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Zum Tee bei Elisabeth Kübler-Ross


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– Geistliche, Gemeindemitglieder, die Angehörigen von Patienten und die Patienten selbst kamen. Die Orte wurden entlegener, die Veranstaltungen häufiger, und Elisabeth verbrachte immer mehr Zeit in Flugzeugen, während sie immer weniger Gelegenheit hatte, sich auszuruhen, sich ihrer Familie zu widmen, vernünftig zu essen und zu entspannen.

      Ein dauerhafter Standort für Elisabeth wurde in Kalifornien gefunden, der sowohl die Kosten senken als auch die Zeit begrenzen konnte, die ihre ausgedehnten Reisen erforderten. Ihre Arbeitsleistung ging zu Lasten ihrer Familie. Es war praktisch unmöglich für sie geworden, auch nur eine Teilzeitehefrau und -mutter zu sein. Die Gesellschaft schrie nach Veränderung, und sie konnte den Ruf ihres Herzens und ihrer Seele nicht einmal beschwichtigen, um ihre Ehe zu retten.

      Als ich Elisabeth im Januar 2004 zum letzten Mal sah, erschien mir ihr kleiner Körper gebrechlich, und obwohl sie zwölf Jahre jünger war als ich, war ich verblüfft, wie sehr sie gealtert war. Doch der Glanz in ihren Augen war immer noch da. Sie breitete ihre Arme aus, und wir umarmten uns. Es tat mir weh, sie in einem so kleinen, dürftigen Raum zu sehen, aber das schien ihr nichts auszumachen. Wie immer waren es die Menschen, um die es ihr ging!

      Viele hörten Elisabeth sagen, dass für sie als den mickrigsten der Drillinge kein Platz auf dem Schoß ihrer Mutter war. Aus dem “mickrigen Drilling” ist ein sich in die Lüfte schwingender Adler geworden.

      *** Florence Wald, ehemals Dekanin der Ausbildung von Krankenschwestern an der Yale University, tat sich mit einem Chirurgen, einem Kinderarzt und einem Pfarrer zusammen und gründete 1971 das erste Hospiz in den Vereinigten Staaten. Sie schrieb über Hospizpflege und die Rolle der Krankenschwester und arbeitet gegenwärtig an der Einrichtung von Hospizstationen an amerikanischen Strafanstalten. Zu ihren zahlreichen Ehrungen gehört die Aufnahme in die “Ruhmeshalle der Frauen der Nation” im Jahre 1998.

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       Barbara Marx Hubbard

       Eine kurze Begegnung

      Die spirituelle Hypothese, die Barbara Marx Hubbard in ihrem Bestseller “The Revelation: Our Crisis is a Birth” (“Die Offenbarung: Unsere Krise ist eine Geburt”) vorstellte, weckte Elisabeths ungeheuren Wissensdrang und ihre Fantasie.

      Meine erste und einzige Begegnung mit Elisabeth fand statt, als sie mich anrief, nachdem sie mein Buch “The Revelation: Our Crisis is a Birth” gelesen hatte, eine Deutung des Neuen Testaments, die ein Zukunftsbild von Christus als die nächste Stufe der menschlichen Evolution entwirft.

      Elisabeth war von dem Buch sehr angetan und trat in einen Dialog mit mir über die Möglichkeiten des Menschen – ob der Tod selbst eine Stufe der Evolution sein könnte und wie wir das Bewusstsein von Kontinuität durch viele Verkörperungen erwerben und schließlich zu immer weiter sich entwickelnden menschlichen Wesen werden können.

      Ich hatte nicht das Vergnügen einer persönlichen Begegnung mit ihr außer im Geiste. Ich denke, dass ihr Mut, mit dem sie uns half, die Angst vor dem Tod zu überwinden und ihn als einen Durchgang zu sehen, dazu beigetragen hat, die Grenze zwischen den Welten zu verwischen und der menschlichen Entwicklung einen weiteren, uns vorher unbekannten Horizont zu erschließen.

      *** Barbara Marx Hubbard ist Zukunftsforscherin, hält Vorträge und ist Autorin von vier Büchern, neben dem genannten auch “Conscious Evolution: Awakening the Power of Our Social Potential” (“Bewusste Evolution: Die Kraft unseres sozialen Potentials erwecken”). 1984 wurde sie von der Demokratischen Partei als Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten nominiert. Sie ist Präsidentin der “Foundation for Conscious Evolution” (“Stiftung für bewusste Evolution”).

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       Mwalimu Imara

       Erinnerung an eine Neugeburt

      Im Endstadium der Arbeit an ihrem Buch “Interviews mit Sterbenden”, das ein Klassiker werden sollte, wandte Elisabeth sich um Beistand und Rat an ihren Freund und Kollegen Mwalimu Imara, der damals Kaplan der Universitätsklinik der Chicago University war.

      Unter meinen zahlreichen Erinnerungen an Elisabeth Kübler-Ross ragt der Abend heraus, den wir zusammen verbrachten, als sie ihr Buch vollendet hatte. Damals gewährte sie mir einen Einblick in den Wurzelgrund, aus dem ihr aufregendes Buch entstanden war.

      Dass die Thematik Tod und Sterben in den Vereinigten Staaten und in der ganzen Welt zu einer Bewegung wurde, begann mit der Veröffentlichung von Elisabeths Buch “Interviews mit Sterbenden” im Jahr 1969. Dieses Buch trug dazu bei, dass Menschen, die im Gesundheitswesen tätig waren, und auch Laien die Grausamkeit unseres institutionalisierten Sterbens bewusst wurde.

      Ich entsinne mich lebhaft des Abends, als diese Revolution begann. Elisabeth hatte von ihrem Verleger die Druckfahnen erhalten und lud mich zu sich ein, um ihr zu helfen, dem Buch den letzten Schliff zu geben. Es mussten Zitate aus den Werken von Rabindranath Tagore, die allen Kapiteln vorangestellt sind, ausgewählt werden. Sie hatte bereits eine Vorauswahl getroffen, wollte aber jemanden dabei haben. Sie hatte das letzte Kapitel des Buches abgeschlossen, war mit dem Ende jedoch nicht ganz zufrieden. Dieses bedurfte einer Bearbeitung oder Neuformulierung. Außerdem gab es ein Kapitel, das noch nicht in das Buch aufgenommen war: das Kapitel über das Leben nach dem Tod. Sollte sie es aufnehmen oder nicht? Diese Entscheidung musste noch getroffen werden.

      Nach dem Essen saß meine Frau Harriet, die sich später Saburi nannte, im Wohnzimmer und plauderte mit Manny, Elisabeths Ehemann. Elisabeth räumte den Tisch in der kleinen Küche neben dem Wohnzimmer ab, und wir nahmen uns das Manuskript vor. Es war etwas nach neun Uhr.

      Während ich Teile des Manuskripts zum ersten Mal las, suchte Elisabeth zögernd die Tagore-Zitate aus und bat mich um meine Meinung, ob sie passten. Natürlich ging es ihr mehr um meine Zustimmung als um Kritik. Schließlich hatte sie schon viele Stunden damit verbracht, die passenden Zitate den einzelnen Kapiteln zuzuordnen.

      Das Buch lag ihr sehr am Herzen. Es wurde immer später, und endlich konnten wir das letzte Kapitel durchsehen. Wir dachten beide, dass es zum Ausdruck brachte, was Elisabeth sagen wollte, aber sie meinte, dass es noch nicht fertig sei und dass wir eine gemeinsam verfasste Passage an den Schluss stellen sollten, und das taten wir dann. Ich weiß, dass sie mir auf diese Weise für meine Unterstützung ihres Seminars und dafür danken wollte, dass ich ihr in der mühseligen, einsamen Aufgabe, ihrem Manuskript den letzten Schliff zu geben, Gesellschaft leistete. Doch jetzt war zu entscheiden, was mit dem Kapitel über das Leben nach dem Tod geschehen sollte.

      Wir hatten beide Erfahrungen aus erster Hand von Menschen gesammelt, die einen Herzstillstand erlitten hatten und dann wiederbelebt worden waren. Wir hörten von Hinterbliebenen, dass ihnen längst verstorbene Familienmitglieder erschienen waren. Wir hatten Kindern zugehört, die in den letzten Tagen oder Stunden ihres Lebens schilderten, wie ein freundlicher Unbekannter sie besuchte und mit ihren redete. Der Tod erschien weniger eine geschlossene Mauer als eine Schwingtür zu sein. Doch die Berichte von Wiederbelebungen waren noch spannender, weil sie von Patienten der Intensivstationen unserer eigenen Klinik stammten. Daher konnten diese Geschichten leicht überprüft werden.

      Wir konnten nicht glauben, dass jemand, der diese Fallgeschichten las, nicht wie wir überzeugt sein würde, dass es vieles gibt, was wir über die Grenze zwischen Leben und Tod zu lernen haben. Sicher hatten wir genug Material, um die Aufmerksamkeit eingefleischter Skeptiker zu erregen.

      Wir hatten genügend Fallbeispiele. Das war das Wesentliche. Sollte Elisabeth also dieses Kapitel über Leben nach dem Tod in ihr Buch aufnehmen? Ich erzählte Elisabeth, dass ein mir befreundeter Pfarrer, Rhys Williams, ein Buch mit einem ähnlichen Kapitel eingereicht hatte, das abgelehnt worden war, weil er sich weigerte, dieses Kapitel wegzulassen.

      Elisabeth vermutete, dass ihr Verleger sich für avant garde halten würde, wenn er ein Buch über Tod und Sterben veröffentlichte. Wir konnten nicht wissen, dass