Sigrid-Maria Größing
Kaiser Maximilian I. & die Frauen
Sigrid-Maria Größing
KAISER
MAXIMILIAN I.
& DIE FRAUEN
AMALTHEA
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© 2016 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker/OFFBEAT
Umschlagabbildungen: © Bridgeman Images (von links nach rechts: Kaiser Maximilian I., Maria von Burgund, Bianca Maria Sforza, Anne de Bretagne)
Herstellung und Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten
Gesetzt aus der 11,75/14,7 pt Minion Pro
ISBN 978-3-99050-046-0
eISBN 978-3-903083-29-5
Meinen Enkeln Peter, Eva, Sophie und Isabel
Vorwort
Als eine der eindrucksvollsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Habsburger ist Kaiser Maximilian I. (1459– 1519) zu nennen, ein Mann mit umfassendem Geist, ungewöhnlicher Energie und nicht nachlassendem Tatendrang. Als »letzter Ritter«, wie er genannt wurde, wandte er den Blick nicht zurück, sondern versuchte die Zeichen der Zukunft zu verstehen, indem er Wissenschaft und Kunst wie kaum einer seiner Zeitgenossen förderte. Da er sich selbst mit der Dichtkunst beschäftigte und sein Leben in Wort und Bild darstellen wollte, waren ihm sowohl Schriftsteller als auch Maler und Bildhauer stets willkommene Gäste, genauso wie die Musiker, die ihn selbst auf seinen Kriegszügen begleiteten. Für sie nahm er sich Zeit und bezahlte sie trotz seines chronischen Geldmangels fürstlich.
Durch seine Heirat mit Maria von Burgund geriet er in langjährige Kriege gegen Frankreich, die ihn viel Kraft und vor allem Geld kosteten. Allein drei französische Könige waren seine Kontrahenten, wobei in die einzelnen kriegerischen Auseinandersetzungen auch andere Staaten hineingezogen wurden. Es war die Zeit der europäischen Bündnisse, die von einem Tag auf den anderen wechselten, genauso wie Freund und Feind. Maximilian hätte seine Kraft auf den Schlachtfeldern vergeudet, hätte er es nicht verstanden, das Reich durch geschickte Heiraten zu vergrößern. »Tu felix Austria nube« trifft auf ihn voll und ganz zu, wenngleich er nicht nur die anderen Kriege führen ließ, sondern auch selbst heldenhaft auf den Schlachtfeldern kämpfte.
Durch die Heirat seines Sohnes Philipp mit der Erbin Spaniens, Juana la Loca (Johanna der Wahnsinnigen), wurde aus dem Heiligen Römischen Reich ein Weltreich, das nach der Doppelhochzeit von Wien 1515 auch noch Böhmen und Ungarn umfassen sollte.
Der Kaiser war ein Familienmensch, aber auch ein Liebling der Frauen. Er selbst behauptete von sich, dass er sich Damen immer respektvoll näherte, wobei er eine Ausnahme zu erwähnen vergaß: seine zweite Gemahlin, Bianca Maria Sforza von Mailand, die, nachdem sie ihm viel Geld eingebracht hatte, an seiner Seite ein Schattendasein führte.
Nachdem Maximilian seine geliebte erste Gemahlin nach nur fünfjähriger Ehe verloren hatte, vergnügte er sich mit zahllosen anderen Frauen, denen die Fugger aus Augsburg die Bezeichnung »Schlafweiber« gaben. Nur einige wenige von ihnen sind bekannt. Da Maximilian ein Leben lang umherzog und keine feste Residenz besaß, kehrte er oft und gern bei seinen Schlafweibern ein. In deren Familien war er ein stets willkommener Gast, was in den Städten nicht überall der Fall war. Denn nicht nur einmal kam es vor, dass der Kaiser, nachdem er kostspielige Feste und Turniere veranstalten hatte lassen, von einer Stunde auf die andere spurlos verschwand, da er nicht zahlen konnte und man sich deshalb gezwungen sah, die Stadttore vor ihm zu verschließen.
Aus des Kaisers Liaisonen gingen zahlreiche Nachkommen hervor, um die er sich ebenso kümmerte wie um seine legitimen Enkel, die am Hof seiner zweimal verwitweten Tochter Margarete in Mechelen aufwuchsen. Im Rahmen seiner Heiratspolitik versuchte er auch die Enkelinnen gewinnbringend zu vermählen, allerdings oft zum Leidwesen der verschacherten Bräute.
Dieses Buch ist keine Biografie des Kaisers, sondern ist den Frauen gewidmet, zu denen er in enger Beziehung stand, ob es nun seine Mutter, seine Ehefrauen oder Enkelinnen waren. Maximilians politische Karriere sowie seine künstlerischen Ambitionen werden bewusst nur gestreift. Lediglich das erste Kapitel »Der letzte Ritter: Kaiser Maximilian I.« sowie die Zeittafel im Anhang bieten eine kurze Übersicht über sein Leben.
Die Kurzbiografien am Ende des Buches sollen den Leserinnen und Lesern Einblick in die oftmals komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse geben sowie Klarheit über Personen mit gleichen und ähnlichen Namen schaffen.
Großgmain, im August 2016 | Sigrid-Maria Größing |
Der letzte Ritter
Kaiser Maximilian I.
Viele Beinamen schmückten schon zu Lebzeiten den Mann, der am 22. März 1459 als Sohn Kaiser Friedrichs III. und seiner portugiesischen Gemahlin Eleonore in Wiener Neustadt das Licht der Welt erblickte. Seine Zeitgenossen nannten ihn den Kaiser mit den fliehenden Sohlen, denn allzu lang hielt sich Maximilian nirgendwo auf. Viel zu viel hatte er in halb Europa zu tun, viel zu viele Interessen verlangten, dass er ununterbrochen umherzog, wobei er überall gern gesehen wurde, auch wenn er oftmals seine Zeche nicht zahlen konnte. Ein Leben lang stand er bei den Fuggern in der Kreide, die mit ihren Krediten kein Risiko eingingen. Denn Jakob Fugger war ein kluger Geschäftsmann, der sich seine Vorteile ausrechnen konnte, wenn auch nicht in barer Münze, so doch durch bedeutende Privilegien, die der König und spätere Kaiser ihm einzuräumen bereit war.
Die Kindheit Maximilians hätte glücklich sein können, hätten nicht zwei Ereignisse stattgefunden, die den Knaben ein Leben lang prägen sollten. Aufgrund der Differenzen zwischen seinem Vater Friedrich und dessen Bruder Albrecht VI. erlebte das Kind die Belagerung der Familie in Wien, da der Oheim den Vater vom Thron stoßen wollte. Die Kaiserfamilie litt in der Wiener Burg bitterste Not und es war nur der jungen Kaiserin zu verdanken, dass es nicht zur Katastrophe kam, denn der ewig zögernde und misstrauische Friedrich III. hatte sich nicht zur Aussöhnung mit seinem Bruder entschließen können. Der Tod Albrechts beendete den unheilvollen Bruderzwist.
Die Mutter war es auch, die Maximilian und seine Schwester Kunigunde über alles liebten. Ihr Tod war für Maximilian eine Tragödie, nicht zuletzt, da die neuen Erzieher, die sein Vater bestellte, dem Knaben die Welt nicht zu erklären versuchten, sondern ihm einbläuten. Sie erkannten nicht den freien Geist ihres Zöglings und wandten Methoden an, die nicht nur bedenklich, sondern aufgrund ihrer Brutalität regelrecht verwerflich waren.
Maximilians Vater Friedrich III., die »Erzschlafmütze des Reiches«, wie er spöttisch genannt wurde, beschäftigte sich schon bald mit dem Gedanken, den in allen ritterlichen Tugenden gewandten Sohn möglichst gewinnbringend zu verheiraten. Das Angebot des Burgunderherzogs Karl des Kühnen, Maximilian mit seiner Tochter Maria zu verheiraten, kam ihm daher gerade recht. Karl der Kühne, einer der reichsten Fürsten Europas, bot seine Tochter allerdings nicht ohne Hintergedanken an, er wollte als Dank eine Königskrone. Es kam zu einem glanzvollen Treffen in Trier, an dem auch Maximilian teilnahm und bei dem die Hochzeit der jungen Leute beschlossen wurde. Der Plan mit der Königskrone zerschlug sich aber sehr rasch.
Nachdem Herzog Karl der Kühne in der Schlacht bei Nancy gefallen war und der französische König Ludwig XI. seine Absicht kundgetan hatte, Maria als Braut für seinen Sohn Karl zu erwählen, schlug für Maximilian die Abschiedsstunde in Wiener Neustadt. Seine Brautfahrt führte ihn über Augsburg bis Köln, wo sich ein Ende abzeichnete. Denn seine finanziellen Mittel waren erschöpft, er war nicht mehr in der Lage, weiterzuziehen. Nur mit der Hilfe seiner zukünftigen Stiefschwiegermutter Margarete von York war es ihm möglich, seinen Weg nach Gent fortzusetzen, wo im Jahre