, und der andere erstarrte. Und da kam Juana angestürzt.

      »Cook«, rief sie, »was ist los?«

      »Juana?« Er sah sie fassungslos an.

      »Es ist Cook«, sagte Juana.

      »Damned wretch«, zischte Cook.

      »Das heißt auf deutsch Luder«, sagte der Kommissar zu Carola. »Aber Sie haben Ihre Sache genauso gut gemacht wie Juana.«

      »Ich möchte wissen, wieso dieser Mann mich kennt«, sagte Carola.

      »Das wird er uns schon noch erzählen«, erwiderte der Kommissar. »Wir erregen Aufsehen, gehen wir lieber.«

      »Wohin soll ich gehen?« fragte Juana.

      »Wenn Sie keine Angst haben, kommen Sie mit mir. Wir haben noch zwei kräftige Begleiter.«

      »Und ich?« fragte Carola.

      »Sie sind vorerst mit Dank verabschiedet.«

      Der Mann Namens Cook mußte wohl oder übel in den Polizeiwagen einsteigen. Daß er Juana mit den übelsten Schimpfworten belegte, schien sie weniger zu stören als den Kommissar.

      »Halten Sie den Mund, sonst kommt zu allem andern, was Ihnen vorgeworfen wird, auch noch übelste Verleumdung dazu«, sagte er.

      »Gangster«, zischte Juana. »Cook, Barnet und Stone, Gangster. You can’t go home again, Cook.«

      »Führt für Sie auch kein Weg zurück, Juana?« fragte der Kommissar.

      »No«, erwiderte sie kurz.

      Cook, den dritten Mann, hatten sie nun auch. Nun fehlte nur noch Barnet. Aber Juana stand die Begegnung mit Jim Stone bevor. Und dabei mußte sie nun eine ganz andere Rolle spielen. Da sie aber stolz war, daß man ihr etwas zutraute, spielte sie auch diese genau nach den Anweisungen des Kommissars perfekt. Sie war zugleich besorgte Ehefrau und Krankenschwester.

      »Mein armer Jim, was haben sie mit dir gemacht?« flötete sie.

      »Du wirst ihnen sagen, wie es wirklich ist?« fragte er. »Du wirst sagen, daß du Juanita Ramirez warst, als ich dich kennenlernte? Was haben sie dich gefragt?«

      »Nichts«, erwiderte sie. »Ich habe gesagt, daß ich deine Frau bin und mit dir sprechen will. Was soll ich denn sagen?«

      »Barnet soll mich hier rausholen«, brauste er auf. »Du mußt es ihm sagen. Ich habe nichts getan.«

      »Mir kannst du alles sagen, Jim«, flüsterte sie. »Ich habe dem Arzt erklärt, daß du manchmal an Bewußtseinstörungen leidest nach einem Unfall.«

      Sein Gesicht hellte sich auf. »Du bist doch ein gescheites Mädchen. Hört uns auch niemand zu?« fragte er dann mißtrauisch.

      »Aber nein, das brauchst du doch nicht zu denken.«

      »Sie wollen mich um mein Erbe betrügen«, murmelte er. »Die Ölfelder sind mein Erbe. Wenn ich nur alles im Kopf hätte, Juana, aber sie haben mich hier fertiggemacht.«

      »Sei ganz ruhig, Jim. Ich helfe dir doch«, sagte sie. »Barnet hat mir gesagt, daß es eine Frau gibt, die sich Juanita Ramirez nennt und daß die mit Dr. Keller unter einer Decke steckt.«

      Er kniff die Augen zusammen. »Das hat er dir gesagt?« fragte er.

      »Ja, aber ich bin deine Frau und die echte Juanita Ramirez.«

      »Was ist mit der andern?« fragte er.

      »Es geht ihr sehr schlecht. Ich bringe mit Barnet alles in Ordnung, Jim, verlaß dich drauf. Laß dich nicht ganz verrückt machen.«

      »Ich bin nicht verrückt, sag ja nicht, daß ich das bin«, brauste er auf.

      »Ich glaube, daß du Barnet nicht zu sehr vertrauen solltest«, sagte sie betont.

      »Was hat er noch gesagt?« fragte er aufgeregt.

      »Daß du diesen Eickstedt umgebracht hast.«

      Seine Augen wurden glasig. Mit den Fäusten hieb er auf die Tischplatte. »Er war es, er und Cook. Ich kann doch kein Blut sehen, Juana, das weißt du doch. Ich habe nur den Hund verjagt. Ich habe auf ihn geschossen. Barnet hat gesagt, daß das sein muß, wenn wir unser Geld kriegen wollen. Du willst doch auch Geld.«

      Sie richtete sich auf und wich zur Tür zurück. »Nein, ich will kein blutiges Geld, Jim«, sagte sie. »Ich hatte Mitleid mit dir, aber bei so was mache ich nicht mit. Nein, das kann niemand von mir verlangen.«

      »Aber ich verlange es«, schrie er. »Es geht um Millionen, um viele Millionen. Du darfst mich nicht im Stich lassen.« Er war aufgesprungen, aber plötzlich sackte er wieder zusammen. Und Juana zitterte am ganzen Körper, als der Kommissar sie durch die Tür hinauszog.

      »Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Juana«, sagte er.

      »Gut?« fragte sie tonlos. »Das ist doch kein Mensch mehr. Das ist ein Wrack. Der wirklich Schuldige ist Barnet, das müssen Sie glauben. Jim war ein leichter Fall von Schizophrenie, aber der Gedanke an das Geld, an viel Geld wird ihn völlig verrückt machen. Es ist ja nur ein kleiner Sprung. Barnet hatte leichtes Spiel mit ihm gehabt. Ein guter Arzt hatte ihm vielleicht helfen können.«

      »Seine Mutter starb auch an einer Nervenkrankheit, Juana«, sagte der Kommissar ernst.

      Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Das wußte ich nicht. Gott steh mir bei«, flüsterte sie.

      »Ich bringe Sie jetzt zur Behnisch-Klinik zurück«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Dort wird man Sie gut betreuen.«

      Sie warf ihren Kopf in den Nacken. »Ich brauche keine ärztliche Betreuung. Ich will Barnet finden«, stieß sie hervor. »Wer kann ihm die Wahrheit besser ins Gesicht schreien als ich? Er soll nicht noch mehr Menschen zugrunde richten.«