Kathrin Fuhrmann

Heiße Küsse & eine neue Kulisse


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uns von ihnen fern. Das ist etwas, das man möglichst schnell lernen sollte. Halten Sie sich von negativen Einflüssen fern. Lassen Sie nicht zu, dass man Ihnen kaputt macht, was Sie mit Glück erfüllt. Wenn Sie etwas oder jemanden lieben, dann müssen Sie darum kämpfen. Leute, die nicht in der Lage sind, uns so zu lieben, wie wir sind, haben uns nicht verdient.“

      Er wünschte, es wäre so einfach, seinen Verstand davon zu überzeugen. „Danke für die offenen Worte.“

      „Nein, ich danke Ihnen, dass Sie ihre Beziehung zu einem Mann nicht versteckt haben, dass Sie das nicht geleugnet haben. Das hätte die völlig falschen Signale gesetzt. Seien Sie stolz auf das, was Sie getan haben. Und der Rest der Welt kann Ihnen den Buckel runterrutschen.“

      „Könnten Sie das dem Rest der Welt mitteilen, Elisabeth?“, fragte er.

      „Keine Sorge. Das schaffen Sie auch ganz allein. Das Wichtigste ist, nicht über das beleidigende Verhalten von Ignoranten hinwegzusehen. Wir lernen von Anfang an, unsere Feinde nicht noch zu provozieren. Doch je weniger Gegenwind Hater erhalten, desto sicherer fühlen sie sich. Wir alle sind verantwortlich dafür, die Welt zu einem Ort zu machen, an dem wir alle glücklich sein können. Es spielt keine Rolle, wie wir unser Leben gestalten, solange wir andere dadurch nicht verletzen. Wir haben das Recht, uns für unser Lebenskonzept einzusetzen. Denn würde ich ignorieren, wenn man meine Frau beleidigt, ohne für sie einzutreten, wäre ich genauso schlimm wie die Leute, die uns angreifen. Ich habe meine Meinung auch unter unserem Hochzeitsbild vertreten und die Worte stehen lassen, um ein Signal für andere zu setzen. Wer sich mit mir anlegt, muss mit Gegenwind rechnen.“

      „Ich bewundere Sie“, gestand er.

      Das brachte sie wieder zum Lachen. Sie zwinkerte ihm zu. „Erzählen Sie mir mehr. Zum Glück haben wir den Rest des Fluges, damit Sie mir wundervolle Komplimente machen können.“

      Es war still in seiner Wohnung. So still, dass er es irgendwann nicht mehr ertrug. Gegen Mittag kroch er aus seinem Bett und machte sich einen Kaffee, damit sein Verstand wieder in Schwung kam.

      Er hatte einen ganzen Tag Auszeit gebraucht, bevor er das Bedürfnis verspürte, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Davor hatte er sein Handy ausgeschaltet und sich ganz in seinen Gedanken verloren. Das, was die Fremde auf dem Flug zu ihm gesagt hatte, ließ ihn nicht mehr los. Ein Vorbild zu sein, war niemals seine Absicht gewesen. Tatsächlich setzte es ihn unter Druck, jetzt noch mehr von der Presse verfolgt zu werden. Dennoch verstand er, worauf sie hinaus wollte. Und er war bereit anzuerkennen, dass Angus’ richtig gehandelt hatte, als er ihn vor seiner Familie verteidigt hatte. Ungerechtigkeiten zu ignorieren, machte sie nicht ungeschehen.

      Angus konnte nichts dafür, dass die Situation für Patrick so schwierig war. Möglicherweise sollte er sich einfach nur auf sein Herz verlassen. Es hatte einen Grund, weshalb Angus sich hatte hineinschleichen können. Und Patrick liebte den Schotten immer noch. Irgendwie musste er lernen, seinem Stolz nicht die Kontrolle über seine Taten zu überlassen. Er reagierte nicht, wie er es in der Nähe von anderen Menschen tat. Angus und Patrick waren beide starke Charaktere. Sie würden sich beide ein wenig zurücknehmen müssen, um eine Möglichkeit zu finden, sich nicht unnötig zu verletzen. Irgendwann musste Patrick sich für seine harten Worte entschuldigen. Vor drei Tagen hatte er Highcomb verlassen. Je länger er wartete, umso schwieriger würde es werden, die Verletzungen auf beiden Seiten zu heilen. Doch zuerst musste Patrick darüber hinwegkommen, dass Angus sich erneut in seine Karriere eingemischt hatte.

      Als er das Handy anmachte, wollten die Benachrichtigungen gar nicht mehr abreißen. Angus hatte fünfmal angerufen und zwölf Textnachrichten hinterlassen. Die ignorierte Patrick erst einmal. Ein Anruf war wichtiger, bevor er sich mit der Besorgnis seines Liebhabers auseinandersetzte.

      Er wählte Neils Nummer und ging zum Fenster, um nach draußen zu sehen, während er auf seinen Agenten wartete.

      „Hallo, Patrick“, meldete Neil sich nach dem zehnten Klingeln. „Wie läuft die Familienzusammenführung?“

      „Themenwechsel.“ Patrick räusperte sich. „Hast du einen Auftrag, den ich spontan übernehmen soll? Ich bin wieder in New York.“

      „So schlimm, ja? Mach dir nichts draus. Dann ist seine Spießermutter eben kein Fan von dir. Sie wird sich schon irgendwann daran gewöhnen, dich an der Seite ihres Sohnes zu sehen.“

      Er brummte nur. „Hast du jetzt etwas für mich zu tun, oder nicht?“ Gott, er hoffte, Neil würde ihm Ablenkung bieten können.

      „Tut mir leid. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du tatsächlich so schnell zurückkommen würdest. Im Moment habe ich nichts Passendes auf dem Tisch, aber ich höre mich für dich um. Übrigens gibt es da noch etwas, das ich dir unbedingt erzählen wollte.“

      „Hast du wieder eine neue Freundin?“

      Neil lachte auf. „Natürlich, darum geht es allerdings bei meinen wichtigen Neuigkeiten nicht. Ich habe vor ein paar Tagen von einem geplanten Film gehört, der bis nächstes Jahr abgedreht werden soll. Eine der Hauptrollen wäre perfekt für deinen Einstieg in die Schauspielwelt.“

      Die Erinnerung an den Streit mit Angus drückte Patricks Herz zusammen. „Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, diesen Schritt schon zu gehen.“

      „Was redest du denn da für einen Blödsinn? Neulich hast du mir noch in den Ohren gelegen, dass ich dir unbedingt eine Rolle in einem Film verschaffen soll. Du hast verlangt, dass es am besten gleich ein Hollywood-Blockbuster sein sollte. Wenn ich daran denke, wie sehr du mich damit genervt hast …“

      „Man kann seine Meinung doch wieder ändern“, unterbrach Patrick.

      „Zu spät. Ich habe bereits alles in die Wege geleitet, damit du deine Traumrolle ergatterst.“

      Jetzt verspürte er doch einen Anflug von Aufregung. „Meine Traumrolle?“

      „Zumindest könnte sie das werden. Roberto Pourtoi plant einen Film über einen erfolglosen Schauspieler, der auf seinen Durchbruch hofft. Dieser Marcus Lovett erhält die Möglichkeit, in einem Independent Film mitzuwirken, in dem er einen schwulen Cowboy spielen soll. Eigentlich steht er ja auf Frauen, aber während der Dreharbeiten kommen sein Filmpartner und er sich näher. Mit jedem Filmkuss wird deutlicher, dass Marcus sich tatsächlich zu dem anderen Cowboy hingezogen fühlt. Zuerst reagiert er total panisch, bevor ihm klar wird, dass das zwischen ihnen mehr als ein Flirt ist.“

      „Wie das Leben halt so spielt“, warf Patrick ein und fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, in der seine Liebe zu Angus gewachsen war.

      „Genau. Es ist, als wäre dieser Film wie für dich gemacht. Klar gibt es auch ein paar Unterschiede. Der andere Schauspieler hat eine kriminelle Vergangenheit. Marcus wird deshalb entführt und muss einiges durchleiden. Dann gibt es noch eine Frau, die er in jungen Jahren betrunken geheiratet hat, und die jetzt, wo er berühmt wird, plötzlich wieder auf der Matte steht. Dennoch habe ich das Gefühl, als gäbe es niemanden, der die Rolle so überzeugend spielen könnte wie du.“

      „Tatsächlich klingt der Film interessant“, gab Patrick zu. „Denkst du, ich habe Chancen, die Rolle zu bekommen?“

      Neil schnaufte. „Es gestaltet sich schwieriger als gedacht. Ich habe deine Unterlagen sofort eingereicht, als ich von dem Film gehört habe. Leider hat dieser Roberto Pourtoi keine Ahnung, wer du bist.“

      Patrick lachte auf. „Das könnte durchaus von Vorteil sein.“

      „Eigentlich nicht. Deine Geschichte mit Angus ist genau das, was dich für die Rolle von Marcus prädestiniert. Als Fotomodel bist du gefragt. Das allein reicht allerdings nicht, um dich für einen Regisseur interessant zu machen.“

      „Na, du bist ja geschickt darin, mich aufzumuntern“, beschwerte sich Patrick. Angus würde an dieser Stelle nichts unversucht lassen, um Patrick davon zu überzeugen, dass es ihm gelingen würde, die Rolle zu ergattern. Der sture Schotte würde nicht lockerlassen, bis Patrick fest daran glaubte.

      Gott, wie sehr er Angus vermisste. Noch während Neil von diesem Filmprojekt erzählte, wollte Patrick seinem