Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman


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zu kämpfen.«

      »Mir ist, als hätte ich diesen Namen schon mal gehört«, überlegte Agatha Simpson. »Aber ist das alles nicht schon lange her?«

      »In der Tat, Mylady. Aber wie man sieht, wiederholt sich offenbar vieles im Lauf der Zeit.«

      Der Fahrer des Rolls-Royce reichte in diesem Augenblick etwas zum Seitenfenster hinaus, das der Mann in Grün entgegennahm. Einen Moment später wandten sich der »Grüne« und sein Begleiter von dem Wagen vor Parkers hochbeinigem Monstrum ab und gingen achtlos weiter. Im Rückspiegel sah Parker, wie sie ein ganzes Stück weiter hinten stehenblieben und sich zu einem silbergrauen Jaguar niederbeugten.

      »Die beiden Lümmel haben mich keines Blickes gewürdigt, Mister Parker. Was sage ich dazu?«

      »Der Privatwagen meiner bescheidenen Wenigkeit dürfte nicht den Anforderungen der beiden Herren entsprochen haben«, vermutete der Butler. »Wie die Sage zu berichten weiß, raubte Mister Hood ausschließlich die Begüterten aus, um deren Geld unter die Armen zu verteilen.«

      »Und Sie meinen, so was passiert jetzt auch wieder?« erkundigte sich Agatha Simpson animiert. »Ich finde, das ist eine recht hübsche Idee, Mister Parker.«

      »Wenngleich nicht ganz mit geltendem Recht in Einklang zu bringen, Mylady«, bemerkte Parker gemessen, »zudem könnten auch weniger edle Motive hinter einer solchen Handlungsweise stehen, wie Mylady bereits vermuten.«

      »Nun ja, Mister Parker, das ist allerdings richtig.« Die Lady nickte nachdenklich und war felsenfest der Überzeugung, daß Parker genau das in Worte gekleidet hatte, was sie insgeheim vermutete. »Es geschieht immer wieder, Mister Parker, daß man scheinbar edle Motive vorgibt, um verbrecherische Ziele zu tarnen. Trauen Sie nie dem äußeren Schein, er trügt nur allzu oft, beherzigen Sie das für Ihre Zukunft, wenn Sie nicht früher oder später einen Reinfall erleben wollen.«

      »Man wird Myladys Ratschlag zu schätzen wissen«, versprach Parker und stieß seine Wagentür auf. »Es hat den Anschein, als käme es hinter Mylady zu einer kleinen Meinungsverschiedenheit.«

      »Ach, tatsächlich?« Agatha Simpson öffnete ihrerseits die Tür und stieg überraschend schnell aus. Der mit einem soliden Hufeisen gefüllte Handbeutel baumelte an ihrem Arm und wartete nur darauf, eingesetzt zu werden.

      *

      »Das ist Wegelagerei!« brüllte der Jaguarfahrer so laut, daß es die Lady und Parker, die gut und gern fünf oder sechs Wagenlängen entfernt waren, mühelos verstanden. »Ich denke nicht daran, auch nur einen Penny zu zahlen!«

      Im nächsten Augenblick drückte der Mann die Tür seines Wagens heftig auf, offenbar in der Absicht, den Grüngekleideten zu treffen. Der aber erwies sich als wachsam, sprang reaktionsschnell zur Seite und entging dem Anschlag. Der Jaguarfahrer fiel dabei halb aus seinem Wagen und wurde von einem mächtigen Schlag ins Genick getroffen, den ihm Pseudo-Robin Hood mit dem Kolben seiner Armbrust versetzte.

      Auch der Beifahrer versuchte sein Glück und handelte. Er hatte die Seitenscheibe gesenkt und beugte sich aus dem offenen Fenster, um nach dem daneben stehenden »Mönch« zu greifen. Trotz seines Bauches erwies sich dieser jedoch als nicht weniger reaktionsschnell.

      Der »fromme Bruder« trat etwas zurück und gelangte aus der Reichweite der zupackenden Hände. Im nächsten Augenblick stand er wieder direkt neben dem offenen Fenster und griff seinerseits zu. Er zerrte den überraschten Beifahrer mit einer Hand aus dem Wagen, ballte die andere Hand zur Faust und ließ sie auf den Hinterkopf des überrumpelten Mannes sausen.

      Der Fahrer des Jaguars wollte noch immer nicht aufgeben, sprang auf die Füße und drang ungestüm auf »Robin Hood« ein, der zurückwich und seine Armbrust in Anschlag brachte.

      Bevor er jedoch abdrücken konnte, griff Lady Agatha ein. Sie blieb stehen, zielte kurz und schickte dann ihren perlenbestickten Pompadour auf die Reise. Der Handbeutel sauste schwungvoll durch die Luft, beschrieb eine leichte Parabel und senkte sich dann auf den Hut des Grüngekleideten.

      Die an sich schon zerbeult wirkende Kopfbedeckung wurde noch mehr außer Form gebracht, die bis dahin lustig vor sich hinwippende Feder geknickt, und der Träger des Jägerhütchens fühlte jähen Kopfschmerz, der ihn zwang, seine kriegerischen Pläne aufzugeben. Er ließ die Armbrust sinken, griff sich an den Kopf und gab sich, zu Boden gesunken, seinem Leid hin.

      Auch der »Mönch« machte eine schmerzliche Erfahrung. Zunächst hatte er die Absicht, weiter auf den Beifahrer einzudreschen, um dessen Widerspruchsgeist zu brechen. Bevor er aber zur Tat schreiten konnte, wurde er von einem harten Gegenstand getroffen, der gegen seinen Schädel prallte.

      Dieser Gegenstand hatte sich ebenso lautlos wie plötzlich genähert und ihn völlig überraschend aus dem Konzept gebracht. Der Mann in der Kutte schüttelte benommen den Kopf und mußte sich erst mal an der Karosserie des Jaguars stützen, um nicht umzufallen.

      »Nicht schlecht, Mister Parker, aber wohl doch etwas zu schwach«, kommentierte Lady Agatha, die Parkers Schuß mit der Gabelschleuder kritisch verfolgt hatte. »Sie sind wieder mal viel zu rücksichtsvoll, aber das bin ich ja gewohnt.«

      »Man wird sich um Besserung bemühen«, versprach Parker und legte eine neue, hart gebrannte Tonmurmel in seine Schleuder, die im Grund nichts weiter als die Weiterentwicklung jener sogenannten Zwille war, wie sie Lausbuben seit altersher benutzten, um damit diverse Schäden anzurichten.

      Während er die Schleuder erneut aktivierte, um sein Ziel aufzunehmen, stieß der Jaguar-Beifahrer seine Tür auf und stürzte sich auf den »Mönch«, um ihn in ein Handgemenge zu verwickeln. Parker sah sich gezwungen, seine Schleuder zu senken und vorläufig auf einen Schuß zu verzichten, um den Mann aus dem Jaguar nicht zu gefährden.

      »Robin Hood«, hatte sich mittlerweile von Myladys Niederschlag via Handbeutel erholt und setzte sich ab. Er verschwand hinter einer Buschreihe, die die Straße säumte, und entschwand damit den Blicken. Einen Moment später schüttelte der »Mönch« seinen Widersacher ab und folgte ihm.

      *

      »Nicht zu fassen«, staunte Kathy Porter, die Sekretärin und Gesellschafterin der Lady, und schüttelte den Kopf, als Agatha Simpson ihre farbige Erzählung beendete.

      »Und die beiden Banditen sind Ihnen entkommen?« erkundigte sich Mike Rander mit mildem Spott in der Stimme. Rander war Anwalt und Vermögensverwalter der resoluten Dame und sah einem bekannten James-Bond-Darsteller verblüffend ähnlich. Er lehnte lässig am Kamin in der großen Wohnhalle des altehrwürdigen Fachwerkhauses in Shepherd’s Market und blickte die Lady belustigt an.

      »Nun ja, mein Junge, Sie kennen doch Mister Parker!« Lady Agatha maß ihren Butler mit strengem Blick und schüttelte entsagungsvoll den Kopf. »Ich allein hätte die beiden Strolche nie und nimmer entkommen lassen, aber dank Mister Parkers bekannter Großzügigkeit konnten sie sich absetzen. Also wirklich, Mister Parker, Sie lernen es nie, obwohl ich sicher eine perfekte Lehrmeisterin bin!«

      »Meine bescheidene Wenigkeit bedauert außerordentlich, daß Myladys Bemühungen auf so unfruchtbaren Boden fallen«, entschuldigte sich Parker. »Man wird sich inständig um Besserung bemühen.«

      Die Hausherrin zeigte sich nachsichtig und seufzte erneut.

      »Das ist ja ’ne völlig neue Masche, sowas war noch nie da«, bemerkte Mike Rander. »Vielleicht meinen es die Leute wirklich ernst und geben wie ihr Vorbild ihre Beute an Bedürftige weiter.«

      »Aber mein lieber Junge, wie kann man nur so naiv sein, was hier gespielt wird, sieht doch ein Blinder.« Agatha Simpson sah den Anwalt milde lächelnd an und wußte wieder mal ganz genau, woran sie war.

      »Sie gehen also davon aus, daß das nur eine raffinierte Masche ist, um kriminelle Machenschaften zu tarnen, Mylady?« erkundigte sich Kathy Porter lächelnd und zwinkerte Mike Rander unauffällig zu.

      »Aber sicher, Kindchen, das ist doch gar keine Frage.« Lady Agatha nickte energisch und wischte eventuelle Zweifel beiseite. »Für solche Dinge habe ich ein untrügliches Gespür, mein Kind, und deshalb bin ich auch so erfolgreich. Habe