G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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      »Tot«, murmelt einer. »Er ritt genau in zwei Schüsse hinein. Nun ja – Revolvermann.«

      »Auch das noch!« knurrt Joe Olbright an. »Mann, jetzt werde ich mir Leute besorgen und mit ihnen Walker den Rest geben. Du kannst mir deine heilen Burschen dazu borgen. In drei Tagen sind wir mit ihnen fertig, Lee, du kommst mit, ich habe einige Neuigkeiten, die uns beide angehen. Und du, Stuart, hörst von uns, wenn die Zeit dafür reif ist. Fange nicht wieder etwas an, wenn ich nicht dabei bin. Lee kann mir erzählen, wie du es getan hat, aber ich ahne schon deine Narrheit. Die Hütte mußte zuerst angesteckt werden, damit sie keinen Unterschlupf hatten. Ah, du Narr, du kannst nicht kämpfen!«

      Er zieht seinen Schwarzen herum und reitet scharf an. Lee folgt ihm, denkt an seinen Packen bei Olbright und sagt es nach kaum hundert Pferdelängen.

      »Du wirst alles finden, was du brauchst, Junge, keine Sorge. Himmel, dieser Narr, ich hätte ihn umbringen können. Mit sechs Mann war ich unterwegs hierher, als wir das Geknalle hörten. Die Ranch war verlassen, obwohl ich dachte, daß ihr bestimmt noch dort sein würdet. Nachdem du Cleydon auf die richtige Größe gebracht hattest, wußte ich bereits, daß Stuart gegen Walkers Weidemannschaft losschlagen würde, aber ich rechnete doch nicht mit so viel Verrücktheit. Uns kam etwas dazwischen, sonst wären wir eher gekommen.«

      »Und wo sind die anderen, Joe?« fragt Lee leise.

      »Ich hab’ sie vorgeschickt, von jetzt an nehme ich die Sache in die Hand. Lee, morgen reiten wir zu Walker.«

      »Was willst du tun?«

      »Du hörst es doch, Junge. Ich werde ihn ohne einen Schuß friedlich machen können.«

      »Joe, das schaffst du nicht.«

      Joe Simmons beugt sich im Sattel vor und beginnt zu lachen. Als er endlich aufhört, wischt er sich die Tränen aus den Augen.

      »Lee, ich sage nie etwas so daher, ich bekomme mein Land ohne einen Schuß zurück. Du wirst es sehen, ehe der Morgen graut.«

      »Willst du mir das Geheimnis nicht verraten, Joe? Ich möchte dich etwas fragen.«

      »Ja«, sagt Joe Simmons ruhig. »Lee, merke dir eines, ich wünschte mein ganzes Leben noch einmal beginnen zu können. Aber es ist mit mir wie mit einem Stein, der in die Tiefe fällt. Man kann ihn nicht aufhalten. Nun, frage.«

      »Joe«, murmelt Lee lauernd und sieht ihn starr an. »In den vier Tagen habe ich einige Dinge gehört. Wie war das damals, als sie dich stellten, warst du vorher ganz allein?«

      Joe Simmons nickt leicht, hält dann an und greift in seine Brusttasche. Er steckt sich eine Zigarre an, bläst den Rauch aus und lächelt.

      »Als sie mich stellten, war ich allein.«

      »Vorher, Joe.«

      »Ein paar Leute waren bei mir. Ich legte mich dem Sheriff und dem Aufgebot in den Weg. Es war die einzige Möglichkeit, um die anderen entkommen zu lassen. Weißt du jetzt genug?«

      »Nicht ganz, Joe. Die anderen, wer war das?«

      »Einige Leute, über deren Geschäft ich manches wußte. Sie hatten mir geholfen, weil ich sonst geschwiegen hatte. Und ich wollte nicht, daß sie erwischt wurden. Wenn du es genau wissen willst, es waren Viehdiebe.«

      Lee Dorlan sagt nichts, er blickt nur weg und lächelt dann doch.

      »Hast du mit ihnen jemals zu Lebzeiten deines Vaters Geschäfte gemacht, Joe?«

      »Manchmal, Junge. Ich kaufte ein paar Rinder und fragte nicht, woher sie kamen. Es ging mich nichts an. Deshalb aber war ich noch lange kein Viehdieb.«

      »Du wußtest aber, daß sie gestohlen waren?«

      »Ich dachte es mir. Einige der Burschen waren wirklich Viehdiebe. Aber ich habe noch nie jemanden verraten. Darauf bin ich sogar stolz.«

      »Gut, Joe, das ist erledigt. Was früher war… Du hast doch Walker nie selber Rinder gestohlen?«

      »Ich? Hatte ich das nötig? Nein, Lee, selber hatte ich damit nichts zu schaffen.«

      Er sieht Lee kurz an und schüttelt den Kopf.

      »Du hast verdammt seltsame Fragen, Junge, das muß ich sagen. Warte ab, was morgen ist. Ich denke, du wirst mir erst an den Hals fahren wollen, aber nun, manchmal hat man keine große Auswahl unter bestimmten Mitteln, wie?«

      »Das ist richtig, Joe. Ist dir die Idee zu diesem unblutigen Mittel gekommen, ehe ich mit Cleydon die Schießerei hatte.«

      »Die Idee schon, aber ich hatte keine Möglichkeit, sie auszuführen. Lee, ich muß dir etwas sagen.«

      »Du mir? Nun, Joe, was soll es sein?« Joe blickt auf die Wolken und schweigt einige Zeit düster.

      »Lee«, sagt er dann bitter. »Ich habe vorhin Stuart belogen, belügen müssen, ich hatte keine Wahl. Du mußt mir glauben, daß ich wie ein Irrer mit meinen Leuten hergejagt bin, um es zu verhindern, aber ich kam zu spät. Der Angriff wäre nicht mehr nötig gewesen, denn ich habe das Mittel schon, das mir meine Quellen wiedergibt.

      Ich bekam es nur zu spät. Was sollte ich Stuart sagen, nachdem seine Männer zur Hälfte verletzt sind? Die Wahrheit?«

      Lee ruckt herum und sieht ihn groß an.

      »Darum bist du so gejagt, was? Du willst also gar nicht mehr kämpfen?«

      »Ich brauche keinen Schuß mehr abzugeben, wenn alles nach meinem Plan verläuft. Die Idee kam mir blitzschnell, die Ausführung wäre einfach. Ich werde gewinnen und meine Weide bekommen. Vertraust du mir bis morgen früh, Lee?«

      »Anständig von dir, daß du Stuart nicht gleich den Schock verpaßtest«, murmelt Lee nachdenklich. »Ich kann mir nicht denken, wie du Ben Walker zur Aufgabe zwingen willst, aber du mußt es schließlich wissen.«

      »Ich weiß es ganz sicher, Lee. Hoffentlich ist er kein verdammter Narr. Man weiß bei ihm nie genau woran man ist. Komm schneller, ich war einige Tage auf den Beinen und muß schlafen, wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«

      Lee blickt ihn von der Seite an. Es pocht in seinem Arm, aber der Schmerz ist auszuhalten.

      Joes Gesicht drückt Zuversicht und Kühle aus.

      Hinter den Bergen kommt der Mond hoch und bescheint ihren Weg.

      Es ist gut, denkt Lee Dorlan, so einen Partner zu haben. Es tut ihm leid, daß Stuart umsonst angegriffen hat. Er weiß etwas und wird es mir morgen sagen.

      Nun gut, ich kann warten, ich vertraue ihm.

      *

      Als Lee Dorlan die Augen aufschlägt und blinzelnd in die Sonnenbahn blickt, lacht jemand leise.

      Er richtet sich auf. Joe steht neben dem einfachen Bett und hat einen Kaffeetopf in der Hand.

      »Na, Junge«, sagt er lachend. »Du hast geschlafen wie ein Murmeltier. Heller Tag, Lee. Wir haben einen Ritt vor uns und wollen jemanden treffen. Aufstehen, los.«

      »Ah«, gähnt Lee und schleudert die Decke weg. »Wenn du mich fragst, wo ich bin, dann kann ich es dir nicht sagen. Ich habe einige Häuser gesehen, aber sonst nicht viel, es war zu dunkel, Mann. Ist das eine Luft.«

      »Siebentausend Fuß hoch, Lee. Wie kann die Luft da wohl anders sein. Well, in den Bergen hier findet sich kaum einer zurecht. Die Häuser, die du in der Nacht gesehen hast – eine tote Stadt, Lee. Ein paar Verrückte fanden hier Silber und bauten sich Häuser. Nach einem Jahr war alles vorbei. Es gab kein Silber mehr, keinen Spaß, nur ein paar halbwilde Hunde und Katzen. Dies ist der richtige Ort für meinen Plan. Raus mit dir, Junge.«

      Lee steht auf und sieht sich um. Jemand kommt herein, ein Mann mit einem stoppeligen Bart, unrasiert, aber mit Augen wie ein Falke. In Kreuzgurten zwei Revolver und noch einen Patronengurt quer über der Brust.

      Er bringt auf einem Torbrett, von dem nur die Klinkenaussparung den ehemaligen Zweck verdeutlicht, eine Kanne herein,