R.L. Stine

Fear Street 51 - Schuldig


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      „Ja. Klar.“

      „Was hältst du von der Idee mit der Party?“

      „Find ich gut.“

      „Wir müssen jetzt los“, sagte Lisa und fuhr mit ihrem Rad den Weg hoch. „Bis dann!“

      Meg, Sue und Tony sahen ihnen nach, bis sie hinter den Bäumen verschwunden waren. „Ich denke, wir sollten uns auch auf die Socken machen“, meinte Sue. Sie sah immer noch bleich und mitgenommen aus.

      „Ich glaub’s ja wohl nicht!“, schrie Tony los.

      Beide Mädchen zuckten erschrocken zusammen. „Tony, was ist denn?“

      „Ich hab einen Platten!“ Er hob das Rad mit beiden Armen in die Luft.

      „Tony, nicht …“, sagte Meg.

      Einen Moment lang sah es aus, als wollte er das Rad zu Boden schleudern, aber dann überlegte er es sich anders und stellte es langsam wieder ab.

      „Tony, es ist doch nur ein platter Reifen. Warum schiebst du nicht nach Hause und …“

      „Fahrt schon mal vor“, murmelte er. „Wir sehen uns dann später.“

      Da er es anscheinend ernst meinte, stiegen die beiden Mädchen auf ihre Räder und fuhren davon.

      „Was ist denn mit dem los?“, fragte Sue.

      „Ich weiß auch nicht“, seufzte Meg. „Manchmal rastet er einfach aus.“ Sie hätte zu gerne gewusst, was mit ihm los war. Es war doch nicht normal, wegen einem Platten auszurasten, oder?

      An diesem Abend in ihrem Zimmer versuchte Meg, sich auf ihr Referat zu konzentrieren, aber ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Ellen. Der großen, schlaksigen, blonden, gut aussehenden Ellen. Meg fragte sich, ob sie sich wohl verändert hatte.

      Die Überraschungsparty war eine tolle Idee. Meg sah Ellens erstaunte Miene schon förmlich vor sich. Wie glücklich würden sie sein, alle wieder vereint.

      Das Telefon klingelte.

      Dankbar für die Unterbrechung, griff sie zum Hörer.

      „Hallo, Meg?“ Ein gedämpftes Flüstern. Als würde der Wind ins Telefon blasen.

      „Wer ist da?“, fragte sie, während sich ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Bauch breit machte. „Die Verbindung ist furchtbar schlecht.“

      „Hier ist ein Freund.“ Wieder dieses Flüstern.

      Wer konnte das sein?

      „Ich warne dich. Vergiss die Party für Ellen.“

      „Hey, Moment mal …“, rief Meg. Sie war verblüfft über den schrillen Klang ihrer Stimme. Über die Angst, die in ihr aufstieg. Und die Wut.

      „Es ist mein Ernst. Mein tödlicher Ernst. Keine Party für Ellen! Zwing mich nicht, dir zu beweisen, wie ernst ich es meine.“

      „Wer ist denn da? Was für ein blöder Witz …“

      Sie hörte ein Klicken. Und dann wieder das Freizeichen.

      Wütend legte Meg den Hörer auf. Im Zimmer herrschte nun Stille. Aber die flüsternde Stimme blieb und wiederholte in ihrem Kopf die bedrohliche Nachricht. Das Flüstern wurde lauter und lauter, bis sie beide Hände auf die Ohren presste, um die unheimliche Stimme zum Schweigen zu bringen.

      2

      Samstagabend

      Meg saß an ihrem Schreibtisch und starrte das Telefon an, bis es vor ihren Augen verschwamm. Wie fühlte sie sich?

      Erschrocken? Nein.

      Wütend? Ja, das schon eher. Wütend und beleidigt.

      Hatte der Anrufer wirklich gedacht, er könne ihr mit diesem blöden, heiseren Geflüster Angst einjagen?

      „Wer immer es war, er hat wahrscheinlich zu viele schlechte Horrorfilme gesehen“, dachte Meg. Wie bescheuert! Die Mädchen in diesen Filmen waren doch immer nur kreischende Angsthasen. Kaum bekamen sie einen unheimlichen Anruf, waren sie sofort völlig aufgelöst und zu Tode erschrocken.

      Aber das hier war das wahre Leben und kein blöder Film. Offensichtlich kannte dieser anonyme Anrufer Meg nicht besonders gut. Okay, sie war vielleicht klein und sah sehr jung aus. Aber sie ließ sich nicht so einfach rumschubsen. Sie war störrisch wie ein Maulesel. Jedenfalls sagte ihre Mutter das immer. Und Meg betrachtete es als Kompliment.

      Doch ihr Herz klopfte wie wild. „Okay“, gestand sie sich ein, „vielleicht bin ich ein ganz klein bisschen aufgeregt.“

      Meg griff zum Hörer und wählte Tonys Nummer. Bei ihm war besetzt.

      So was Blödes. Mit wem telefonierte er denn?

      Sie wollte mit jemandem reden. Mit ihren Eltern? Nein. Die würden gleich wieder einen Riesenaufstand machen. Wahrscheinlich würden sie sofort die Polizei rufen und ihr die Party verbieten.

      Bestimmt wollte ihr jemand aus der Schule mit diesem Anruf nur einen fiesen Streich spielen.

      Wieder wählte sie Tonys Nummer. Es war immer noch besetzt.

      Sie legte auf und versuchte es bei Lisa. Die hob nach dem ersten Klingeln ab und fauchte: „Wo bleibst du?“

      „Was?“

      „Steve?“

      „Nein, hier ist Meg.“

      „Oh, Meg. Entschuldige. Ich dachte, es wäre Steve. Er ist schon wieder zu spät dran. Ungefähr eine Stunde.“

      „Tut mir leid“, sagte Meg.

      „Du kannst doch nichts dafür“, beteuerte Lisa hastig. Sie klang mächtig sauer. „Ich versuch’s einfach mal positiv zu sehen. Vielleicht ist er ja von einem Laster überfahren worden und taucht deswegen nicht auf.“

      „Stimmt. Nimm’s locker.“ Meg lachte.

      „Und was machst du so? Wartest du auf Tony?“

      „Nein. Wir gehen doch heute nicht weg. Ich müsste mich dringend an mein Referat für Psycho setzen.“

      „Aber …“

      „Ich hab eben einen unheimlichen Anruf bekommen.“

      „Wirklich?“ Lisa klang plötzlich interessiert. „War es so ein Typ, der ins Telefon gestöhnt hat? Das ist mir mal passiert. Mann, war das widerlich!“

      „Nein. Der Kerl hat geflüstert.“ Meg bereute schon, dass sie Lisa von dem Anruf erzählt hatte. Sie würde nur wieder endlos Witze darüber reißen. Mit ihrem lockeren Mundwerk machte sie sich über alles lustig. Nie nahm sie irgendwas ernst.

      „Was hat er denn geflüstert?“, fragte Lisa. „Zärtlichkeiten?“

      „Nein. Er hat mir gesagt, dass ich die Party für Ellen vergessen soll.“

      „Er hat was?“

      „Du hast richtig gehört. Er hat mich davor gewarnt, diese Party zu organisieren.“

      „Tja … wen kennen wir denn alles, der Partys hasst?“

      „Ich weiß nicht. Die Stimme hab ich nicht erkannt. Es war so ein heiseres Flüstern. Ich könnte nicht mal sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war.“

      „Ich wette, es war Steve“, sagte Lisa. „Er würde alles tun, um nicht rechtzeitig bei mir sein zu müssen.“

      Das sollte natürlich ein Witz sein, aber Meg lachte nicht. Sie war genervt, weil Lisa die Sache nicht ernster nahm. „Es war irgendwie unheimlich“, sagte sie zu ihr. „Wie vielen Leuten hast du eigentlich schon von Ellen und der Party erzählt?“

      „Einer Menge“, antwortete Lisa. „Nachdem ich im Park über euch gestolpert war, bin ich ins Einkaufszentrum gefahren.