Günter Dönges

Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman


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Das war so, Sir … Also, nach der Sache da im Park blieben wir hinter ihr. Sie wissen vielleicht nicht, daß sie mir ’n Handkantenschlag verpaßte, der nicht von schlechten Eltern war. Wir gingen ihr also nach, aber das hat sie nicht mitbekommen.

      »Die war ziemlich wacklig auf den Beinen«, sagte der zweite Strauchdieb, »un’ sie hatte keinen Cent, sich ’ne Taxe zu mieten. Wir blieben an ihr kleben, und sie ging nach Hause!«

      »Wohin genau?«

      Sie erinnerten sich und nannten die Adresse. Und sie waren überrascht, als ihre beiden Besucher plötzlich wieder aus dem Zimmer waren. Mit der Handtasche, gewiß, aber immerhin unter Zurücklassung einer Zehndollarnote, auf die sie sich nach einer Atempause fast gleichzeitig stürzten.

      »Wer war ’n das?« fragte der erste Strauchdieb und glättete die Banknote.

      »Komische Typen«, sagte der zweite Stadtstreicher und wischte sich den Mund, »soll mir aber egal sein. Hauptsache, wir können uns neuen Stoff besorgen.« Er griff nach dem Wasserglas und leckte die letzten Fuseltropfen vom Rand ab …

      »Es lebe der Peilsender«, sagte Rander, als sie wieder im Wagen saßen, »er scheint uns auf die richtige Fährte gebracht zu haben, und wenn auch auf Umwegen!«

      »Ich möchte mir die Freiheit nehmen, Sir, mich Ihrem Optimismus anzuschließen, wenn auch in einer etwas gedämpfteren Form«, antwortete Butler Parker gemessen, »es wäre zu schön, wenn man Miß Mancini jetzt finden könnte.«

      »Ich bin gespannt, was man uns sagen wird«, erwiderte Mike Rander, »eines steht fest, man hat mich ganz schön belogen und mir Sand in die Augen gestreut.«

      »Mike, Sie!?«

      Gail Fisher hatte die blanke Überraschung in den Augen, als Rander plötzlich in ihrem Privatbüro stand.

      »Hallo, Gail …« sagte Rander und trat etwas zur Seite, um seinen Butler vorzustellen, »das ist hier mein Butler!«

      »Parker mein Name, Josuah Parker«, stellte der Butler sich in seiner reserviert-höflichen Art vor, »es ist mir vorerst eine Freude, Sie kennenlernen zu dürfen …«

      »Warum haben Sie sich denn nicht unten im Sekretariat anmelden lassen?« wollte Gail wissen. Während sie sprach, deutete sie auf die Sitzgruppe rechts von ihrem Schreibtisch.

      »Das hatte einen ganz bestimmten Grund, Gail …« Parker und Rander blieben stehen.

      »Und der wäre?«

      »Nun, wir waren der Meinung, bei Ihnen vielleicht Jill Mancini treffen zu können.«

      »Jill Mancini?« Gail Fisher lächelte nicht mehr. Ihr Gesicht nahm einen ratlos-verwirrten Ausdruck an.

      »Jill Mancini«, wiederholte Rander und nickte, »es steht inzwischen fest, daß sie doch bei Ihnen ein und aus geht, Gail. Warum haben Sie mir das verschwiegen?«

      »Aber das stimmt doch überhaupt nicht«, fuhr Gail Fisher hoch, »wer behauptet das?«

      »Das spielt im Augenblick keine Rolle, Gail. Fest steht, ich wiederhole es noch einmal, daß sie zumindest gestern hier bei Ihnen war. Wahrscheinlich für viele Stunden. Wir haben zwei Augenzeugen, die das bestätigen können!«

      »Also gut, ich gebe es zu«, sagte sie und senkte den Kopf, »ich hätte es Ihnen sagen sollen!«

      »Und warum haben Sie’s nicht getan?«

      »Weil Jill mich darum gebeten hatte.«

      »Nannte sie Gründe für diese Bitte?«

      »Sie sagte, sie habe persönlichen Ärger, und sie fühle sich nicht ganz wohl. Daraufhin erlaubte ich ihr, hier bei mir zu bleiben. »Demnach haben und hatten Sie die ganze Zeit über engen Kontakt mit ihr, nicht wahr?«

      »Wir sehen uns hin und wieder …«

      »Ist sie im Moment noch hier?«

      »Aber nein. Sagen Sie, Mike, welche Augenzeugen haben Sie denn? Was ist überhaupt mit Jill los? Hat sie etwas ausgefressen?«

      »Nicht sonderlich viel … sie versuchte nur in zwei Fällen, meinen Butler zu erschießen!«

      »Jill? Ausgeschlossen!«

      »Wir würden sie gern selbst fragen, Sie wissen nicht, wo sie sich befindet?«

      »Wahrscheinlich doch in ihrer Wohnung. Ich habe Ihnen ja die Adresse gegeben.«

      »Obwohl sie bei Ihnen war . . .«

      »Mike, Sie glauben doch nicht, daß ich Sie hintergehen wollte. Ich wollte Jill nur etwas Ruhe verschaffen. Sie hatte sie dringend nötig. Sie war vollkommen mit den Nerven herunter …«

      Während Gail Fisher noch redete, hatte der Butler sich an die Verbindungstür herangeschoben, die in einen Nebenraum führte. Diese Tür wollte er öffnen, doch Gail Fisher war schneller. »Nein!« sagte sie mit harter Stimme und baute sich mit ausgebreiteten Armen vor der Tür auf, »das hier ist privat, Mister Rander. Ich erlaube nicht, daß Sie …!«

      »Was haben Sie denn zu verbergen, Gail?« fragte Rander kopfschüttelnd.

      »Nichts! Aber ich erlaube es nicht, daß man so einfach in meine Privaträume geht …«

      »Richten Sie Grüße an Jill Mancini aus«, sagte Rander kühl, »sagen Sie ihr, daß wir sie erwischen werden. Früher oder später! Sie müßte eigentlich wissen und spüren, daß sich das Netz über ihrem Kopf zusammenzieht!«

      Rander nickte ihr reserviert zu und verließ zusammen mit Parker das Privatbüro.

      »Ich wette, sie wohnt noch bei Gail Fisher«, sagte Rander zu Parker, als sie mit dem Lift hinunterfuhren, »und was Gail mit Jill Mancini verbindet, müssen wir rausbekommen. Abgesehen davon, werden wir Madford informieren müssen, sonst kann er uns wirklich Vorwürfe machen.«

      »Ich habe das Haus umstellen lassen«, sagte Madford etwa eine Stunde später. Er befand sich in Randers Studio und wirkte mißmutig. Er hatte seine Vorwürfe abgeladen und nicht an Spott gespart, als Parker von seiner Panne berichtet hatte.

      »Ich frage mich die ganze Zeit, ob Gail Fisher nicht irgendwie an der ganzen Geschichte beteiligt ist«, sagte Rander nachdenklich, »irgendwie ist sie anders geworden. Und geldgierig war sie eigentlich schon immer. Vielleicht wittert sie in Jill ein gutes Geschäft!«

      »Ich kenne Gail Fisher«, meinte Madford, »Sie brauchen mir gar nichts zu erzählen … Irgendwann wird sie hochgehen. Wir müssen ihr nur noch beweisen, daß in ihren Privaträumen gespielt wird. Von ihren Modellen mal ganz zu schweigen. Sie scheint sie an alleinstehende Herren zu vermitteln. Und nicht nur zu Zwecken der Fotografie!«

      »Tatsächlich?«

      »In meinen Augen gehört sie schon längst zur Unterwelt. Zur gehobenen Schicht, wenn ich es so nennen soll. Sie macht ihren Schnitt, darauf können Sie sich verlassen!«

      »Ich hatte sie für mehr oder weniger harmlos gehalten.«

      »Das war sie mal, aber Ihre Gail Fisher ist nicht die Frau, die wir kennen. Aber zu Ihnen, Parker! Wie war das mit den beiden Saufbrüdern? Sie folgten Jill Mancini nach dem Überfall im Park zuerst in ihre Apartmentwohnung, ja?«

      »In der Tat, Sir! Aber nicht nur die beiden Saufbrüder, wie Sie sich auszudrücken belieben, sondern auch die beiden Privatdetektive, die ich engagierte.«

      »Die beiden Fuselbrüder sahen also die beiden Detektive, die ins Haus gingen, aber nicht wieder zurückkamen?«

      »Sehr wohl, Sir. Zurück kam einzig und allein Miß Mancini. Sie brauchte nur durch ein paar kleine Querstraßen zu gehen, bis sie Miß Fishers Büro erreichte …«

      »Wo sie jetzt bestimmt steckt. Na, wir werden sie erwischen. Ein Entwischen sitzt nicht drin …«

      Lieutenant Madford wollte noch weiter zu diesem Thema Stellung nehmen, doch im Moment klingelte das Telefon. Parker hob ab und meldete sich. Er hörte kurz zu