Kai Hirdt

Perry Rhodan 3082: Ein kalkuliertes Risiko


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ändern. Aber das dauerte zu lange für die Machtdemonstration, die agh Fermi im Sinn hatte.

      »Konzertierter Einsatz der Hyperpulswerfer«, rief er, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Zielgebiete abstimmen für möglichst flächendeckenden Beschuss der gegnerischen Einheiten!«

      In der Nähe der TARTS standen insgesamt 32 arkonidische Einheiten: drei weitere GAUMAROL-Raumer, sonst kleinere Einheiten der DAGOR-, YILLD- und CARAN-Klasse. Davon verfügten nur die CARANS nicht über den benötigten Waffentyp. Die GAUMAROLS hatten je 48 Geschützstellungen mit Hyperpulswerfern, die DAGORS 16 und die YILLDS immerhin zwei pro Einheit an ihren Polkappen.

      Das machte 206 Hyperpulswerfer. Gut die Hälfte davon ließ sich auf die Ladhonen ausrichten. Feuerten alle gleichzeitig auf leicht überlappende Zielzonen, konnten sie in einer gewaltigen Raumkugel einen Hypersturm entfachen, der fast den kompletten ladhonischen Verband einschloss.

      »Exzellenter Einfall«, lobte da Valgathan.

      »Sofern es funktioniert«, gab agh Fermi zurück.

      Es funktionierte.

      Die energetischen Impulse des Hypersturms störten höherdimensionale Technik innerhalb seines Wirkungsradius. Ein einzelner Schuss hätte einen Kampfraumer eigentlich nicht nachhaltig stören sollen – üblicherweise setzte man auf Dauerpunktfeuer aus vielen Geschützbatterien statt einer groß gestreuten Breitseite. Aber die Hypertechnik der Ladhonenschiffe war vorgeschädigt, genau wie die aller anderen Einheiten, die vom Auftauchen des Sternenrads in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Dass die Raumer wieder kämpfen konnten, hieß nicht, dass sämtliche Redundanzsysteme voll einsatzfähig wären.

      Tatsächlich zerfiel die Formation der Ladhonen sofort. Es gelang nicht mehr allen Schiffen, die Manöver des Verbands nachzuvollziehen. Ihre Schirme konnten dem folgenden Konstantriss-Nadelpunkt-Beschuss nichts mehr entgegensetzen, sodass die ersten Antriebssektionen in hellen Flammen aufgingen. Die drei am stärksten getroffenen Einheiten flohen mit Nottransitionen.

      »So habe ich mir das vorgestellt«, lobte agh Fermi.

      Zwei weitere ladhonische Einheiten brachten sich in Sicherheit. Fünf insgesamt erledigt. In den ersten Momenten des Gefechts hatte der Gegner schon zehn Prozent seiner Einheiten verloren, der Rest war nur noch eingeschränkt einsatzfähig. Er würde in kürzester Zeit ...

      »Transition«, rief der Orter. »Sie sind alle gleichzeitig gesprungen!«

      »Die THORA!«, rief da Valgathan.

      Fermi fluchte still. Er hatte sich hereinlegen lassen, oder er hatte zumindest den Ausweichplan der Ladhonen nicht durchschaut. Da sie dem Flaggschiff der Arkoniden nicht beikommen konnten, griffen sie nun die terranische Einheit mit ihren Begleitschiffen an. Das Manöver gegen die TARTS hatte sie dabei so dicht an die THORA herangebracht, dass hochpräzise Sprünge möglich waren. Die Ladhonen fielen direkt in Angriffsformation wieder in den Normalraum zurück.

      Die THORA hatte ihre Funktion im System nicht offiziell erklärt. Die Liga Freier Galaktiker, der das Schiff angehörte, war keine Partei des schwelenden Konflikts, sondern neutraler Beobachter. Dass Atlan da Gonozal, Mascant der arkonidischen Flotte, an Bord war, wusste niemand außerhalb der THORA, ihrer drei Begleitschiffe SYKE, KARYA und BALANOS und natürlich der TARTS. Was also sollte diese Attacke?

      Von einst 44 Ladhonen waren 36 kampffähig. Zu viel für die vier Terraner.

      Das sahen auch die positronisch-biologischen Roboter so. Ihre 1200 BOXEN, die seit sieben Tagen im System standen und ihre erste Schlacht bereits hinter sich hatten, setzten sich in Bewegung und sprangen der THORA bei.

      Darauf reagierten die Naats: Knapp 2000 ihrer Schiffe verließen die Formation und beschleunigten.

      Nun trat genau das ein, was agh Fermi befürchtet hatte: Die Lage eskalierte, in wenigen Zentitontas würde eine gewaltige Schlacht zwischen Sternenrad und Bleisphäre toben. Es gab nur eine Chance, das zu verhindern.

      »De-Keon'athor agh Fermi an alle arkonidischen Einheiten«, begann er seinen Rundruf. »Wir legen einen Sperrriegel zwischen die Naats und die Liga-Einheiten. Alle unsere Einheiten beteiligen sich an dem Manöver. Einsatz der Owes'Coort-Strahler, sobald sich die Naats auf zwei Lichtsekunden annähern.«

      Die Owes'Coort-Strahler mochten keine geeignete Waffe gegen Ladhonenschiffe sein. Der Aufbau von Naatraumern hingegen war den Arkoniden gut bekannt. Ein gezielter Einsatz von Antimaterie konnte in kurzer Zeit zu verheerenden Schäden führen.

      »Agh Fermi an Admiral Mumon«, funkte er den Kommandeur der Naats an. »Wir wollen diese Eskalation nicht, aber wir akzeptieren sie. Es liegt in deiner Hand, den Frieden zu wahren. Zieh deine Schiffe zurück!«

      Dasselbe hatten die Ladhonen angesichts der Posbi-Übermacht ohnehin getan. Es gab keinen Grund mehr für einen Kampf – aber es wäre nicht das erste Mal in der galaktischen Geschichte gewesen, dass eine einmal in Fahrt gekommene Kriegsmaschinerie sich nicht mehr rechtzeitig bremsen ließ.

      Zum Glück war Mumon kein Hitzkopf. Er mochte anstandslos bereit sein, eine Flotte in einen Vernichtungskampf zu führen, wenn es dem Sternenreich der Naats diente. Doch das war im Moment wohl kaum der Fall. Seine Schiffe verlangsamten wieder und kehrten in Formation zurück – etwas näher an der Bleisphäre als zuvor, wie agh Fermi nicht entging. Mumon ließ es sich nicht nehmen, seine Position in der Auseinandersetzung um das ehemalige Arkonsystem zu verbessern. Und es gab nichts, was agh Fermi im Moment dagegen tun konnte, wollte er keine erneute Eskalation riskieren.

      »Ortung?«, fragte er.

      »Alle Parteien in relativem Stillstand. Es werden keine Kontingente mehr verlegt.«

      Das war knapp gewesen. Und es hatte den Einsatz der kompletten arkonidischen Flotte erfordert.

      Agh Fermi machte sich keine Illusionen – er wusste genau, was das bedeutete. Und da geschah es auch schon.

      »Atlan da Gonozal verlangt dich zu sprechen«, meldete die Funkstation.

      »Ich nehme den Anruf in meinem Arbeitsraum entgegen«, antwortete agh Fermi resigniert.

      2.

      THORA

      Mein Stellvertreter hatte einen wichtigen Sieg errungen. Taktisch virtuos und mit der seltenen Weitsicht, die nötig war, um frühzeitig mit der nötigen Härte zuzuschlagen.

      In Bezug auf die Cairaner hingegen ließ er genau diesen Durchblick vermissen, weshalb ich drauf und dran war, ihn von seinem Posten zu entfernen und die gesamte Karriereleiter wieder hinunter zu degradieren.

      »Warum wurde mein Befehl missachtet?«, schnauzte ich Markul agh Fermi an.

      »Mascant.« Er neigte im Holo kurz das Haupt, sah mir dann wieder aufrecht entgegen. »Dein Befehl lautete, zuzuschlagen, sobald die Flotte kampfbereit sei. Das ist wortwörtlich erst seit wenigen Zentitontas der Fall. Der Angriff der Ladhonen hat die Besprechung unterbrochen, in der ich vom Abschluss der Reparaturen erfahren habe.«

      In einer Stimmung zwischen Wut und Nachdenklichkeit tippte ich mit den Fingernägeln einen schnellen Rhythmus auf den Tisch. Hatte ich den Mann zu Unrecht angeblafft? Diese Geschichte war zu leicht zu überprüfen, um mir eine Lüge aufzutischen.

      Außerdem müsste ich mich in agh Fermi schon arg getäuscht haben, wenn er mich als seinen Vorgesetzten belog. Ich hatte lange keinen arkonidischen Offizier mehr gesehen, der den Ehrenkodex der Flotte nicht nur notgedrungen befolgte, sondern dermaßen verinnerlicht hatte.

      Dennoch hatte ich das Gefühl, nur die halbe Wahrheit zu hören.

      Lass dir den Angriffsplan schildern, schlug mein Extrasinn vor. Wenn er die Cairaner befehlsgemäß angreifen wollte, muss er sich schon Gedanken gemacht haben, wie.

      Ich befahl agh Fermi, mich in die strategischen Überlegungen einzuweihen, woraufhin dieser die ohnehin gesicherte Verbindung noch einmal zusätzlich codierte. Ohne Zögern sandte er mir Diagramme, angesichts derer ich erst einmal blinzelte. Ich suchte den Fehler darin oder die Schwachstelle,