Pause!«
Angela lachte. »Da komme ich ja gerade richtig! Soll ich uns einen Kaffee machen? Ich habe Teilchen mitgebracht.« Sie hob eine Tüte von der Dockweiler Biobäckerei in die Höhe.
Frederike lief das Wasser im Mund zusammen. »Wundervoll! Du bist ein Engel.«
Beide gingen ins Haus. Frederike wusch sich die Hände und wechselte die Schuhe, während Angela den Kaffeekocher auf den Herd setzte. Kurz danach zog würziger Kaffeeduft durch die Küche. Die beiden nahmen sich Tassen und Teller aus dem Regal und setzten sich an den alten Küchentisch. Frederike schob einen Hocker heran und legte die Füße hoch. Beide tranken schweigend ihren Kaffee und verzehrten die Fruchtschnitten. So konnte man das Leben genießen!
»Schön, dass du hier bist. Ich wollte sowieso etwas mit dir besprechen«, eröffnete Frederike das Gespräch, nachdem beide ihren ersten Hunger gestillt hatten. »Aber zunächst interessiert mich mal dein neuer Freund: Wie läuft es mit Jochen?«
Angela begann zu strahlen. Sie sprang auf und umarmte Frederike. »Ach, Tantchen, ich bin so glücklich. Jochen ist so ein wunderbarer Mensch. Jeden Tag schickt er mir kleine verliebte Botschaften aufs Handy. Und wir telefonieren jeden Abend, manchmal stundenlang. Er ist so verständnisvoll.«
Sie plapperte wie ein Wasserfall von den Vorzügen ihres neuen Galans, und Frederike hörte ihr amüsiert zu. Sie genoss es, Angela so glücklich zu sehen, auch wenn sie sich für ihre Nichte einen anderen Partner gewünscht hätte. Aber es war ja sicher nur ein Flirt, beruhigte sie sich selbst.
Nach einer Weile kam das Gespräch auf das St. Ägidius. Angela war voller Bedauern. »Die arme Klara! Dass ihre Freundin nun auch gestorben ist, tut mir so leid! Und schon wieder ein Todesfall im St. Ägidius. Bei uns im Krankenhaus haben wir kaum ein anderes Thema. Die Pathologie arbeitet auf Hochtouren, aber es herrscht anscheinend immer noch keine Klarheit. Zumindest habe ich davon nichts mitbekommen.«
»Gibt es denn bereits offizielle Ermittlungen?«, fragte Frederike interessiert nach, »im Altersheim weiß man nichts davon.«
»Na, das würde ja wohl auch keiner an die große Glocke hängen«, bemerkte Angela trocken, »aber das ist sicher nur noch eine Frage der Zeit. Im Moment ist es aber, glaube ich, vor allem Frau Dr. Burkhardt, die Genaueres wissen will.«
Frederike nickte gedankenvoll. »Das hätte mich auch sonst gewundert. Ich wüsste zu gerne, was sie denkt, was hier vorgeht.«
Angela zuckte nur mit den Schultern und nahm sich noch einen Kaffee. »Und wie ist es mit dir? Ermittelst du schon? Bei so was kannst du doch sicher die Füße nicht stillhalten.« Sie stupste mit ihrem Zeh an Frederikes Bein.
»Ein bisschen. Ich habe mich etwas umgehört und bin im Kontakt mit Klara. Da hätte ich eine Bitte an dich.«
»Na, da bin ich mal gespannt.«
Frederike zögerte kurz. »Ich langweile mich in letzter Zeit ein wenig und fühle mich einsam.«
Angela starrte sie an. »Häh?«
Frederike schaute in ihre leere Tasse. »Ja, mir kam vorhin die Idee, ich könnte mir mal etwas Abwechslung verschaffen und ein paar Tage in die Tagespflege ins Altersheim gehen. Das war es, was ich mit dir besprechen wollte.«
Angela prustete los. »Du willst ins Altersheim? Also wirklich!«
Frederike zog einen Flunsch. »Die haben im St. Ägidius ein ganz tolles Programm. Singstunden, Seniorenturnen, Bingorunde und Nachmittagskaffee – das wird bestimmt schön.«
Angela lachte. »Ich weiß genau, was du willst. Spionieren! Dir reicht Klara nicht aus – du willst selbst undercover ermitteln!«
Frederike hob die Hände. »Ertappt! Kannst du mich anmelden? Ich glaube, das wirkt besser, als wenn ich selbst anrufe.«
»Klar, kann ich machen. Ab wann soll’s losgehen?« Angela stand auf und griff zum Telefon.
»So flott wie möglich. Ich will keine Zeit verlieren.« Frederike brannte förmlich darauf, selbst aktiv zu werden.
Angela telefonierte mit dem Seniorenheim und meldete ihre Tante an. Nachdem alle Daten erfasst waren, wurde ausgemacht, dass Frederike am nächsten Morgen gegen neun Uhr mit dem Seniorenbus zu einem Schnuppertag abgeholt werden sollte. Danach würde man weitersehen.
Als Angela aufgelegt hatte, meinte Frederike mürrisch, sie hätte doch auch selbst fahren können, doch Angela schaute sie mit ernstem Gesicht an.
»Du bist sowieso noch relativ jung für die Tagespflege. Wenn du auch noch selbst mit dem Auto vorfährst, nimmt dir keiner deine neue Rolle ab. Schick dich drein – du bist leicht dement und erholst dich zudem noch von einer Operation. Das ist perfekt für die Tagespflege. Und du kannst ungestört und naiv alle dummen Fragen stellen, ohne dass ein Todesengel oder was auch immer auf dich aufmerksam wird.«
Frederike lachte. »Ermittlungstaktisch an alles gedacht. Du würdest eine hervorragende Polizistin abgeben.«
Angela freute sich über das Lob, setzte aber noch nach: »Bitte, bitte, pass auf dich auf!«
Dann verschwand sie so schnell wie sie gekommen war.
Es war schon Jahre her, dass Frederike verdeckt im Einsatz gewesen war. Sie wurde jetzt doch nervös. Schließlich war sie nicht mehr die Jüngste und schon etwas eingerostet. Wie sollte sie dort auftreten, wie würde Klara reagieren? Und würde es ihr gelingen, dem mutmaßlichen Todesengel das Handwerk zu legen? Oder war sie doch zu sehr aus der Übung? Zu alt? Und wieso tat sie das eigentlich? Sie stellte den Wecker auf sieben Uhr, um nicht zu verschlafen. Doch nötig war das nicht, denn in der Nacht tat sie kein Auge zu.
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