Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman


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klingt es besser!« antwortete Lotti leise und schaute dabei zu Boden.

      »Na ja, wie man es nimmt! Immerhin bist du jetzt hier zur Zeit die Bäuerin und könntest viel mehr erzählen. Aber du wirst schon deine Gründe haben, warum du mit dem Kilian nicht reden willst! Dann gehe ich wieder! Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, Lotti!«

      »Danke, Herr Pfarrer! Ihnen auch! Und mit den Koffern, das erledige ich! Versprochen!«

      Pfarrer Zandler setzte sich in sein Auto, wendete und fuhr davon.

      Lotti seufzte. Sie setzte sich auf die Bank vor dem Haus. Ihr Herz klopfte. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Dann ging sie hinein. Lotti nahm die Koffer vor. Sie wickelte sie in Bettlaken und verschnürte sie mit Kordel.

      Draußen hielt ein Auto. Lotti warf einen Blick aus dem Fenster. Es war Anna. Lotti lief hinaus. Anna war noch nicht richtig aus dem Auto ausgestiegen, da fiel ihr Lotti um den Hals.

      »Dem Himmel sei Dank! Ich wollte heute nachmittag schon rauf auf die Berghütte und dich besuchen!«

      »Lotti! Lotti! Mir scheint wirklich so, als käme ich genau richtig! Was ist los?«

      »Komm rein! Willst einen Kaffee oder lieber einen Saft?«

      Anna trank Saft.

      »Was brachte dich auf die Idee, mich zu besuchen?« fragte Lotti.

      »Der alte Alois hat mich darum gebeten. Er wäre gern selbst gekommen. Aber er ist nicht mehr der Jüngste und geht nur ganz selten ins Tal. Der alte Alois hat Post bekommen. Willi hat ihm geschrieben, sein alter Freund aus Neuseeland. Du, bei denen daheim muß etwas nicht stimmen. Willi vermutet, daß mit dem Verkauf des Hofs doch etwas nicht in Ordnung sein könnte. Willi scheut sich aber, deinen Vater direkt anzurufen.«

      Lotti sah Anna überrascht an.

      »Wie kommt er darauf, daß etwas nicht in Ordnung sei!

      Bürgermeister Fellbacher und Pfarrer Zandler haben das mit dem Erbschein geregelt. Wenn dann die Papiere aus Neuseeland kommen, kann auch der Grundbucheintrag vorgenommen werden. Alles geht seinen Gang!«

      Anna trank einen Schluck Saft.

      »Der Kilian ist sehr wortkarg! Er spricht kaum etwas, seit er wieder daheim ist. Sein Großvater hat es mit Engelszungen probiert. Aber der wehrt immer ab. Es gäbe nichts weiter zu berichten. Jetzt ist der alte Mann beunruhigt. Er vertraut dem Alois! Deshalb hat er ihm geschrieben.«

      Lotti errötete tief. Ihr wurde heiß, ihr wurde kalt. Ihr Herz raste.

      »Mit dem Kauf ist alles in Ordnung! Kilian hat das gut gemacht und wir sind ihm sehr dankbar.«

      »Lotti! Du sagst mir nicht alles, richtig?«

      Lotti seufzte tief. Sie dachte einen Augenblick nach.

      »Ich wollte zu dir hinauf, um dich zu fragen, wie das damals war, als du dich in den Toni verliebt hast?«

      »Ah! Du hast dich in den Kilian verliebt?«

      »Ja! Aber verrate es niemand!«

      »Versprochen! Hat sich Kilian auch in dich verliebt?«

      Lotti nickte eifrig.

      »Wo gibt es dann ein Problem? Er liebt dich und du liebst ihn!«

      »Das fragst du? Ich bin hier! Kilian lebt in Neuseeland! Das ist am anderen Ende de Welt!«

      »Toni lebte in den Bergen und ich in Hamburg am Meer!«

      Lotti schaute Anna nur an.

      »Gut, ich gebe zu, das war nicht so weit wie bei euch jetzt. Aber ich war vorher noch nie in den Bergen. Ich wollte nie in die Berge. Ich konnte Berge nicht leiden. Da hast du es einfacher. Du bist ein Madl aus den Bergen und Kilian ist ein Bursche aus den Bergen, aus den Neuseeländer Alpen. Da habt ihr schon eine Gemeinsamkeit mehr als Toni und ich damals!«

      Lotti nickte.

      »Hattest du niemals Heimweh?«

      Anna lächelte.

      »Nein! Die Liebe zu Toni ließ kein Heimweh aufkommen. Ich bin hier wirklich restlos glücklich!«

      Anna lächelte erneut.

      »Sicher denke ich an meine Lieben in Hamburg. Wenn ich dort oben wohnen würde, könnte ich sie öfter sehen. Dann telefoniere ich mit ihnen. Habe ich deine Fragen alle beantwortet? Wolltest du mich deshalb auf der Berghütte besuchen?«

      »Ja! Ich dachte mir, daß du da Erfahrung hast! Kilian ist der einzige Enkel. Er wird einmal die Farm übernehmen. Er kann nicht nach Waldkogel umsiedeln. Das verstehe ich! Aber soll ich nach Neuseeland? Das ist so weit!«

      »Liebst du Kilian?«

      »Ja, ja, ja! Ich liebe ihn! Oh, Anna, ich liebe ihn so sehr! Ich kann nie einen anderen Mann lieben! Er liebt mich auch! Er will auf mich verzichten, weil er mir nicht zumuten will, ihm zu folgen.«

      »Das ist eine ganz besondere Liebe, Lotti! Nur – sie macht dich nicht glücklich!«

      Anna deutete auf die beiden großen Pakete, die mitten in der Wohnküche standen.

      »Was ist das?«

      »Da sind Koffer drin! Kilian will sie nachgeschickt haben. Darin sind Erinnerungsstücke, die er für seinen Großvater zusammengestellt hat. Ich hatte kein Packpapier. Außerdem wären die Bogen zu klein gewesen. Da habe ich je ein Bettuch drumgewickelt.«

      »Gute Idee!«

      »Ich bringe sie morgen früh zur Post. Anschließend komme ich rauf auf die Berghütte. Meinen Rucksack habe ich schon gepackt. Da steht er!«

      Lotti deutete auf die Eckbank.

      Anna schaute Lotti an und schmunzelte. Sie dachte daran, wie ihre Freundin Sue sie damals einfach ins Auto gepackt und nach Waldkogel gefahren hatte. Ich könnte Lotti einfach nach Neuseeland verfrachten. Der Gedanke gefiel Anna.

      »Wohnst du schon ganz hier? Ich meine, hast du alle deine Sachen hier?«

      »Ja, fast alle! Die ersten Tage habe ich noch daheim geschlafen. Aber das war unpraktisch. Ich habe mit den Eltern abgesprochen, daß ich als neutrale Person quasi den Hof hier verwalte, bis sie den Kaufvertrag unterschrieben und den Hof an einen meiner Brüder übergeben.«

      »Das werden ziemlich hohe Portokosten, die Koffer nach Neuseeland zu schicken.«

      »Ich weiß! Ich schicke sie per Luftpost. Das wird noch teurer.«

      »Wenn du mit Kreditkarte bezahlst, dann sind sie zusätzlich noch versichert.«

      »Gute Idee! Wo habe ich meine Kreditkarte? Hier oder noch daheim?« dachte Lotti laut.

      Sie schaute nach. Sie hatte ihre Kreditkarte dabei. Anna schmunzelte. Durch geschickte Fragen hatte sie alles erfahren, was sie wissen wollte.

      »So, Lotti! Ich sage dir jetzt, was wir machen! Wir packen jetzt die Koffer und dich mit deinem Rucksack in mein Auto. Dann fahre ich dich direkt zum Flughafen. Du hast alles, was du brauchst: einen gepackten Rucksack für die Berge in Neuseeland, eine Kreditkarte, um das Flugticket zu bezahlen und die Koffer, die dort hin müssen. Du bist eben sehr gewissenhaft und lieferst die Koffer mit den wertvollsten Erinnerungsstücken persönlich aus.«

      »Du bist verrückt, Anna! Des ist eine total verrückte Idee! So ein Schmarrn! Was soll ich in Neuseeland?«

      »Das fragst du? Erstens: die Koffer hinbringen! Und zweitens: deinem Kilian in die Augen sehen!«

      »Naa! Nie und nimmer!«

      »Du liebst Kilian? Du denkst Tag und Nacht an ihn? Du hast Herzklopfen? Du hörst immer noch seine Stimme im Ohr? Du spürst seine Lippen, wie er dich geküßt hat? Er hat dich doch geküßt?«

      »Ja, das hat er! Und er hat mir meine kalten Füße massiert!«

      »Das ist Liebe!«

      Anna